Nadine Vögeli wünscht sich mehr Sachlichkeit

Kantonsratspräsidentin Bald ein Jahr ist Nadine Vögeli als Kantonsratspräsidentin die höchste Solothurnerin. Die umtriebige Politikerin aus Hägendorf blickt auf ein bewegtes Jahr zurück.

Blickt auf ein strenges, aber schönes Amtsjahr als Kantonsratspräsidentin zurück: Nadine Vögeli. (Bild: Caspar Reimer)
Blickt auf ein strenges, aber schönes Amtsjahr als Kantonsratspräsidentin zurück: Nadine Vögeli. (Bild: Caspar Reimer)

Für Nadine Vögeli geht bald ein ereignisreiches Jahr und damit auch ihre Zeit als Kantonsratspräsidentin zu Ende: «Ich habe neulich die Repräsentationstermine, die ich als Kantonsratspräsidentin wahrzunehmen hatte, gezählt und kam auf ganze sechzig. Und das nur von den Monaten März bis Oktober», erzählt die umtriebige Politikerin, die zugleich und unter anderem seit 2021 als Co-Präsidentin der SP Solothurn und seit 2019 selbstständig im Gesundheitsbereich tätig ist.

Vögeli wohnt mit ihrem Mann, der Hündin India und zwei Katzen in einem geräumigen Haus in Hägendorf, doch an gemütliche Familienidylle war in diesem Jahr nicht viel zu denken: «Als Politikerin finden viele Termine am Abend und am Wochenende statt.» Natürlich sei dies interessant, weil sich so viele Leute kennenlernen und Kontakte knüpfen lassen. «Ich durfte Menschen begegnen, mit denen ich sonst nie in Kontakt gekommen wäre. Gefreut hat mich auch der grosse Respekt, welcher dem Amt und mir als Person entgegengebracht wurde.» Deshalb habe sie alle Termine wahrgenommen, aber auf Dauer wäre die Belastung wohl zu gross.

Die 43-Jährige hat ihre Kindheit und fast ihre ganze Schulzeit in Hägendorf verbracht. Nach einigen Berufsjahren als Pflegefachfrau übernahm sie in diesem Bereich bald Führungspositionen, so etwa als Leiterin Pflege der Medizinischen Klinik im Spital Emmental oder als stellvertretende Leiterin Unternehmensentwicklung im Spital Baden. Nach einem Sprachaufenthalt in London machte sie sich selbstständig und ist seit 2019 Inhaberin der Firma Vogelfrei Consulting, die sich unter anderem auf Organisationsentwicklung und Prozessoptimierung im Gesundheitswesen spezialisiert hat: Wenn etwa ein Spital oder eine Spitex sich neu oder anders organisieren will, steht Vögelis Firma beratend zur Seite.

Hitziger Umgang

Allgemein sagt man dem Januar nach, er sei ein politisch ereignisarmer Monat mit wenigen grossen Geschäften und deshalb sehr gut geeignet, um sich in das Amt als Parlamentspräsidentin einzuarbeiten: «Bei mir war es nicht so, ganz im Gegenteil. Auf der Traktandenliste stand etwa die Debatte zum Volksschulgesetz, das ein komplexes Geschäft mit vielen Anträgen ist. Zudem hatten wir die Coronasituation zu meistern.»

Als Vögeli anfangs Jahr ihr Amt antrat, sagte sie gegenüber den Medien, sie wolle «Verantwortung übernehmen». Rückblickend auf das bald zu Ende gehende Präsidialjahr sagt sie: «Mir ging es bei dieser Aussage darum, im gemeinsamen Umgang Verantwortung zu übernehmen, zu überlegen, was man sagt und wie man es sagt, oder eben auch, was man nicht sagt», erzählt sie. Neulich hatten sich Kantonsräte der SVP darüber brüskiert, dass ihre Geschäfte jeweils auf die lange Bank geschoben würden. Dazu sagt Vögeli: «Diese Kritik bezog sich eher auf die Behandlung in der Verwaltung. Wobei zu sagen ist, dass in den letzten Monaten die Fristen fast zu 100 Prozent eingehalten wurden. Im Kantonsrat werden die Geschäfte dann strikt nach Eingangsdatum traktandiert. Eine Ausnahme habe ich einzig bei den Volksaufträgen gemacht, die habe ich jeweils priorisiert. Ich finde, wenn ein Anliegen direkt aus der Bevölkerung in den Rat getragen wird, soll es auch so rasch wie möglich behandelt werden.» Ob sie nun der SP oder einer anderen Partei angehöre, spiele als Präsidentin des Parlaments keine Rolle: «Es darf keine Rolle spielen. Und das ist auch richtig so.» Die Diskussionskultur im Rat habe sich, besonders angesichts der im kommenden Jahr anstehenden Wahlen, zugespitzt: «Ich betrachte dies teilweise mit Sorge, weil politische Inhalte und nicht die persönliche Profilierung im Vordergrund stehen sollten.»

Gestartet hatte Vögeli noch im verschärften Coronamodus, also etwa im Grenchner Velodrome statt im Solothurner Rathaus: «Im Frühling sind wir wieder ins Rathaus umgezogen und man musste sich daran gewöhnen, wieder etwas näher beisammen zu sein.»

Nationalrätin Vögeli?

Für das kommende Jahr möchte sich Vögeli, auch im Hinblick auf die Nationalratswahlen, wieder für die Themen ihrer Partei stark machen. Angesprochen auf ein klassisches Thema der Sozialdemokratie, nämlich die Gleichstellung der Geschlechter, sagt sie: «Wir haben in Solothurn drei kompetente Regierungsrätinnen. Darauf können wir stolz sein.» Überhaupt weise der Kanton Solothurn auch im Parlament im Vergleich zu anderen Kantonen einen guten Frauen-Schnitt auf.

Wenn sie als Kandidatin nominiert wird, möchte sich Vögeli für den Nationalrat aufstellen lassen: «Gerne würde ich auf nationaler Ebene mitgestalten und die Bedürfnisse unserer Region in Bern einbringen. Ebenfalls am Herzen liegt mir ein funktionierendes Gesundheitswesen. Der aktuelle Pflegenotstand ist hausgemacht und hat sich schon lange abgezeichnet. Hier wurde mit der Annahme der Pflegeinitiative ein erster Schritt gemacht. Nun müssen der Bund und die Kantone die weiteren Schritte einleiten.»

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