Vom Werber zum Pfarrer

Pfarrer Nach einem einjährigen Vikariat in Olten wurde Renato Maag kürzlich von der reformierten Landeskirche Aargau zum Pfarrer ordiniert. Der ehemalige Werbefachmann und Gymnasiallehrer über seinen Entschluss Theologie zu studieren und über Werbung für die Kirche.

Pfarrer Renato Maag vor der Friedenskirche in Olten, in welcher er sein Vikariatsjahr absolvierte. mim)
Pfarrer Renato Maag vor der Friedenskirche in Olten, in welcher er sein Vikariatsjahr absolvierte. mim)

Renato Maag strahlt über das ganze Gesicht. Er hat auch allen Grund dazu, denn nach seinem sechsjährigen Studium in Theologie und seiner kürzlich erfolgten Ordination zum Pfarrer wird sich Maag mit seiner Frau eine kurze Auszeit nehmen. Auf die Frage, wieso der bald 50-Jährige nicht bereits in jüngeren Jahren das Theologiestudium absolviert hat, meint Maag lachend: «Mein damaliger Religionslehrer hat mich zum theologischen Denken geführt. Das Interesse am Theologiestudium war vorhanden, doch schreckten mich damals die alten Sprachen zu sehr ab.» Kirchlich geprägt wurde der Stadtzürcher bereits in der Kindheit durch sein Elternhaus und die Auseinandersetzung mit seinem Glauben begleitete Maag stets auf seinem Lebensweg.

Vom Werbefachmann zum Pfarrer

Neben seinem Interesse für die Theologie hatte Maag stets eine Affinität zur deutschen Sprache. Nach seiner Matura an der Kantonsschule Freudenberg in Zürich absolvierte er deshalb ein Praktikum bei der Werbeagentur Szombath & Zürrer in Zürich. Nach rund zweijähriger Tätigkeit als Texter und Konzepter hatte der damals 23-Jährige genug: «Ich wollte das Gesamtpaket einer Kampagne umsetzen können und nicht nur mit einem Text einen Teil dazu beitragen.» Er entschied sich für ein Studium der Ökonomie an der Hochschule St. Gallen mit Schwerpunkt Pädagogik und Wirtschaftsethik. 1994 trat er seine erste Anstellung als Lehrbeauftragter an der Kantonsschule Enge in Zürich an. «Darauf lernte ich die griechische Sprache, habe Bücher geschrieben und weiterhin, als Fachlehrer im Raum Zürich unterrichtet», erzählt Maag. Der Reiz eines Theologie-Studiums blieb jedoch in seinen Gedanken haften. Getrieben von der Bologna-Reform entschied sich Maag 2006, nach der Schnupperzeit bei einem Pfarrer in Winterthur, diesen Weg endlich einzuschlagen.

«Dranbleiben ist die Herausforderung»

«Das Theologie-Studium in Zürich hat mir grossen Spass gemacht, doch es war auch aufwändig und anstrengend.» Am Abend noch die Muse zu haben am Studium zu arbeiten sei nicht immer einfach gewesen. Zudem hätten es die bereits erwähnten, alten Sprachen in sich gehabt, erzählt Maag schmunzelnd über seine Zeit, als er Hebräisch lernen musste. Aber wieso verschlägt es einen Zürcher nach Olten? «Wir haben einige Jahre in Zürich und Winterthur gewohnt. Ein Jahr nachdem meine Frau ihre Stelle bei der Pädagogischen Hochschule Bern antrat, entschieden wir uns zum Umzug. Wir haben 2009 in Aarau ein Haus gekauft», erklärt Maag, der in der Zeit vor seinem Vikariat als Berufsschullehrer an der kaufmännischen Berufsschule in Olten tätig war.

Praktisches Lernjahr

«Um das einjährige Vikariat (die praktische Erlernung der Pfarrer-Tätigkeit in einer Kirchgemeinde) anbieten zu können, muss der Pfarrer eine entsprechende Ausbildung absolviert haben», erklärt Maag. In Pfarrer Uwe Kaiser von der Evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Olten fand Maag einen geeigneten Lehrer. Zu Beginn eines Vikariats geht es hauptsächlich ums Beobachten, später ums Mitwirken und in der letzten Phase ums selbstständige Gestalten von Gottesdiensten und Tätigkeiten in der Kirchgemeinde. Neben der praktischen Ausbildung absolvieren die angehenden Pfarrer während rund 14 Wochen Theoriekurse. «In Olten habe ich in Pfarrer Uwe Kaiser einerseits einen sehr gut strukturierten Pfarrer und andererseits eine gut funktionierende Gemeinde angetroffen», lobt Maag. Er habe, durch viel Wohlwollen der Gemeinde, die Möglichkeit erhalten, Verschiedenes auszuprobieren. So erzählt er von der Weihnachtspredigt, die humorvoll im Dialog mit Uwe Kaiser als Stimme von der Kanzel stattgefunden hat. «Ich durfte auch Theaterprojekte mit Gemeindemitgliedern umsetzen, was viel Spass gemacht hat.» Welchen Werbetipp würde der ehemalige Werbefachmann der Kirche mit auf den Weg geben? «Es sind viele Leute, auch Junge, auf der Suche, die Kirche hat jedoch ihre Deutungshoheit verloren. Deshalb bin ich der Meinung, dass miteinander die Frage behandelt werden sollte, wie das Evangelium in Zukunft gedeutet und verstanden werden kann», ist Maag überzeugt und fügt an: «DieKirche ist ein professionell geführtes Organ, welches mit viel Herzblut und Engagement betrieben wird, aber auch die Kirche muss sich, wie eine Unternehmung fragen, welche Zielgruppen sie ansprechen möchte. Und das ist für die Kirche wichtig: Wie diese in Beziehung zueinander kommen können.»

Weitere Artikel zu «Front», die sie interessieren könnten

Front28.02.2024

Der Börsenmann

Roland Arnet Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Aarburger Roland Arnet im Stadttheater Olten Sammlerbörsen. Mitte März findet die nächste…
Front21.02.2024

«Wir haben bis zu acht Anfragen pro Woche»

Kinderbetreuung In Wangen bei Olten hat eine neue Kindertagesstätte ihre Tore eröffnet. Geschäftsführerin Nicole Eggenschwiler erzählt, welche…
Front14.02.2024

Ein Umzug wie ein bunter Blumenstrauss

Fasnacht Mit einem lauten Knall setzte sich der Oltner Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag um 14 Uhr in Bewegung. Auch Fasnächtler aus anderen Regionen waren…