Very, very British!

Konzert Noch acht Tage verbleiben bis zu «Salve Aeternum», dem Konzert rund um Henry Hugo Pierson (1815-1873) in der Oltner Friedenskirche. Für das Projekt zeichnet der katholische Kirchenchor Hägendorf-Rickenbach verantwortlich – unter der Leitung seiner Dirigentin Penelope Monroe.

Die Dirigentin und Sängerin Penelope Monroe steckte alle mit ihrer Begeisterung und der Idee an, Werke von Pierson zum 175-Jahr-Jubiläum des Kirchenchors aufzuführen. (Bild: André Albrecht)
Die Dirigentin und Sängerin Penelope Monroe steckte alle mit ihrer Begeisterung und der Idee an, Werke von Pierson zum 175-Jahr-Jubiläum des Kirchenchors aufzuführen. (Bild: André Albrecht)

Das Szenario fällt aus dem Rahmen. Ein kleiner Chor aus dem Untergäu wagt zu seinem 175-Jahr-Jubiläum etwas Grosses und Aussergewöhnliches: eine Uraufführung nämlich, von Werken eines brillanten, aber weitgehend vergessenen und nun wiederentdeckten Komponisten aus dem 19. Jahrhundert. Das Ganze in englischer Sprache. Über 60 Sängerinnen und Sänger wirken mit, begleitet vom renommierten Basler Festival Orchester und dirigiert vom Komponisten Alfred Tubb aus England.

Pierson feiert ein Revival

Die treibende Kraft hinter «Salve Aeternum» ist Penelope Monroe, die heutige Dirigentin des Kirchenchors. Die talentierte Britin befasst sich seit vielen Jahren mit dem Werk von Henry Hugo Pierson; diesem in England geborenen Star der Romantik, der sich mit ähnlichem Erfolg in der damaligen «Szene» bewegte wie seine Zeitgenossen Schumann oder Mendelssohn, der aber irgendwann aus unerklärlichen Gründen vom Radar verschwand. Nun feiert Pierson in Olten und Hägendorf ein Revival. Seit Anfang Juni erarbeitet Penelope Monroe mit dem zahlreich verstärkten Chor Piersons Stücke, im Konzert selbst wird sie als Solistin auftreten. «Piersons Musik ergreift die Menschen, egal ob zornig wie in «The Lord Saith» oder entrückt wie in «Salve Eternum», sagt die Dirigentin. Sie freue sich riesig, dass dieses ehrgeizige Projekt zustande gekommen sei, der Projektchor leiste fantastischeArbeit.

Von der Insel in die Schweiz

Penelope Monroe leitet den Kirchenchor Hägendorf-Rickenbach seit 2009. Mit ihrer Wahl habe man damals beschlossen, der jungen Sopranistin das ganze Vertrauen zu geben, sagt Präsident Toni Nussbaumer. Monroe studierte an der University of York Alte Musik, aufgewachsen aber ist sie mit keltischem Folk auf der Isle of Man. Ihr Elternhaus sei immer «voller Musik» gewesen, erzählt sie: Der Vater spielte Tuba, die Mutter die «Fiddle» (Violine), sie selbst eine Reihe von Instrumenten, darunter die Penny Whistle – eine einfache, von den britischen Inseln stammende Flöte. Ihre ersten Auftritte hatte Monroe als Kind in den Pubs ihrer Heimat, wo sie zusammen mit ihrer Mutter traditionellen Folk spielte. Mit Gesang, ihrer heutigen Kernkompetenz, hat sie erst als Jugendliche angefangen. Von York kam Penelope Monroe in die Schweiz, um an der Schola Cantorum Basiliensis ihr Studium fortzusetzen. In dieser Zeit stiess sie zufällig auf Henry Hugo Pierson. Sie begann, dessen Werk systematisch zu recherchieren – Lieder, Oratorien, Melodramen, die bruchstückartig in den verschiedensten Bibliotheken in Grossbritannien und Deutschland verstreut waren. Und sie zeichnete anhand von Briefen, die sie in den Archiven fand, Piersons Biografie nach. Dabei machte sie auch seine Nachfahren in Hamburg ausfindig, mit denen Monroe seither regen Kontakt pflegt. Der Wunsch, Pierson auf die Bühne zu bringen, nahm Gestalt an.

Unbekanntes Terrain

Den Boden dazu legte die junge Dirigentin, indem sie in das traditionelle Repertoire des Kirchenchors Werke englischer Komponisten einführte. Für die Hägendörfer war dies unbekanntes Terrain, auf dem sich nicht alle Chormitglieder auf Anhieb wohlfühlten. Vor allem mit der englischen Sprache hätten sich manche etwas schwergetan, so Monroe. «Doch wir ernteten damit bei Auftritten so viel positives Feedback, dass das Vertrauen in das neue Liedgut schnell wuchs.» Eines Tages stellte die Dirigentin dem Chor die Originalpartitur der Kantate «Salve Eternum» von Henry Hugo Pierson vor. «Sie steckte uns alle an mit ihrer Begeisterung und der Idee, dieses und weitere Werke von Pierson zum 175-Jahr-Jubiläum des Kirchenchors aufzuführen», erinnert sich ein Chormitglied. «Salve Eternum» hat dem Festkonzert (in der lateinischen Schreibweise «Aeternum») den Namen gegeben.

Ein grosser Moment

Elementar ist auch der Beitrag von Alfred Tubb: Der aufs 19. Jahrhundert spezialisierte Komponist und Dirigent nahm sich der Aufgabe an, Piersons Originalpartituren zu bearbeiten und für Chor und Orchester überhaupt zugänglich zu machen. Bei der Kantate «Salve Eternum» etwa übertrug er die handschriftliche Partitur in moderne Notenschreibung, das Oratorium «Jerusalem» – «ein fantastisches Werk» – hat er komplett neu orchestriert. Mit «In That Day» trägt Alfred Tubb zudem eine eigene Komposition zum Konzert bei, ebenfalls als Premiere. Genauso wie «Love and Grief», das Tubb frei nach Pierson adaptiert hat. Auch er freue sich enorm auf die Uraufführung, liess er die Hägendörfer wissen. «Piersons Kompositionen wirken auf mich extrem bewegend, manche auch dramatisch», sagte er. Live vor dem Orchester zu stehen und das Konzert zu dirigieren werde für ihn ein grosser Moment sein.

Weitere Artikel zu «Front», die sie interessieren könnten

Front28.02.2024

Der Börsenmann

Roland Arnet Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Aarburger Roland Arnet im Stadttheater Olten Sammlerbörsen. Mitte März findet die nächste…
Front21.02.2024

«Wir haben bis zu acht Anfragen pro Woche»

Kinderbetreuung In Wangen bei Olten hat eine neue Kindertagesstätte ihre Tore eröffnet. Geschäftsführerin Nicole Eggenschwiler erzählt, welche…
Front14.02.2024

Ein Umzug wie ein bunter Blumenstrauss

Fasnacht Mit einem lauten Knall setzte sich der Oltner Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag um 14 Uhr in Bewegung. Auch Fasnächtler aus anderen Regionen waren…