Nachwuchs für Olten

Hebamme Immer mehr Frauen entscheiden sich für die Geburt in einem Geburtshaus. Über die Vorteile des Geburtshauses und die Problematik, dass Hebammen und Ärzte besser zusammenarbeiten sollten, berichtet die Hebamme Sabine Anderegg.

Der vier Wochen junge Cédric wird von der Hebamme Sabine Anderegg gewickelt und gewogen. mim)
Der vier Wochen junge Cédric wird von der Hebamme Sabine Anderegg gewickelt und gewogen. mim)

Aufgrund der Privatsphäre, der persönlichen Betreuung und des natürlichen Gebärens habe sie sich für ein Geburtshaus entschieden, so die Oltnerin Tabitha Germann. Für Oltnerinnen ist das Geburtshaus Ambra in Wittinsburg (BL) in ungefähr 20 Minuten gut erreichbar. Über die Geburt habe sie sich nicht allzu grosse Gedanken gemacht, gerade deshalb sei es ihr beim ersten Kind wichtig gewesen, dass diese im vertrauten Rahmen stattfindet, so Germann weiter.

Weiterbildung in Akkupunktur

 

Frauen, die sich für eine Geburt im Geburtshaus entscheiden, legen Wert auf einen natürlichen Geburtsverlauf. «Angst zu haben ist normal, denn gerade beim ersten Kind ist alles neu und unbekannt, trotzdem kann eine positive Einstellung die Geburt in einem guten Sinn beeinflussen», erklärt die Hebamme Sabine Anderegg. Die 33-Jährige hat sich einst zur Pflegefachfrau ausbilden lassen und danach drei Jahre im Kantonsspital Olten gearbeitet, bevor sie 2004 die zweijährige Ausbildung zur Hebamme absolvierte. Später war sie auf der Geburtenabteilung im Unispital in Zürich tätig. Die Zeit im Unispital, getragen durch ein grosses Team, sei gut und lehrreich gewesen, heute jedoch gebe es für sie keinen Weg zurück in den Spitalalltag, da ihr dort die ganzheitliche Betreuung fehle, so die Hebamme. Seit rund vier Jahren ist Anderegg im Geburtshaus in Wittinsburg tätig. Sie hat sich im Bereich Akkupunktur weitergebildet und bietet Pilates in Schwangerschafts- und Rückbildungskursen an.

Zusammenarbeit fördern

 

Der Konflikt zwischen Arzt und Hebamme ist nicht neu und genauso aktuell wie noch vor einigen Jahren. Wieso herrscht dieser Konflikt und wie könnte er behoben werden? «Ich denke der Konflikt liegt in erster Linie im Konkurrenzkampf. Es wäre toll, wenn wir durch die Unterstützung der Ärzte die Möglichkeit erhalten würden, bereits in der Frühschwangerschaft mit den Frauen zusammenzuarbeiten, um sie in der Körperwahrnehmung und im Entscheid für eine Spontangeburt zu unterstützen. Der Untersuch beim Arzt und der Ultraschall, für welchen wir nicht ausgebildet sind, ist wichtig, trotzdem wäre es schön, wenn uns die Ärzte weniger als Konkurrenz, umso mehr als Unterstützung ansehen würden», so Anderegg. Ein Arzt nimmt sich 20 bis 30 Minuten Zeit bei einer Voruntersuchung, die Hebammen planen für eine Schwangerschaftskontrolle bis zu einer Stunde ein. Frauen sind jedoch nicht verpflichtet im Geburtshaus zu gebären, auch wenn sie die Schwangerschaftsuntersuchungen im Geburtshaus wahrnehmen. «Ich als Hebamme begegne der Frau in erster Linie im gesunden Zustand. Wenn wir bei der Betreuung einer Schwangeren Komplikationen feststellen, suchen wir die Zusammenarbeit mit einem Arzt», so Anderegg: «Wir sind mit allen medizinischen Geräten und Möglichkeiten ausgestattet wie ein Spital, aber wenn wir feststellen, dass eine Geburt problematisch oder einfach zu kräftezehrend verläuft, bringen wir die Frau ins Krankenhaus.»

Abbruch, wenn es nicht mehr geht

 

60 Prozent der 65 betreuten Frauen im Geburtshaus Ambra gebären im Wasser. Manche Frauen haben Angst, dass ein Geburtshaus für den Notfall zu wenig ausgestattet ist. «Wir haben abgesehen von der Möglichkeit der PDA (Periduralanästhesie) und des Kaiserschnitts dieselben Möglichkeiten wie ein Krankenhaus. Zudem arbeiten wir eng mit den Kantonsspitälern Olten und Liestal zusammen», wendet Anderegg ein.

Tabitha Germann hatte sich für eine Geburt im Geburtshaus entschieden. Da der Geburtsverlauf zum Stocken kam, entschied die Hebamme Sabine Anderegg mit den werdenden Eltern, die Geburt im Kantonsspital Aarau fortzusetzen. «Eine PDA kann eine Spontangeburt einleiten und macht Sinn, wenn eine Geburt ins Stocken gerät», so Anderegg. «Ich fühlte mich an beiden Orten gut betreut, doch der Unterschied zwischen dem Umgang im Geburtshaus und im Spital war trotzdem spürbar und ich war froh, ins Wochenbett im Geburtshaus zurückkehren zu können», so Tabitha Germann, die vor vierWochen ihren Sohn Cédric zur Welt gebracht hat.

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