Tanz und Kunst als Ventil

Regina Graber Am Mittwoch, 30. November öffnet die Kunstschaffende Regina Graber mit ihrer Freundin Patrizia Maag-Barbieri um 18.30 Uhr das gemeinsame Atelier für den Kunstverein Olten.

Aktuell beschäftigt sich die Künstlerin Regina Graber in ihrem Atelier in der Oltner Industrie mit Zwischenräumen. (Bild: mim)
Aktuell beschäftigt sich die Künstlerin Regina Graber in ihrem Atelier in der Oltner Industrie mit Zwischenräumen. (Bild: mim)

Das 2008 bezogene gemeinsame Atelier der Kunstschaffenden Regina Graber und Patrizia Maag-Barbieri befindet sich im Labyrinth des verwinkelten ehemaligen Berna Gebäudes (Werk 1) in der Oltner Industrie. «Die Kunst war immer eine Welt, die mich angezogen hat», erzählt die 44-jährige Oltnerin, die in einer kunstaffinen Familie aufwuchs. Ihr Vater Walter Graber war Arzt und daneben als regionaler Künstler bekannt. Ab neun Jahren besuchte sie zudem bei der Tanzpädagogin Ursula Berger Tanzstunden.

Eigener tänzerischer Rucksack gepackt

In künstlerischer und tänzerischer Hinsicht habe sie die dreimonatige Auszeit während der Kanti geprägt. Die damals 17-Jährige reiste nach Paris. Losgelöst von jeglichen Strukturen und wohnhaft in einer kleinen Mansarde verbrachte sie ihre Tage mit Zeichnen im Louvre, an der École des Beaux-Arts und dem Besuch von Tanzstunden. Nach Abschluss der Kanti bewarb sie sich für einen Studienplatz an der Laban Dance School in London. «Ich wurde angenommen, doch leider konnte ich mir die Schule nicht leisten», erzählt Graber, die zu dieser Zeit im Gartenbau, im Büro und im ehemaligen Moonwalker jobbte. 1993 wurde sie mit 21 Jahren Mutter. «Die Suche nach einem tänzerischen Ausbildungsplatz war gerade als Mutter schwierig. So besuchte ich unterschiedliche Gestaltungskurse an der Schule für Gestaltung in Bern. Meinen Sohn habe ich in der ersten Zeit mitgenommen, er schlief im Moseskorb im Nebenraum», erzählt die 44-Jährige schmunzelnd, deren zweiter Sohn 1995 auf die Welt kam. Nachdem Ursula Berger die Tanztage ins Leben gerufen hatte, organisierte Graber mehrere Jahre das Sekretariat des Vereins. «Aufbauarbeiten liegen mir», erzählt sie lachend.

Kunst vermitteln

«Ich bin ein Bewegungsmensch. Ausserdem ist der Tanz für mich ein wichtiges Ausdrucksmittel», so Graber, die sich über all die Jahre mit Kursen und Trainings dem Tanz widmete und auch in vielen Projekten von Ursula Berger mitwirkte sowie seit 16 Jahren die Tanzstunden im freiwilligen Schulsport betreut. Aufgrund der Arbeit mit Kindern absolvierte sie 2002 die Ausbildungen zur Theaterpädagogin und zur Primarlehrerin. «Doch die Rolle als Primarlehrerin, die als Zehnkämpferin unterwegs ist, befriedigte mich nicht gänzlich, ich wollte mich vermehrt auf die gestalterischen Fächer konzentrieren, weshalb ich das Master-Studium Lehramt für Kunst und Design absolvierte», erzählt Graber, die heute, nach Lehraufträgen an Pädagogischen Hochschulen an der Primarschule Werken unterrichtet und Kunst-Führungen durchführt sowie Ausstellungen organisiert. Trotz des Richtungswechsels behielt der Tanz stets einen hohen Stellenwert, was in ihren späteren Arbeiten sichtbar wurde. «2010 reiste ich auf Einladung von Künstlerkollegin Sylvie Chen nach Südchina, wo wir in einer Galerie unter anderem die Performance «WasserWolken», ein Kalligrafie-Tanz-Projekt zeigen konnten. Die Performance zeigten wir in der Folge in einer Galerie in Lichtenstein und letzten Monat nun in überarbeiteter Form erstmals in der Schweiz», erzählt Graber. 2003 präsentierte sie am Newcomer-Abend der Tanztage mit dem Solo «Traces» ebenfalls eine tänzerische Auseinandersetzung mit Abdrücken. «Mir gefällt die Zufälligkeit darin», so Graber, «ich kann Abdrücke durch Bewegung und Druck zwar steuern, jedoch nur bedingt.»

Aus dem Nachlass des Vaters

Im 2014 gestaltete die Künstlerin das Plakat für die Oltner Tanztage, die gestern begonnen haben und noch bis Sonntag, 20. November ein hochkarätiges Programm zeigen. «Mein Vater hatte als ehemaliger Arzt viele Röntgenbilder aufbewahrt. Für das Plakat habe ich als Hintergrund ein solches verwendet und eine tanzende Silhouette darauf gedruckt. Damit unterstrich ich das sichtbare «Äussere», die tänzerische Ausdrucksform und kehrte zugleich das Innere des Körpers gegen aussen.» In diesem Sommer war Graber, die seit zwei Jahren als Präsidentin von Pro Kultur amtet, als Gast an die Jubiläumsausstellung der Visarte Solothurn im Stadthaus in Olten eingeladen. «Für die Arbeit «Colored memories» habe ich mittels einem speziellen Druckverfahren Fotografien aus meinem Elternhaus auf dicke Glasplatten gedruckt. Durch das Tageslicht wurden die Platten in der Ausstellung mal mehr oder weniger beleuchtet», so die Künstlerin und fügt an: «Das Flüchtige interessiert mich.» Ein Hinweis darauf weshalb sie sich in ihrer fotografischen Arbeit auch mit Schatten auseinandersetzt.

«LEGS Performance Festival», So., 20. 11., 11 bis 18 Uhr / Performance u.a. von Regina Graber / Tattarletti, Aarauerstr. 55, Olten

Atelierbesuch, Mi, 30. 11., 18.30 Uhr, Industriestrasse 36, Olten (Werk 1, vormals Berna)

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