«Pius hätte den Sieg verdient»

Olympische Spiele Am 27. Juli beginnen die Olympischen Spiele. Teilnehmen wird auch der Oensinger Springreiter Pius Schwizer. Er wird von einer fünfköpfigen Gruppe begleitet. Regula Rickenbacher ist sowohl für den Transport als auch für die Pferde zuständig.

Regula Rickenbacher mit ihren PS-starken Kindheitsträumen: Spitzenpferd Carlina und der Dreiachser. mim)
Regula Rickenbacher mit ihren PS-starken Kindheitsträumen: Spitzenpferd Carlina und der Dreiachser. mim)

Emsiges Treiben. Riesige Pferdetransporter stehen in der Einfahrt. Pferde werden aus dem Transporter geführt. Alltag auf dem Hof von Springreiter Pius Schwizer, der mit seinem Spitzenpferd «Carlina IV» an den Olympischen Spielen in London teilnehmen wird. Schwizer hält sich drei bis vier Tage pro Woche auf dem heimischen Hof auf und trainiert die Pferde, erteilt Reitunterricht und empfängt potentielle Pferdekäufer. Die restlichen Tage der Woche verbringt er auf den Turnierplätzen der ganzen Welt. Bei einem solch straffen Programm ist ein eingespieltes Helferteam äusserst wichtig. Pius Schwizer’s Groom(dt. Pferdepfleger) an Turnieren, Regula Rickenbacher, arbeitet seit vier Jahren für den erfolgreichen Springreiter. Soeben ist die 32-Jährige von der Global Champions Tour in Estoril (Portugal) zurückgekehrt. Die gelernte Bereiterin hat die 2’500 km bereits zum fünften Mal zurückgelegt. «Die meiste Zeit meiner Arbeit verbringe ich auf der Strasse», so Rickenbacher und fügt an: Somit seien auch die Turnierplätze und insbesondere der grosse Lastwagen ihr zweites Zuhause.

Kindheitsträume verwirklicht

 

«Als Kind wollte ich einen Beruf erlernen, in welchem ich mit Pferden arbeiten kann», so Rickenbacher. Später begleitete sie ihren Vater auf dessen Touren mit dem Lastwagen. Daraus entstand die Faszination für die PS-starken Fahrzeuge.

Mit 16 Jahren absolvierte Rickenbacher ein Zwischenjahr bei einem Kleintierzirkus. «Während dieser Zeit habe ich viel fürs Leben gelernt.» Danach liess sie sich zur Bereiterin bei Beatrice Klumpp in Steinhausen ausbilden. «Später habe ich Pferde in einem Privatstall im Bereich «Military» geritten und die Lastwagenprüfung absolviert», so Rickenbacher strahlend. Es folgten zwei Jahre als Pferdepflegerin auf dem Gestüt von Daniel Etter in Müntschemier, bevor sie Pius Schwizer nach einer Anstellung anfragte. «Mit 28 Jahren zog ich Bilanz und hatte den Wunsch bei einem Profi zu arbeiten, der internationale Turniere reitet. Pius Schwizer sei ein guter Chef, einerseits, weil er seine Angestellten selbstständig arbeiten lasse, und andererseits, weil er auch bei einem privaten Problem ein offenes Ohr habe, so die 32-Jährige.

Ständig auf Reisen

 

«Turniere in Europa bereisen wir mit dem Transporter. Lediglich nach Kanada oder in die USA fliegen wir. Ich bin für die ganze Organisation, die Papiere, den Flug oder die Fahrt zuständig», erklärt die Bereiterin. Ob sie sich bewusst sei, welche wertvolle «Fracht» sie transportiere? «Ja, aber ich darf nicht zu viel darüber nachdenken», so Rickenbacher. Distanzen unter zehn Stunden fährt die junge Frau alleine, bei Langstrecken schliessen sich meist zwei Reiter zusammen und somit können sich die Pferdepflegerinnen bei der Fahrt ablösen. Aber ungeachtet wie lange die Fahrt gedauert hat, nach der Ankunft geniessen die Pferde Priorität. «Die Pferdepflegerinnen übernachten meist im Lastwagen, dort fühlen wir uns zu Hause und wir sind nah bei den Pferden», so Rickenbacher. Auch am Turnier sind die üblichen Stallarbeiten zu bewältigen, daneben gilt es, die Pferde zu pflegen und je nach Turnier, entsprechend vorzubereiten. «Ob die Mähne eines Pferdes geflochten wird, ist meist dem Pfleger überlassen. Dabei hegt jeder Pfleger einem gewissen Aberglauben», erklärt Rickenbacher schmunzelnd. Zudem entwickle man mit der Zeit ein Bauchgefühl für einen erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Turniertag: «Ich kenne sowohl Pius Schwizer als auch die Pferde und somit sind gute oder schlechte Tage meistens vorhersehbar.» Hat Sie Zeit am Turnier mitzufiebern? «Ja, die Zeit nehme ich mir. Besonders bei Weltcups ist die Spannung auch bei den Pflegern gross. Das Gefühl, dass es heute klappt, hatte Rickenbacher letztes Jahr am CSI in Oslo und Helsinki, als Schwizer mit Carlina bei beiden Weltcups den 1. Rang erreichte.

Immer auf Achse

 

Wie geht Rickenbachers Umfeld mit ihrer ständigen Abwesenheit um? «Es ist schwierig.» Dadurch, dass sie auch auf dem Hof wohnt, unternimmt die Pferdepflegerin viel mit den anderen Angestellten von Schwizer. Einen freien Tag verbringe sie meist mit ihrem Freund, einem Landwirt, der glücklicherweise auch viel beschäftigt ist. Oder sie besucht ihre Schwester und somit ihr «Göttikind». Den Olympischen Spielen mit ihren strengenSicherheits- und Kleidervorschriften blickt Rickenbacher gespannt entgegen, schliesslich sind es ihre ersten Spiele.

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