Oltner Künstler ganz nah

Porträt Der Künstler Vincenzo Cosentino widmet in Zusammenarbeit mit den Oltner Künstlern Urs Borner und Jörg Binz seinem Freund, Hanspeter Zünd, eine Hommage. Dieser wäre am 17. Oktober 65 Jahre alt geworden.

Vincenzo Cosentino porträtierte den Oltner Hanspeter Zünd († 2015) mit 30 und mit 62 Jahren. Am 17. Oktober werden verschiedene Bilder von H.P. Zünd, gemalt von verschiedenen Künstlern, ausgestellt. (Bild: jpi)

Vincenzo Cosentino porträtierte den Oltner Hanspeter Zünd († 2015) mit 30 und mit 62 Jahren. Am 17. Oktober werden verschiedene Bilder von H.P. Zünd, gemalt von verschiedenen Künstlern, ausgestellt. (Bild: jpi)

Hanspeter Zünd von Jörg Binz. (Bild: jpi)

Hanspeter Zünd von Jörg Binz. (Bild: jpi)

Hanspeter Zünd von Urs Borner. (Bild: jpi)

Hanspeter Zünd von Urs Borner. (Bild: jpi)

Vincenzo Cosentino kam mit 16 Jahren alleine in die Schweiz, genauer nach Olten. Geboren und aufgewachsen ist er in Kalabrien (Italien). Bei einem Besuch seines Vaters, welcher in Olten Gastarbeiter war, gefiel es ihm so gut, dass er beschloss zu bleiben. Diese Entscheidung habe er nie bereut, so Cosentino. Dies ist nun 50 Jahre her. In seinem Atelier an der Unterführungsstrasse 29 hängen lebensgrosse Bilder unter anderem von seiner Heimat. Eine Bildserie porträtiert die Olivenernte in Kalabrien - der Betrachter fühlt sich inmitten des Geschehens. «Mit diesem Rechen, welcher die Oliven von den Blättern trennt, nehmen die Pflücker diese sachte von den Bäumen und sammeln sie danach von Hand ein», kommentiert der Künstler. Aufgefangen hat er all diese Momente mit seiner alten Spiegelreflexkamera «Konica Minolta». Cosentino besucht seine Verwandtschaft in Kalabrien regelmässig, dies ist jeweils einer der wenigen Momente, wo er keinen Pinsel in der Hand hält.

Kunst als Leidenschaft

Die Landschaftsbilder sind keineswegs sein Hauptsujet. Der 66-Jährige hat gerne Abwechslung, deshalb malt er Stil- und Landschaftsbilder. Doch am Liebsten malt er Porträts von Frauen. «Möglichst freizügig», fügt er schmunzelnd an. Kürzlich erweiterte er seine Badzimmerserie, welche Frauen unter der Dusche, neben der Wanne oder auf der Toilette sitzend zeigt. Wie reagieren jeweils die Betrachter? «Keinesfalls schockiert. Viele witzeln, sie wären beim Malen gerne dabei gewesen», so Cosentino lachend. Seine Inspiration bezüglich Posen nimmt er jeweils aus Bildern aus den Medien. Die Serie der Tennisspielerin, welche unter ihrem kurzen Rock keine Unterwäsche trägt, beispielsweise war ein Skandalbild, welches 1996 in den Medien umstritten wurde. Doch er porträtiert nicht nur die Damen mit Modelfiguren aus den Zeitschriften, sondern im Jahr 2012 malte er Aktbilder von einer sehr korpulenten Frau. «Ich hätte am Liebsten jemanden gefragt, ob er mir Modell steht. Doch ich habe mich nicht getraut», gesteht der Oltner. So kopierte er die bekannten Bilder von Lucian Freud, der seine «Big Sue» für 33.6 Millionen Franken verkaufen konnte. Cosentino geht es nicht ums Verkaufen: «Kunst ist meine Leidenschaft». Auch sein Malergeschäft führt der 66-Jährige, solange er noch kann, mit Freude weiter. Den Kontakt mit den Leuten sowie Farbberatungen schätze er sehr.

Hommage an Hanspeter Zünd

Im April verlor Cosentino einen Freund: Hanspeter Zünd, verstorben am 30. April 2015, Jahrgang 1950. «Er war für viele ein Held und hinterlässt eine grosse Lücke. Zünd war ein geselliger, stolzer Mann mit einem grossen Herz», so Cosentino. Zünd war Grafiker und Artdirector, welcher bei Agenturen an zahlreichen Kampagnen beteiligt war, welche mehrere internationale Auszeichnungen gewannen. «Für mich war er ein Genie, welcher der Zeit immer ein Stück voraus war», so Cosentino ehrfürchtig. Zünd widmete sich 1995 immer mehr freien Arbeiten und porträtierte Menschen und Pflanzen in seinem Atelier oder auch oft unterwegs. Er war ein exzentrischer Künstler, der sich selber als Kunstfigur sah. Er inszenierte sich mit farbigen Gewändern, Hüten und Glitzer. Doch hinter der schillernden Fassade des Oltner Künstlers verbarg sich ein sehr feinfühliger und sensibler Mensch, welcher gemäss seinen Freunden in Olten oft missverstanden wurde. Seine Zeichnungen verschenkte H.P. Zünd aus Nächstenliebe oder für ein kleines Entgelt. Urs Borner, Jörg Binz und Vincenzo Cosentino widmen ihm nun eine Hommage. Alle sind eingeladen mit den Anwesenden dem Oltner Hanspeter Zünd zu gedenken.

Rückruf: Gesucht werden Arbeiten sowie Notizbücher von H.P. Zünd, um sie fotografisch zu erfassen, damit sie der Nachwelt in Buchform oder in einer Ausstellung präsentiert werden können. Melden kann man sich beiA. Cartier (Marktgasse 27, Olten, T 062 212 32 74).

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