«Umbi lebt für uns mit seiner Musik weiter»

Umberto Arlati Vom 1. bis 15. November finden bereits zum 9. Mal die Jazztage in Olten statt. Der Sonntag, 8. November wird zum Gedenktag für den am 4. Mai verstorbenen, international bekannten Oltner Jazz-Trompeter Umberto Arlati. Zahlreiche Musiker widmen ihren Auftritt dem begnadeten Jazz-Urgestein.

«Mein Vater spielte einen einmaligen Ton auf der Trompete, der mich sehr berührte», so Gabriela Iseli-Arlati. (Bild: T. Krähenbühl)
«Mein Vater spielte einen einmaligen Ton auf der Trompete, der mich sehr berührte», so Gabriela Iseli-Arlati. (Bild: T. Krähenbühl)

Umberto Arlati habe kein Zuckerwasser-Jazz gespielt, wie dies damals in den 1960er-Jahren üblich gewesen sei, betont der bekannte Jazz-Pianist Tutilo Odermatt, der ungefähr ab 1959 für zahlreiche Konzerte und in verschiedenen Formationen gemeinsam mit Arlati auf der Bühne stand. «Er war ein Anhänger des afroamerikanischen Jazz und bezeichnete Grössen wie Miles Davis, Blue Mitchell oder Art Blakey als seine Vorbilder. Sein angriffiges Spiel machte ihn zu einem der führenden Jazz-Musiker der Schweiz», erzählt Odermatt, der Umbi, wie er liebevoll in Musikerkreisen genannt wurde, als sehr humorvollen, aber auch als sarkastisch-zynischen Menschen bezeichnet.

Geselliger Selfmademan

Geboren wurde Arlati am 22. Juni 1931 in Trimbach. Die Familie seines Vaters, der als Geiger ein Unterhaltungsorchester leitete, stammte aus der norditalienischen Provinz Bergamo. Mit 11 Jahren besuchte Arlati Saxofon-Unterricht, wechselte jedoch kurz darauf zur Trompete. Mit 14 Jahren wurde er Mitglied im Orchester seines Vaters. Dank seinem ausgeprägten Talent durfte er am Konservatorium in Zürich studieren. Auf Wunsch seiner Eltern, einen soliden Beruf zu erlernen, absolvierte Umbi eine Lehre als Maurer und Plattenleger. Nach deren Abschluss heiratete er Mercedes Piva. Bald schon folgte das erste von insgesamt fünf Kindern. Obwohl Umbi in kurzer Zeit einen herausragenden Ruf als Musiker genoss, war es auch damals nicht möglich vom Jazz zu leben. So spielte er abends regemässig Konzerte in verschiedenen Formationen und kehrte manchmal erst mit dem ersten Zug nach Hause, um direkt zur Arbeit zu gehen. Sie hätten ihren Vater tatsächlich nicht oft gesehen, doch für sie habe nicht die Quantität, sondern die Qualität gezählt, sind sich Umbi’s Kinder einig. «Unser Vater war ein geselliger Typ, der gerne Leute um sich hatte. Wenn wir mit ihm unterwegs waren, kam er an jeder Ecke mit jemandem ins Gespräch», erzählt Tochter Gabriela Iseli-Arlati schmunzelnd.

Mit weltberühmten Jazz-Musikern auf der Bühne

Ab 1967 unterrichtete Umbi an der Jazzschule Bern, später auch an der Musikschule Olten. Aufgrund seiner offenen, visionären Denkweise war es ihm ein Anliegen, sein Wissen an die nächste Generation weiterzugeben. Später gründete er die «Oltner Big Band» sowie die «Rehearshal Big Band», in welchen u.a. auch der Jazz-Pianist Tutilo Odermatt mitspielte: «Wir standen mit weltberühmten amerikanischen Jazz-Musikern wie Charlie Mariano, Clark Terry und Bobby Shew auf der Bühne.» Umbi sei der Inbegriff eines realen Jazz-Musikers gewesen, dessen Spiel seine Persönlichkeit und seine Seele spiegelte, so Odermatt. «Mit seiner Liebe zum afroamerikanischen Jazz im Stil Bebop und Hardbop gehörte er aber keinesfalls zum braven Bubenschlag der Musikszene», stellt Odermatt klar. Doch wer zählte schon dazu in den wilden 50er und 60er-Jahren, als Olten als «die» Hochburg des Jazz galt. «Umbi war nicht nur instrumentaltechnisch hervorragend, sondern mit seinem ganzen Herzen ein Jazzmusiker», weiss Odermatt.

Bescheidener «Büetzer» geblieben

1968 trat Umbi mit dem «Heinz Bigler Quartett» am Montreux Jazz Festival auf, wurde mehrmals am Zürcher Jazzfestival als bester Trompeter ausgezeichnet und spielte später im Quartett von Bruno Spoerri. Er engagierte sich viele Jahre im Vorstand des Vereins «Jazz in Olten». Mit seinem visionären Stil hat Umbi nicht nur in Olten, vielmehr auch national tiefe musikalische Spuren hinterlassen. So war es auch längst an der Zeit, dass ihm im 2009 der «Solothurner Kunstpreis 2010» überreicht wurde. Doch trotz allen seinen grossen Auszeichnungen wird Umbi übereinstimmend als sehr bescheidener Mensch bezeichnet. «Er bestärkte uns darin, unseren Weg zu gehen - ehrlich und anständig. Ausserdem vertrat er die Ansicht, dass alle Menschen respektvoll behandelt werden sollen, egal ob mit oder ohne Titel», erzählen seine Kinder. Nebst der Musik liebte Umbi die Berge. Er genoss diese Leidenschaft mit seiner grossen Liebe, seinem Leitstern Ehefrau Mercedes, bei Wanderungen und später auch mit seinen Enkeln. Doch egal, ob auf dem Weg zum Gipfel oder auf der Bühne, seine Schritte waren riesig und hinterliessen bleibende Spuren. Mit ganzem Herz ein Büetzer, Selfmademan, Ehemann, Vater, Grossvater, Jazz-Musiker und noch sehr viel mehr - das war Umberto Arlati.

 

Konzert

A Tribute to Umberto Arlati
- Big Band Olten
- Umbis Memorial Quintet
- Gästen
Sonntag, 8. November, 19 Uhr
Schützi in Olten
Infos zum weiteren Programm der Oltner Jazztage erhalten Sie unter:
<link http: www.jazzinolten.ch>www.jazzinolten.ch

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