Orfeis Erinnerungsfetzen

Jürg Orfei ist einer von zahlreichen Künstlern, der seine Bilder anlässlich der «29. Jahresausstellung der Solothurner Künstlerinnen und Künstler» im Kunstmuseum Olten präsentiert. Ein Gespräch mit Orfei über Cafés und Erinnerungen.

Neben seinen Zeichnungen hat Jürg Orfei gemeinsam mit seinem ehemaligen Studiumskollegen Ronny Harliz das Projekt «Kunst am Bau» im neuen FHNW-Campusgebäude realisiert, welches letzten November eingeweiht wurde. mim)
Neben seinen Zeichnungen hat Jürg Orfei gemeinsam mit seinem ehemaligen Studiumskollegen Ronny Harliz das Projekt «Kunst am Bau» im neuen FHNW-Campusgebäude realisiert, welches letzten November eingeweiht wurde. mim)

Sonnenstrahlen durchfluten das kleine Atelier unter dem Dach. Bis vor kurzem habe er in seiner Wohnung im ersten Stock gemalt, doch mit Kindern sei das konzentrierte Arbeiten nicht immer leicht, schmunzelt Orfei, der in den nächsten Tagen zum zweiten Mal Vater wird. In seinem kleinen Atelier hängen zwei Bilder, die er kürzlich fertiggestellt hat. In den rund 13 Jahren seiner künstlerischen Tätigkeit hat sich seine Art zu Malen stark verändert. Doch das Interesse am Räumlichen und der stete Blick zurück in die Vergangenheit sind geblieben.

Vom Architekten zum Flugbegleiter

Diese Interessen kommen nicht von ungefähr. Orfei, in Solothurn aufgewachsen, studierte, nach einem Austauschjahr in Australien, Architektur in Lausanne. Seine Faszination für Cafés wurde während seiner Zeit in Pittsburgh (Pennsylvania/USA) verstärkt. «Ich hatte die Gelegenheit während meines Architekturstudiums ein Austauschjahr in Pittsburgh zu absolvieren. Oftmals besucht man ein Café, um ein Teil der Öffentlichkeit zu sein und sich gleichzeitig in sich selbst zurückzuziehen», sinniert Orfei. Nach seinem Studiumsabschluss arbeitete er in einem Architekturbüro in Bern, war jedoch in seiner Tätigkeit nicht glücklich. Ganz nach seinem Motto «Das Leben ist zu kurz, um Dinge zu machen, die keine Freude bereiten», wechselte der Architekt die Sparte und jobbte 2003 während eines Jahres als Flugbegleiter für die Swiss. «Dieser Wechsel war für Viele unbegreiflich, doch ich erlebte ein wunderschönes Jahr mit Europaflügen nach u.a. London und Stockholm», erinnert sich der 41-Jährige gerne zurück. Der Wunsch auch Langstreckenflüge zu übernehmen konnte sich Orfei leider aufgrund der schlechten finanziellen Lage der Swiss nicht erfüllen. «Ich arbeitete wieder als Architekt und begann nebenbei im Feusi in Solothurn Zeichnen zu unterrichten», erzählt Orfei. «Peter Jeker, mein ehemaliger Zeichnungslehrer, riet mir zur Ausbildung zum Zeichnungslehrer an der HGK/FHNW Hochschule für Gestaltung und Kunst in Basel. So kam es, dass ich von 2004 bis 2006 nochmals ein spannendes Studium absolvierte und seither an der Kantonsschule in Olten in einem 70%-Pensum Bildnerisches Gestalten und Architektur unterrichte.»

Veränderung seines Schaffens

Eine Veränderung seines künstlerischen Schaffens hat sich vor vier Jahren abgezeichnet. «Alles begann mit einer bereits von mir bemalten Leinwand, welche ich mit einer Filmszene übermalte.» Ein Bild über dem Bild. Eine ähnliche Technik hat Orfei auch bei seinen drei Kunstwerken angewandt, welche zur Zeit in der «29. Jahresausstellung der Solothurner Künstlerinnen und Künstler» im Kunstmuseum Olten gezeigt werden. Das eine Bild beispielsweise zeigte in der ersten Fassung Orfeis Wohnung in Wien während seiner Studentenzeit, erergänzte später eine Figur aus dem Film «Der Prozess» von Orson Welles und fügte als dritte Erinnerung einen Ausstellungsraum in Istanbul ein. «Diese Art sich zu erinnern ist weniger Realität als Träumerei», so Orfei.

Blick aus dem Fenster

Vor vielen Jahren fertigte Orfei anhand eines seiner ersten Skizzenbücher (heute rund 20 an der Zahl) ein Bild, welches seine Erinnerung an Pittsburgh aufzeigte. Erst kürzlich malte er seine heutigen Erinnerungen über das bestehende Bild: der Blick aus den teils spiegelnden Fenstern des Cafés auf die Strasse. «DieseSituation thematisiere ich regelmässig mit Schülern, wobei wir auch schon im Café Magazin in Olten mit seinengrossen Fenstern gearbeitet haben.» Auf die Frage, ob es immer leicht sei, ein bestehendes Bild zu übermalen, meint Orfei: «Ich habe einst eine Café-Situation in Barcelona gemalt, mit dem Wissen, dass ich danach ein weiteres Bild darüber malen werde. Das erste Bild aus meiner Erinnerung hat mir gut gefallen. Dieses dann zu übermalen war hart», gibt der Maler zu. Auf die Frage, ob er seinen Lebensunterhalt auch gänzlich durch die Kunst bestreiten könnte, meint Orfei: «Nein, ich könnte von der Kunst nicht leben und möchte es auch nicht. Das Malen ist eine einsame Tätigkeit und mir gefällt die Arbeit mit meinen Schülern.»

Am Sonntag, 9. März um 16 Uhr findet die Finissage der Jahresausstellung statt.

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