Oltner Frauenpower im Kantonsrat
Kantonsratspräsidentin Am 5. Dezember wurde Susanne Schaffner zur höchsten Solothurnerin gewählt. Die Kantonsratspräsidentin über ihre politischen Anfänge, ihr neues Amt und das selbst gebraute Bier ihres Nachbarn.
Das Jahr ist noch jung, doch Susanne Schaffner hat bereits an der einen oder anderen Veranstaltung als Kantonsratspräsidentin teilgenommen. «Es ist ungewohnt für mich, in dieser Intensität in der Öffentlichkeit zu stehen», so Schaffner. «Ich freue mich sehr über das Amt und die Wahl, mit welcher ich realisierte, dass meine Arbeit geschätzt wird.»
Eingeschränkter Spielraum
Welche Themen beschäftigen den Kantonsrat im 2013? «In der ersten Jahreshälfte dominieren in erster Linie die Wahlen», betont Schaffner. Nach den Wahlen werden sich durch den Wechsel im Kantons- und Regierungsrat, neue Konstellationen ergeben. Themen seien der Finanzausgleich und das Pensionskassengesetz, welches «hohe Wellen schlagen» dürfte. Auf die Entscheidung könne sie als Kantonsratspräsidentin kaum Einfluss nehmen, aber sie freue sich auf spannende Diskussionen, so Schaffner weiter. Auf die Frage, ob sie den Kantonsrat anders leiten möchte als ihr Vorgänger, betont Schaffner den eingeschränkten Spielraum und die gute Arbeit ihres Vorgängers. «Aber», so die Kantonsratspräsidentin, «ich werde die Kantonsräte ermahnen, sich an das Wesentliche zu halten.» Die zielstrebige Susanne Schaffner mag Direktheit, aber die Geduld gehört nicht zu ihren Stärken.
AKW war immer Diskussion
Politische Vorbilder habe sie in der Familie keine gehabt, so Schaffner, die auf einem Bauernhof in Däniken aufgewachsen ist. Aber in der Familie sei jeweils heftig diskutiert worden, was verlangte, dass man sich eine Meinung bildete. Zudem habe sie als Kind einer Bauernfamilie gelernt, sich zu wehren. Nach einer Umsiedlung des Landwirtschaftsbetriebs ihrer Eltern, welcher dem ehemaligen Postzentrum weichen musste, stellten sich durch die AKW-Pläne neue Herausforderungen für die Bauernfamilie. Die AKW-Frage war denn auch der Auslöser für ihr politisches Engagement. «Ich bin mit der Friedens- und Frauenbewegung während der Zeit an der Kantonsschule politisch aktiv geworden», erzählt Schaffner. Die Parteifrage sei jedoch erst ein Thema geworden, als sie mit 27 Jahren erstmals für eine Kandidatur als Kantonsrätin angefragt worden sei.
Haben Frauen in der Politik dieselben Chancen wie ein Mann? «Diese Frage hat sich mir nie gestellt, denn egal ob Mann oder Frau, ein Ziel kann, jeder mit Arbeit und einer klaren Positionierung erreichen!»
Selbstständigkeit als Ziel
Ziel für Schaffner war stets die Selbstständigkeit. Sie begann ein Geografie-Studium, brach es ab und absolvierte die Handelsschule. Ihr erster Arbeitgeber war eine Ausgleichskasse. «Da wurde mir bewusst, wenn ich in diesem Job bleibe, werde ich als Frau nie befördert und somit auch nie meine Selbstständigkeit erreichen können», erinnert sich Schaffner. «Durch meine Erfahrungen als Angestellte kann ich heute meine Klienten und die Mechanismen in der Privatindustrie besser verstehen», erklärt Schaffner, die nach ihrem Jura-Studium seit 1998 mit zwei Partnern eine Anwaltskanzlei in Olten führt.
Anstrengende Zeit
Die Juristin hat die vergangenen vier Jahre das Präsidium der Finanzkommission geleitet: «Es war eine Zeit, in welcher ich viel Einfluss nehmen konnte, aber auch ein äusserst anspruchsvoller und zeitintensiver Abschnitt meines Lebens, so die zweifache Mutter. Doch die eher repräsentativen Aufgaben als Kantonsratspräsidentin, so hofft Schaffner, lassen sich besser mit ihrer Tätigkeit in der Anwaltskanzlei vereinbaren. Aber trotzdem dürfte auch 2013 für die50-Jährige ein anstrengendes Jahr werden. Wie hält Schaffner ihre Balance? «Ich unterhalte mich gerne mit Kollegen und Freunden, daneben mag ich die verschiedensten Formen der Bewegung an der frischen Luft. Ich schätze auch das Nichtstun im Garten mit dem Eigenbrau-Bier meines Nachbarn», erzählt Schaffner lächelnd. Und auf welchen Event freut sich die Kantonsratspräsidentin speziell? «An der Olma präsentiert sich Solothurn als Gastkanton. Ich freue mich sehr auf diese Veranstaltung, denn der Olma-Besuch hatte in unserer Familie stets Tradition.»