«Vermietungen werden Nummer eins bleiben»
Nina Knapp Vor gut einem Jahr trat Nina Knapp ihre neue Aufgabe als Geschäftsleiterin des Kulturzentrums Schützi in Olten an. Ihre Handschrift zeigt sich immer mehr – ab Herbst sogar mit einem eigenen Programm.
Nina Knapp, per 1. April 2022 haben Sie die Leitung des Kulturzentrums Schützi übernommen. Wie fällt nun, gut 14 Monate später, Ihre Zwischenbilanz aus?
Ausgezeichnet! In der Zwischenzeit bekam ich sämtliche Veranstalter, die uns wiederkehrend besuchen, mal zu Gesicht. Ich durfte viele neue Menschen kennenlernen. Ich bin noch immer so begeistert wie am ersten Tag. Der Kontakt zu den Veranstalterinnen und Veranstaltern bereitet mir sehr viel Freude, aber auch derjenige zu den weiteren Dienstleistern, zum Beispiel Blumenlieferanten oder Caterern. Jeder Tag ist anders, jede Woche ist anders. An einem Tag findet ein Konzert statt, am nächsten Morgen hält eine Bank hier eine Mitarbeiterinfo ab. Diese Gegensätze sind sehr spannend.
Sie wurden nicht ins kalte Wasser geworfen, sondern gehörten dem Team in einem Teilpensum schon seit dem 1. Juni 2021 an.
Es war sicher ein Vorteil, die Leute hier kennenlernen zu können, sehen zu können, was ich gut finde oder lieber anders machen würde, Einblick in die Abläufe zu bekommen. Diese Zeit war auf jeden Fall wertvoll.
Sie lösten Ihren Vater Thomas Knapp ab. Fragen Sie ihn noch oft um Rat?
Grundsätzlich nicht. Es kann aber vielleicht mal vorkommen, dass zum Beispiel ein Zapfhahn an der Bar kaputt geht und ich die Kontaktperson nicht kenne. Dann rufe ich meinen Vater an. Aber ich stehe vor allem im Austausch mit dem Buchhalter und dem Vorstand des Trägervereins.
Aber es war schon mehr Vor- als Nachteil, den Vater als Geschäftsleiter zu beerben?
Ich versuche das neutral zu betrachten. In diesem Zusammenhang sehe ich ihn gar nicht als Vater. Es war mir von Anfang an enorm wichtig, dass ich diesen Job nicht wegen meines Vaters bekommen habe. Beim Bewerbungsprozess lief alles über den Vorstand, mein Vater hatte damit nichts zu tun. Wäre das nicht so gewesen, hätte ich diese Stelle vermutlich gar nicht angenommen. In diesem Kontext sehe ich Thomas Knapp nicht als meinen Vater, sondern einfach als meinen Vorgänger.
Und er mischt sich nun auch nicht ein?
Nein. Er hat abgeschlossen mit dieser Tätigkeit, redet mir nicht drein, lässt mich machen.
Als Sie übernahmen, war Corona noch nicht ausgestanden. Hat die Schützi die schwierige Pandemiezeit inzwischen überwunden?
Ja, das kann man sagen. Dank der Ausfallentschädigung des Kantons Solothurn haben wir diese Zeit gut überstanden. Und nach der Öffnung ab März 2022 wurden wir bis Ende Jahr mit Anfragen überhäuft. Alle wollten ihre Anlässe nachholen und suchten kurzfristig nach einer Lokalität. Auch in diesem Jahr ist der Buchungsstand gut. Wir sind zufrieden. Wir haben den Vor-Pandemie-Stand wieder erreicht.
Lange Jahre war die Schützi «bloss» Schauplatz von Kulturveranstaltungen, nun tritt sie auch als Veranstalterin auf. Wieso hat man sich zu diesem Schritt entschlossen?
Wir wollen eine neue Seite der Schützi zeigen, neue Wege beschreiten, ausprobieren, wie das ankommt. Aber für uns ist klar: Vermietungen werden weiterhin die Nummer eins sein. Wir planen unser eigenes Programm um die langjährigen Veranstaltungen herum. Wir konkurrenzieren keine bestehenden Anlässe, sondern nutzen Randzeiten. Aber wir wollen nun auch unsere Ideen umsetzen.
«Unsere Ideen»? Es sind doch primär die Ideen von Nina Knapp?
Ja (schmunzelt). Es sind meine Ideen. Aber der Vorstand unterstützt diese und hat sie auch abgesegnet. Ohne Vorstandsbeschluss könnte ich das gar nicht machen.
