Nüt als Löcher z’Olte

Stadtpräsident Ein Gespräch mit Martin Wey über das vergangene Jahr, die neue Zusammensetzung des Stadtrates und Sparmassnahmen.

Stadtpräsident Martin Wey: «Wir mussten im letzten halben Jahr viele Leute aufgrund einiger Sparmassnahmen enttäuschen, aber es allen recht zu machen ist nicht möglich.»
Stadtpräsident Martin Wey: «Wir mussten im letzten halben Jahr viele Leute aufgrund einiger Sparmassnahmen enttäuschen, aber es allen recht zu machen ist nicht möglich.»

Martin Wey trat am 1. August als neuer Stadtpräsident, aufgrund der schlechten Finanzlage der Stadt Olten, keine leichte Amtszeit an. Auch während den Feiertagen blieb ihm nicht viel Zeit zum Verschnaufen, standen doch diverse Termine und Anlässe, wie der Neujahrsapéro an. Was trotz der schlechten Finanzlage für ihn Motivation gewesen sei, für das Amt als Stadtpräsidenten zu kandidieren? «Nach zwölf Jahren im Nebenamt war es mein Ziel, Politik im Vollamt zu betreiben», erklärt Martin Wey und fügt an, «ich hätte mir auch vorstellen können, als Anwalt tätig zu sein. Ich wollte mich auf eine Sache konzentrieren.» Angesprochen auf die schwierige Zeit betont der Stadtpräsident, dass auch schwierige Zeiten, gute Zeiten beinhalten.

Intensiver Kontakt zur Bevölkerung

«Die schwierige Zeit setzt einen intensiven Kontakt mit der Bevölkerung, dem Personal und den Organisationen/Institutionen voraus. Meine Tätigkeit ist nicht immer leicht zu erfüllen und ich bin gefordert, trotzdem empfinde ich die Arbeit als spannend.» Durch sein sechsjähriges Engagement als Kantonsrat, seine Tätigkeit als Stadtschreiber, Rechtskonsulent und seine 12 Jahre im Oltner Stadtrat hat Martin Wey einen grossen politischen Erfahrungsschatz sammeln können. Hat der 51-Jährige trotzdem während des halben Jahres als Stadtpräsident Neues erlebt? «Für mich war es neu, mich vollumfänglich einem Thema widmen zu können. Vorher war ich es, durch das Teilzeitpensum als Stadtrat, meine Tätigkeit als Anwalt, die Lehrtätigkeit an der Fachhochschule und als Vorstandsmitglied von verschiedenen Stiftungen, gewohnt, auf verschiedenen Hochzeiten zu tanzen», erklärt Wey. Die Vielfältigkeit seiner verschiedenen Arbeiten habe er sehr geschätzt. Die momentane Ausrichtung, vollumfänglich für die Stadt Olten tätig zu sein, helfe ihm seine Kräfte zu bündeln. Er stehe nun mehr unter Beobachtung, denn es seien vonseiten der Bevölkerung grosse Erwartungen an seine Amtsführung spürbar und zudem bestehe ein viel engerer Kontakt zu den Einwohnern. «Ich werde heute als vollamtlicher Stadtpräsident wahrgenommen und bin in ganzer Fülle präsent», so Wey schmunzelnd.

Belastend aber keine Tristesse

Ob die finanziell schwierige Zeit eine gedämpfte Stimmung verursache? «Die finanzielle Situation in Olten kann manchmal belastend sein, aber deshalb herrscht keine Tristesse», betont Wey. Selbstverständlich lege man heute bei jedem Geschäft auch sehr früh den Fokus auf den finanziellen Rahmen - ich habe eine Art Sparmodus im Kopf», lacht Wey, fügt aber an: «Trotzdem darf man auch das Erreichte und die positiven Entwicklungen der Stadt Olten nicht ausblenden. Es ist wichtig, aber auch anspruchsvoll, die Balance zu finden, um die Stadt nicht zu Tode zu sparen.» Es habe aber im ersten halben Jahr nicht nur das Thema Sparen gegeben, auch der Stadtrat habe sich verändert. «Zu Beginn galt es zu spüren, was für ein Typ das Gegenüber ist. Meine Aufgabe war es, den Stadtrat zusammenzuführen, da eine gute Streitkultur und eine offene Diskussion wichtige Punkte für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind.» Als einen Höhepunkt beschreibt Wey den Neuzuzügerapéro. «Es herrschte eine ausserordentlich positive Stimmung - eine Aufbruchstimmung», so Wey.

Man kann es nie Allen recht machen

«Wir mussten im letzten halben Jahr viele Leute aufgrund einiger Sparmassnahmen enttäuschen, aber es allen recht zu machen ist nicht möglich. Gerade in dieser schwierigen Zeit erachte ich es als wichtig, mit der Bevölkerung im Dialog zu bleiben und sich nicht zu verkriechen», betont Wey. Ist das Unheil nicht früher sichtbar gewesen? Wey bezweifelt es. Selbstverständlich hätten sich die Probleme der Alpiq abgezeichnet, niemand habe jedoch damit gerechnet, dass diese Talfahrt so rasant sei.

Wunschlisten und andere Träume

Hätte Wey Wünsche und Ideen für die neue Kirchgasse? «Im Sommer hatten wir viel Betrieb, aber ich wünschte mir mehr Aktivitäten im Winter, wobei der Adventsmarkt für mich in den Klostergarten gehört. Aber auch Privatinitiativen wären toll, dazu müsste eine «IG Kirchgasse» gegründet werden, die sich solchen Events annimmt. Gerne hätte ich zudem «SF bi de Lüt» auf der Kirchgasse zu Gast.» Dieser Wunsch könnte bald Wirklichkeit werden. «Auf meinem Wunschzettel würde zudem ein Hallenbad, ein zusätzlicher Platz für die Jugendlichen, eine Buvette im Vögeligarten, die Aufwertung des Bifangplatzes, ein würdiger Bahnhofplatz und ein neuer Tunnel stehen.» Ein neuer Tunnel? «Ich würde die Bahnlinie ab und bis Stadtgrenze unterirdisch verlegen. Ab dem ERO-Kreisel führt die Strasse ebenfalls im Tunnel bis ins Niederamt, um das Problem der Winkelunterführung zu lösen... wir haben von einer Wunschliste gesprochen, oder?», schmunzelt Wey. Ja, wir haben von einer Wunschliste gesprochen...

Anmerkung: Die Fragen zum Referendum Budget 2014 haben wir aus Aktualitätsgründen ausgeblendet. Mehr Infos Seite 3.

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