Noch fehlt es an der gewünschten Dynamik

Selbsthilfegruppe Alleinlebende Rund ein Viertel aller Personen in der Schweiz bezeichnet sich als Single. Manche leben freiwillig alleine, andere nicht. In der Region Olten bildet sich derzeit eine Gruppe, die sich an Alleinstehende richtet, um gemeinsame Freizeitaktivitäten zu planen.

Der Besuch im Oltner Adventsdorf im Dezember war nach dem vorhergehenden Initialtreffen die erste gemeinsame Aktivität der sich im Aufbau befindenden Selbsthilfegruppe Alleinlebende in der Region Olten. (Bild: Archiv Bruno Kissling)
Der Besuch im Oltner Adventsdorf im Dezember war nach dem vorhergehenden Initialtreffen die erste gemeinsame Aktivität der sich im Aufbau befindenden Selbsthilfegruppe Alleinlebende in der Region Olten. (Bild: Archiv Bruno Kissling)

Veit Bächtold heisst nicht wirklich Veit Bächtold. Der Name ist frei erfunden. Seinen tatsächlichen Namen will Bächtold nicht in der Zeitung lesen. Erst nach dem Zusichern von Anonymität hat sich der Mann aus der Region Olten zu einem Gespräch bereit erklärt.

Bächtold ist Initiant und Gründer einer Selbsthilfegruppe. Wobei der Begriff Selbsthilfegruppe womöglich ein wenig irreführend ist. Leute mit ähnlichem Schicksal, die sich wöchentlich treffen, sich austauschen und sich davon Trost und Hilfe erhoffen – darum geht es in Bächtolds Gruppe nicht. Das Angebot soll vielmehr «Alleinlebende zwischen 40 und 60» zusammenführen, um Freizeitaktivitäten zu unternehmen – in lockerem Rahmen und in unregelmässigen Abständen. «Es soll einfach ein Austausch Gleichgesinnter sein, die Lust haben, die Freizeit gemeinsam zu verbringen», sagt Bächtold.

Kontaktstelle Selbsthilfe unterstützte ihn

Der Ingenieur in den 50ern ist vor rund zehn Jahren aus beruflichen Gründen aus dem deutschsprachigen Ausland in die Region Olten gezogen. Dauerhaft Anschluss gefunden hat er bisher nicht. Aus Vereinsmitgliedschaften ergaben sich keine beständigen Beziehungen. «Das Leben findet immer aktivitätsspezifisch statt, nur selten darüber hinaus», bedauert er. Bächtold aber möchte mit Bekannten nicht nur in einem Sportverein oder einer Musikgesellschaft zusammenkommen, sondern verschiedene Aktivitäten unternehmen können. Also auch mal gemeinsam ins Theater oder wandern gehen, mal gemeinsam ein Museum oder ein Restaurant besuchen. Besonders virulent wurde dieses Bedürfnis in der Corona-Zeit.

So ergriff Bächtold im Oktober 2020 die Initiative und wandte sich an die Kontaktstelle Selbsthilfe Kanton Solothurn. Fortan begleitete diese Bächtold in seinen Bemühungen, Gleichgesinnte zu finden. Bächtold verfasste in Zusammenarbeit mit Selbsthilfe Solothurn eine Medienmitteilung, liess Flyer drucken, verteilte diese. Allerdings: 15 Monate nach der Lancierung seiner Idee ist diese noch nicht über das Anfangsstadium hinausgekommen. Unter anderem die pandemische Lage verhinderte ein höheres Tempo beim Vorankommen.

Bisher hat sich gemäss Bächtold rund ein Dutzend Leute auf den Aufruf hin gemeldet. Erst als es eine gewisse Anzahl Interessierter gab, machte ein Initialtreffen überhaupt Sinn. Dieses fand dann im Spätherbst 2021 statt. Wenig später folgte ein Besuch des Oltner Adventsdorfes. «Ein gewisses Bedürfnis ist da. Aber ich hätte mir mehr erhofft.» Das bisher Erreichte vermag den Initianten nicht zufrieden zu stellen. Doch noch hofft er, dass die Selbsthilfegruppe Alleinlebende beziehungsweise die Freizeitgruppe, wie sie sich auch nennt, mit dem Abflauen der Corona-Pandemie Fahrt aufnimmt. Interessierte können via Kontaktstelle Selbsthilfe mit der Gruppe um Bächtold in Kontakt treten.

Durchlässige Grenzen erwünscht

Veit Bächtold lebt noch immer alleine, hat aber inzwischen «jemanden kennengelernt». So drückt er sich aus. Mehr will er nicht preisgeben. Andere Personen, die ein Treffen der Selbsthilfegruppe besucht haben, sind bereits wieder nicht mehr Teil davon – weil sie in der Zwischenzeit wie er einen Partner gefunden haben. «Ich finde das Quatsch. Was hält einen davon ab, sich weiterhin in der Gruppe zu engagieren?», fragt Bächtold rhetorisch.

Überhaupt soll die von ihm initiierte Gruppe möglichst durchlässige Grenzen haben. Es dürften gerne auch Leute über 60 an den Treffen teilnehmen. Oder es darf vielleicht auch mal jemand seinen Partner zu einem Treffen mitbringen. «Das Projekt kann durchaus eine gewisse Dynamik annehmen», so Bächtold. «Mal sehen, wo die Reise hingeht. Das bestimme ich nicht alleine.»

Ob sich die Gründung der Gruppe gelohnt habe, könne er jetzt noch nicht sagen. Dafür sei es zu früh. Viel hänge davon ab, wie sich die Gruppe weiterentwickle. «Ich habe nun ein paar Sachen gemacht, die Gruppe initiiert. Aber jetzt hoffe ich, dass noch mehr Dynamik entsteht.»

www.selbsthilfesolothurn.ch

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