Vorerst beinhaltet Ihr eigenes Programm drei Konzerte und fünf Ausgaben der neuen Late-Night-Show «Im Grunde ‘ne Runde» mit Kilian Ziegler.
Die Vorfreude ist schon enorm gross. Bald findet der erste Probetag der Late-Night-Show statt, bei dem alle Beteiligten mal zusammenkommen und die Abläufe besprechen. Konzerte habe ich bei meiner Arbeit in Biel bereits organisiert, das ist für mich nichts Neues. Aber eine neue Late-Night-Show von Grund an aufzugleisen und zu produzieren, das ist ein sehr spannender Prozess.
Ist Olten gross genug für die neue Reihe mit Kilian Ziegler? Oder anders gefragt: Sind Sie überzeugt, dass die Show genug Publikum anlocken und rentabel sein wird?
Es hat sich bei vielen vergangenen Veranstaltungen gezeigt, dass nicht nur Oltner Publikum die Schützi besucht. Uns besuchen auch regelmässig Gäste aus Aarau oder Luzern. Aber primär sprechen wir schon die Region Olten an. Ich bin jedenfalls überzeugt, dass wir mit unserem Programm viele Leute gewinnen werden. Ob es dann jedes Mal ausverkauft sein wird, können wir jetzt noch nicht wissen. Aber ich glaube nicht, dass Olten zu klein ist – schliesslich ist Olten mit Auto und ÖV sehr gut erreichbar.
Das unternehmerische Risiko hält sich ohnehin in Grenzen, es besteht ja eine Defizitgarantie durch den Kanton.
Richtig. Es besteht eine Defizitgarantie. Und wir haben auch sehr vorsichtig budgetiert. Zudem gibt es für unser eigenes Programm ein separates Budget.
Falls die Schützi als Veranstalterin erfolgreich ist: Schwirren bereits weitere Projektideen herum?
Nein, wir wollen in den kommenden Jahren ganz bewusst «klein fahren», im nun geplanten Rahmen. Die Vermietungen haben wie gesagt Priorität. Wir wagen diesen Schritt jetzt mal und schauen, wie das Programm ankommt. Wir gehen davon aus, dass die Konzerte länger brauchen, bis sie etabliert sein werden. Bei der Late-Night-Show werden wir nach den ersten beiden Shows wissen, wie sie ankommt. Ziel wäre sicher, sie in der darauffolgenden Saison weiterführen zu können.
Im September 2024 würde also die Zweitauflage starten?
Wir werden sicher bis Ende 2023 definitiv entscheiden, wie es mit der Show weitergehen wird. Ziel ist natürlich, dass es zu einer Neuauflage kommen wird. Aber noch haben wir mit den Planungen nicht angefangen.
Und an guten Talkgästen würde es auch weiterhin nicht mangeln? Mit Dominic Deville, Mike Müller oder Patti Basler steigen Sie auf grosser Flughöhe ein.
Es gibt doch noch so viele andere Promis… (lacht). Kilian verfügt über gute Verbindungen. Zu Beginn starten wir nun mehrheitlich mit Kleinkünstlerinnen und Kabarettisten. Mit Tamara Funiciello ist nur eine Politikerin dabei. Wir könnten das künftig ausweiten und mehr Politiker einladen. Oder wir könnten zur Wirtschaft schwenken. Also an Ideen, wen man anfragen könnte, fehlt es uns ganz bestimmt nicht.
Schon viel Erfahrung
Von der Pflege zur Kultur Nina Knapp liess sich zuerst zur Fachfrau Gesundheit ausbilden. Im Anschluss an Lehrabschluss und Berufsmaturität wechselte sie jedoch in die Kulturbranche. Die heute 26-jährige Oltnerin arbeitete als Praktikantin im Stadttheater Olten und absolvierte parallel eine Kulturmanagement-Ausbildung im Stapferhaus Lenzburg, ehe sie nach Biel zum Sinfonie Orchester Biel Solothurn TOBS weiterzog. Vor ihrem Wechsel zur «Schützi» als administrative Leiterin im Sommer 2021 absolvierte sie ein CAS in Betriebswirtschaft an der Fachhochschule in Olten. Per 1. April 2022 übernahm sie die Geschäftsleitung der Schützi, offiziell «Kulturzentrum Alte Turnhalle Schützenmatt». Die Kulturmanagerin ist vom Trägerverein angestellt und steht einem Team mit insgesamt rund 200 Stellenprozenten vor. In ihrer Freizeit sitzt Knapp gerne auf dem Bike und ist als Posaunistin leidenschaftliches Mitglied der Big Band Olten. (agu)