Tatendrang für die Natur

Schulhaus Mühlematt Trimbach Ein Projekt zur Förderung der Biodiversität wurde am Schulhaus ­Mühlematt in Trimbach auch zum lehrreichen ­Erlebnis für die Kinder.

Marianne Wyss, Lehrerin und SP-Kantonsrätin stiess die Begrünung an.

Marianne Wyss, Lehrerin und SP-Kantonsrätin stiess die Begrünung an.

Die Halbklasse der 3a des Trimbacher Schulhauses Mühlematt erledigte am letzten Donnerstag den vorerst letzten Schritt eines Projekts zur Förderung der Biodiversität: Sie gossen die frisch gepflanzten Hecken an. (Bilder: Franz Beidler)

Die Halbklasse der 3a des Trimbacher Schulhauses Mühlematt erledigte am letzten Donnerstag den vorerst letzten Schritt eines Projekts zur Förderung der Biodiversität: Sie gossen die frisch gepflanzten Hecken an. (Bilder: Franz Beidler)

Donnerstagnachmittag letzte Woche: Fast ein Dutzend Kinder stürmen aus dem Mühlemattschulhaus in Trimbach, fassen Giesskannen neben dem Brunnen und füllen sie auf. Die nun schweren Kannen schleppen sie um das Schulhaus und giessen die neuangepflanzten Sträucher. Das ist der vorerst letzte Schritt eines Projekts, das erst letzten Herbst mit dem Titel «Pflanzung Heckensträucher und Biodiversitätsfördermassnahmen Mühlemattareal» an den Trimbacher Gemeinderat gelangte.

«Rund um das Mühlemattschulhaus war es bisher recht kahl», findet Marianne Wyss. Die 58-Jährige ist die Klassenlehrerin der Klasse 3a in der Mühlematt, jener Klasse, deren Hälfte am Donnerstag zum Giessen antrat. Wyss stiess das Projekt an.

Im letzten Mai las sie in der Zeitung über Deitingen: Die dortige Schule pflanzte Hecken an. Das Unterfangen wurde vom Kanton Solothurn finanziell unterstützt, weil die Hecken die Biodiversität fördern. Die Unterstützung sieht der Regierungsrat in seiner Strategie «Natur und Landschaft 2030+» vor. Federführend ist dabei das Amt für Raumplanung. Der Arbeitsgruppe gehört auch SP-Kantonsrätin Wyss an.

Nun wollte Wyss etwas Ähnliches in Trimbach anstossen. «Denn Biodiversität liegt mir am Herzen.» Als sich die Arbeitsgruppe im August zu einer Exkursion traf, erzählte sie Thomas Schwaller und Peter Jäggi von der Idee. Schwaller ist Abteilungsleiter und Jäggi Forstwart beim Amt für Raumplanung. «Beide zeigten sofort grosses Interesse», erinnert sich Wyss.

Mitte September erste Begehung

So fand schon Mitte September eine erste Begehung des Areals beim Mühlemattschulhaus statt. Neben Jäggi und Wyss nahmen auch George Schifferle, Leiter des Werkhofs Trimbach, Schulhausabwart Tobias Schmid sowie Thomas Lüthi, Präsident der Werk- und Umweltschutzkommission Trimbach, daran teil.

Die Gruppe entwarf nun ein konkretes Projekt. An drei Standorten sollte angepflanzt werden: an der Böschung vor dem Schulhaus, die zum Spielplatz hinunterführt, hinter den Veloständern neben der Turnhalle und schliesslich hinter dem Schulhaus gleich vor den Fenstern der Schulküche. In den vergangenen Jahren wurden diese Fenster immer wieder zerschmettert von Fussbällen, die beim Spielen auf der Wiese davor ihr Ziel verfehlt hatten. Die neuen Sträucher sollen spätestens in ein paar Jahren denn auch als Fensterschutz wirken.

Gleich im Anschluss an die Begehung verfasste Lüthi einen Antrag an den Trimbacher Gemeinderat. Im Januar hiess dieser das Projekt einstimmig gut, und auch die Schulleitung des Mühlemattschulhauses unterstützte das Projekt.

Einen Vormittag lang graben und setzen

So wurde am 23. Februar dieses Jahres angepflanzt: Einen Vormittag lang gruben die dritte gemeinsam mit der fünften Klasse des Mühlemattschulhauses Löcher, setzten die Sträucher hinein und gossen sie an. Etwa zwölf Helfende von der Schule, dem Werkhof, der Gemeinde sowie vierzig Kinder packten mit an. Der Forstbetrieb Unterer Hauenstein stellte Spitzhacken zur Verfügung, und der Werkhof Trimbach rückte mit einer Lochbohrmaschine an. «Der Werkhof war sehr initiativ», zeigt sich Wyss dankbar.

«Wir spannten die Kinder in Tandems zusammen», erklärt Wyss die Pädagogik. Jeweils ein Kind aus der fünften und eines aus der dritten Klasse bildeten ein Gespann. Während die eine Hälfte draussen arbeitete, gestaltete die andere Steckbriefe zu den Pflanzen.

«Mit den Fünftklässlern zusammenzuarbeiten war das Beste», findet Drittklässler Gabriel. Anders sieht das sein Kamerad Yossif: «Ich habe am liebsten die Löcher gegraben.» Kollegin Nilia hingegen fand das erste Angiessen am schönsten. Im Tenor sind sich die Drittklässler aber einig: Das Anpflanzen machte Spass und nun freuen sie sich, die Pflanzen wachsen und blühen zu sehen.

162 Pflanzen, 17 verschiedene Arten

Die Schülerinnen und Schüler sowie die Helfenden setzten 162 Pflanzen: Weissdorne, Schwarze Holunder, Mispeln oder Wildrosen zum Beispiel – insgesamt 17 verschiedene einheimische Strauch- und Baumarten.

«Heuer sieht man noch nicht so viel», sagt Wyss. Möglicherweise müssten die jungen Pflanzen noch mit Bändern abgesperrt werden, um sie zu schützen. Der Kanton hat ein Handbuch «Heckenpflege» herausgegeben. «Das werden wir noch studieren», kündigt Wyss an. Schliesslich sollen das Lehrerteam und die Kinder die neue Begrünung in Zukunft pflegen.

Um die Bepflanzung auch als Unterrichtsmaterial zu verwenden, ist noch etwas Geduld gefragt. «Dennoch war das schon jetzt eine wertvolle Erfahrung für die Kinder», ist sich Wyss sicher. Den Unterricht nach draussen zu verlegen sei im Jahresplan des Mühlemattschulhauses fest verankert. Dazu verfügt die Schule auch über einen eigenen Waldplatz im Bannwald. Wyss erlebt es immer wieder: «Die Kinder sind voller Tatendrang für die Natur.»

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