Vom Chnopf zum Master

Dimitri Stapfer: Bekannt wurde der Oltner Dimitri Stapfer durch den Film «Left Foot Right Foot». Am kommenden Samstag, 27. Juni steht er mit der Formation «Extraleben» auf der Bühne der Galicia Bar in Olten.

Der Schauspieler Dimitri Stapfer freut sich auf sein Heimspiel in der Oltner Bar Galicia. (Bild: mim)
Der Schauspieler Dimitri Stapfer freut sich auf sein Heimspiel in der Oltner Bar Galicia. (Bild: mim)

Obwohl er längst in Zürich zu Hause ist, bedeutet der Auftritt am Samstag, 27. Juni ein Heimspiel für den in Wangen bei Olten aufgewachsenen Schauspieler Dimitri Stapfer. «Ich freue mich sehr, unser Stück «A Lovely Piece of Shit», in Olten zeigen zu können. Olten bedeutet auf jeden Fall Heimat für mich, da ich hier meine Jugend und Schulzeit verbracht habe», so der 27-Jährige. Zudem hätten die Oltner ihn stets unterstützt. «Sei dies vor einem Jahr mit dem Film «Left Foot Right Foot», der im Kino Lichtspiele gezeigt wurde oder heute mit dem aktuellen Stück der Formation ‹Extraleben›».

Auf Reisen mit dem Zirkus

Stapfer wuchs bis zu seinem 15. Lebensjahr in Wangen bei Olten auf. War aber während zwei Jahren mit dem Zirkus Chnopf unterwegs. «Ich habe mit 12 Jahren auf dem Munzingerplatz in Olten eine Vorstellung des Zirkus gesehen und war begeistert. Meine Mutter ermutigte mich, am Casting teilzunehmen», erzählt Stapfer. Der Zirkus Chnopf ermöglicht Jugendlichen, künstlerische Erfahrungen zu sammeln, und unterrichtet sie auch in schulischen Fächern. «Diese Zeit war eine Lebensschule für mich. Ich lernte, mit anzupacken sowie im Freien bei Hitze oder Kälte zu spielen, und entdeckte mein Feuer für die Schauspielerei», zeigt sich Stapfer dankbar. Mit 15 Jahren stand Stapfer erstmals für eine Nebenrolle in einem Film vor der Kamera sowie auf der Theaterbühne. Der Jungschauspieler schloss die Schule ab und zog mit seinen Eltern nach Solothurn, wo er das 10. Schuljahr absolvierte und dem «Jungen Theater Solothurn» beitrat. Darauf absolvierte er die dreijährige Ausbildung zum Buchhändler. «Ich überlegte mir, welche Ausbildung möglichst viele Verbindungen zum Theater aufweist.» Via der Bücher wurde er auf die Buchhändlerausbildung aufmerksam. «Das Absolvieren einer Ausbildung war für mich auch ‹ein Ticket› für die Gesellschaft. Obwohl mein Lehrbetrieb mich sehr unterstützte und mich stets an Castings sowie Vorsprechen teilnehmen liess, merkte ich, dass ich in diesem Beruf nicht aufblühen konnte», erklärt Stapfer und fügt an: «Ich erfuhr am selben Tag, als ich die Abschlussprüfung als Buchhändler ablegte, dass ich an der Zürcher Hochschule der Künste angenommen wurde.» So absolvierte Stapfer von 2009 bis 2012 sein Studium und schloss vor einem Jahr mit dem Master ab. Während dieser Zeit wirkte er in diversen Kurzfilmen und vielen Theaterstücken mit und entwickelte währenddessen für das jährlich stattfindende Theaterfestival drei Stücke.

Von Feiern im Taxi

Für den Westschweizer Film «Left Foot Right Foot» sei für die Nebenrolle des autistischen Mika über längere Zeit ein Schauspieler gesucht worden. Das Filmteam suchte auch an den Schauspielschulen und lud Stapfer aufgrund seines Fotos zum Vorsprechen ein. «Scheinbar habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen», erzählt Stapfer lachend. «Als ich dann vor einem Jahr für meine Darstellung des «Mika« den Schweizer Preis als bester Nebendarsteller erhalten habe, blieb gerade noch genug Zeit mich zu bedanken, bis ich via Taxi zu einer Premiere im Schauspielhaus fahren musste, bei welcher ich mitwirkte.Etwas neben mir und mit dem Wunsch, es jemandem mitzuteilen, erzählte ich dem Taxichauffeur, dass ich soeben den Preis gewonnen habe», erinnert sich Stapfer schmunzelnd. «Grundsätzlich verändern Auszeichnungen nicht so viel. Doch, wenn Selbstzweifel aufkommen, hilft ein solcher Preis, wieder Mut und Selbestvertrauen zu schöpfen», weiss er. Wie hält es der Schauspieler mit dem Auswendiglernen? «Texte einzustudieren bedeutet lernen, lernen, lernen – da führt kein Weg vorbei», zeigt sich Stapfer unbeeindruckt. Auch ist er sich bewusst, dass die Schauspielerei ein hartes Pflaster ist und man nie weiss, ob man das nächste halbe Jahr einen Job hat. «Auch deshalb sind mir Formationen wie «Extraleben» sehr wichtig, die neben Leinwand und Bühne ein weiteres Standbein schaffen. Ob Theater oder Film spielt für ihn keine Rolle: «Ich liebe beides!»

Entführung ins Wummerland

Beim aktuellen Stück «A Lovely Piece of Shit» wirken vier Personen mit: Benjamin Burger, Ray Herlitz, Tobias Bienz und Dimitri Stapfer. «Wir greifen mit «A Lovely Piece of Shit» ein Thema auf, welches uns unter den Nägeln brennt: Unsere Generation, eine Spassgesellschaft auf der Suche nach dem grossen Glück und dem Sinn des Lebens, die aber trotzdem an der Oberfläche kleben bleibt», erklärt Stapfer begeistert. Das experimentelle Stück wurde bereits mit grossem Erfolg in Winterthur und angesagten Clubs in Zürich, Basel und Luzern gezeigt. «Auf eine exzessive und absurde Weise verfolgen wir in einem ersten Teil die Evolution der Menschheit beginnend mit dem Urknall. Es ist ein politisches und gesellschaftskritisches Stück, welches aber in einen humorvollen und sarkastischen Rahmen verpackt wurde. Ausserdem wollen wir den Austausch mit dem Publikum anregen.» Bis zum zweiten Teil werden DJane Anouschka (Freundin von Stapfer) und DJ Raycito mit ihrer elektronischen Musik dem Publikum einheizen. Jeweils kurz vor Clubschliessung wird das Theaterpublikum mittels vier verschiedenen Figuren ins Wummerland entführt.

Sa., 27. Juni, 22 Uhr, Galicia Bar in Olten

 

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