Veni et Vidi in Ollodunum

4. Schweizerischer Lateintag Am 8. November findet bereits zum vierten Mal der Schweizerische Lateintag in Windisch (AG) statt. Auch Schüler und Lehrkräfte der Kanti Olten werden daran teilnehmen und möchten der totgesagten Sprache in Olten zu mehr Präsenz verhelfen.

(v.l.) Konrektor des Schwerpunktes «Sprachen und Literatur» der Kanti Olten Thomas Henzi und Lateinlehrer Alessandro Sestito sind sich einig: «Latein ist das Kulturfach schlechthin.» (vwe)
(v.l.) Konrektor des Schwerpunktes «Sprachen und Literatur» der Kanti Olten Thomas Henzi und Lateinlehrer Alessandro Sestito sind sich einig: «Latein ist das Kulturfach schlechthin.» (vwe)

Auf den Spuren von Ovid, Vergil und Cicero befinden sich an der Kanti Olten aktuell um die 80 Schüler. Diesen Sommer starteten gerade mal elf angehende Kantischüler mit dem Studium der antiken Sprache Latein. Dieser Abwärtstrend ist laut Thomas Henzi, Konrektor des Schwerpunktes Sprachen und Literatur, mit den aktuellen Veränderungen des kantonalen Bildungssystems zu erklären.

Kein Obligatorium mehr

Seit der Sek-1-Reform, welche im Schuljahr 2011/12 startete, ist in der Sekundarstufe P (P für Progymnasium) kein Lateinobligatorium mehr vorgesehen und wurde die progymnasiale Zeit von drei auf zwei Jahre minimiert. Die angehenden Kantischüler können heutzutage zwischen den Wahlpflichtfächern «Latein» und «Wissenschaft und Technik» wählen. «Häufig erkennen die Schüler in diesem jungen Alter noch nicht den Vorteil sowie Nutzen der Sprache Latein und wählen daher meistens den technischen und wissenschaftlichen Bereich», erklärt sich auch Alessandro Sestito, Latein- sowie Griechischlehrer an der Kanti Olten, den Rückgang.

Latein lebt

Der Trägerverein des Schweizerischen Lateintages, der seit 2008 alle zwei Jahre im geschichtsträchtigen Windisch (lat.: Vindonissa) durchgeführt wird, hat dieses schleichende Aussterben des Faches Latein bereits vor sechs Jahren entdeckt und daher den Anlass ins Leben gerufen. Dieser verfolgt laut eigenen Aussagen das Ziel, die Wahrnehmung, Kenntnis und Wertschätzung des Lateins in der Öffentlichkeit zu fördern und so die Sprache als Unterrichtsfach zu stützen. Das Tagesprogramm ist vielfältig und bietet auch für Lateinlaien ein spannendes Angebot. So führen am 8. November wieder unterschiedliche nationale sowie internationale Dozenten von Universitäten, Gymnasien sowie Hochschulen in die vielfältige Welt der einstigen Römersprache ein. Unter den 600 erwarteten Besucher wird sich auch Kantilehrer Alessandro Sestito mit einigen Kanti- sowie Sek-P-Schülern befinden. «Ich finde es einen tollen Anlass, um der totgeglaubten Sprache eine Plattform zu bieten und so ein breiteres Publikum zu erreichen. Ausserdem sollen solche Ausflüge meine Schüler auch anspornen und ihnen die Vorteile des Lateins nochmals aufzeigen.»

Latein als Kulturfach par excellence

Gründe, warum das Studium der Sprache Latein für das ganze Leben wertvoll sein kann, sind laut Henzi und Sestito zahlreich vorhanden. «Latein ist das Kulturfach par excellence. Nicht nur die sprachliche Genauigkeit, welche sich Lateinschüler aneignen, ist ein Vorteil, sondern auch das komplexe und analytische Denken wird gefördert», so Konrektor Henzi und fügt an: «Es bietet daher nach wie vor eine grundlegende Vorbereitung für ein späteres Studium in jeglichen Bereichen.» Heutzutage spielen bei der Erlernung der Sprache weiterhin die Grammatik sowie Vokabeln eine wichtige Rolle. Jedoch wird im Unterricht das Funktionieren der Sprache auch allgemein thematisiert und historische, politische sowie gesellschaftliche Themen der Antike beleuchtet. Die Lehrpersonen sind bemüht eine Verbindung zur Lebenswelt der Schüler zu suchen und das Fach so attraktiver zu gestalten. «Ausserdem möchten wir in Zukunft vermehrt Info- und Werbeveranstaltungen anbieten, um den angehenden Kantischülern das Fach näherzubringen», erklärt Lateinlehrer Sestito.

«Ich würde es wieder wählen»

Die geringe Nachfrage hat aber auch Vorteile. Meist wird das Fach in eher kleineren Gruppen unterrichtet und die Beziehung zum Lehrer dadurch gestärkt. «Wir sitzen jeweils in einer Art «Kaffeekränzchen» und haben so stets die Möglichkeit, Fragen zu stellen», erzählt Kim Hermann begeistert, welche Latein als Grundlagenfach in der Kanti belegt. Sie sei damals noch «gezwungen» gewesen, die antike Sprache zu erlernen und habe sich beim Eintritt ins Gymnasium entschieden, das Fach weiter zu belegen, um am Ende einen konkreten Abschluss vorweisen zu können. So auch ihre Klassenkameradin Michelle Meier: «Wir haben diesen Entscheid jedoch nie bereut. Man entwickelt ein feineres Sprachgefühl und beginnt einen Text mit ganz anderen Augen zu betrachten.» Die Zwei werden daher ihren Lateinlehrer Alessandro Sestito an den Lateintag begleiten und freuen sich auf einen Vortrag ganz besonders: «Wir wollen unbedingt «Harry Potter und das magische Latein» besuchen.»

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