Nachmittags im Wald

Verein Waldexperiment Den Wald kennen lernen: Das können Kinder im Waldexperiment bereits zum fünften Mal seit 2016. Nun steht das Fundraising für die nächsten vier Jahre an.

Die Köpfe hinter dem Waldexperiment (v.l.): Initiator Ruedi Iseli und die Leitenden Tobias Schicker, Anke van Leewen und Antonia von Arx. (Bild: FB)
Die Köpfe hinter dem Waldexperiment (v.l.): Initiator Ruedi Iseli und die Leitenden Tobias Schicker, Anke van Leewen und Antonia von Arx. (Bild: FB)

Ein Samstagnachmittag im Januar: Eine Gruppe von etwa zwanzig Kindern und eine Handvoll Erwachsener macht sich vom Oltner Meierhof auf in den angrenzenden Hardwald. Den ebenen Waldweg, der hinter dem Wohnquartier zum bequemen Spaziergang einlädt, verlässt die Gruppe aber schon bald und biegt rechts ab, das Bord hinunter. Die Kinder steigen über morsche Äste, rutschen über Steine und Erdhügel, stapfen durch feuchtes Laub oder zwängen sich an Büschen vorbei. Nach wenigen Minuten flacht das Gelände ab. Dort machen sich ein paar Kinder an den Überbleibseln einer Feuerstelle zu schaffen, einige hacken Holz, andere sammeln Gras als Zünder. Die Gruppe teilt sich allmählich auf.

So beginnen die Nachmittage des Waldexperiments, von denen der gleichnamige Verein insgesamt zwölf pro Jahr organisiert. Die Idee: Kinder sollen den Wald ohne vorgefertigtes Programm oder bestimmte Lernziele kennen lernen. Stattdessen sollen sie sich ungehindert im Wald betätigen. Das Angebot richtet sich an Kinder in der ersten bis fünften Klasse. «Die Nachmittage finden bei jeder Witterung statt», hält Ruedi Iseli fest. «Ausser bei Sturm», schiebt er nach. An diesem Nachmittag tragen die Kinder dicke Jacken, Regenhosen, wetterfeste Schuhe und Handschuhe.

«Weder belehren noch bespassen»

Forstingenieur Iseli hat das Waldexperiment vor sechs Jahren mit angestossen. «Weder belehren noch bespassen», nennt Iseli den Grundsatz. Informelle Lernpädagogik heisst das im Fachjargon. In der Praxis ist das Prinzip eigentlich simpel umzusetzen: die Kinder einfach mal machen lassen.

Dass das funktioniert, zeigt sich vor Ort. Zu keinem Zeitpunkt langweilen sich die Kinder. Stattdessen erzählen sie zu Beginn des Nachmittags von ihren Vorhaben: Ein Loch graben, eine Laubschlacht und vielleicht eine Verfolgungsjagd planen die beiden zehnjährigen Noah und Luan. Der neunjährige Josia will erst einmal Äste sägen für das Feuer, später vielleicht noch Lehm holen in der Grube. Allerdings habe er mit dem Holz halt immer viel zu tun, wendet er ein. Und die siebenjährige Flavia modelliert Gesichter aus Lehm an die Bäume. An anderen Tagen sei sie aber vor allem geklettert. Für diese Gruppe ist das bereits der zehnte Nachmittag im Wald.

«Zu Beginn waren die Kinder noch zurückhaltender», erinnert sich Leiter Tobias Schicker an den ersten Nachmittag der diesjährigen Ausführung. Inzwischen würden sie sich viel selbstständiger im Wald bewegen. «Von aussen haben wir oft den Eindruck, die Kinder würden einfach irgendetwas herumtüfteln», ergänzt Leiterin Antonia von Arx. «Sie sind aber in ihrer eigenen Welt und erleben ihre eigene Geschichte.» Sich da herauszuhalten, sei gar nicht so einfach. «Auch wir als Leitende machen da eine Entwicklung durch», sagt Schicker. Anke van Leewen, die Dritte im Leitungsteam, erzählt: «Zu Beginn machten wir noch ein Namensspiel, damit sich die Kinder kennen lernen.» Das sei aber auf wenig Anklang gestossen. «Die Kinder wollen sich selber organisieren.»

Für Schicker, von Arx und van Leewen ist es die erste Saison im Waldexperiment. Sie verbringen die Nachmittage meist an der Feuerstelle, zu der die Kinder immer wieder zurückkehren. «Wenn es Fragen gibt oder die Kinder Hilfe möchten, sind wir da», sagt von Arx. Nur auf vier Regeln pocht das Team bei den Kindern: Sie dürfen keinen Abfall liegen lassen, keine lebenden Bäume verletzen, müssen sich bemühen, dass alle eine gute Zeit haben, und sie müssen bei unlösbarem Streit die Leitenden rufen. So steht das im Waldvertrag, einem A3-grossen Plakat aus Packpapier, das alle Kinder am ersten Nachmittag unterschrieben haben.

Zum fünften Mal seit 2016

«So manches Kind ist bereits zum zweiten oder dritten Mal dabei», sagt Initiator Iseli. In Olten findet das Waldexperiment seit der ersten Austragung 2016 schon zum fünften Mal statt, stets auch unterstützt von der Waldbesitzerin Bürgergemeinde Olten. Über die Jahre ist es dem Verein gelungen, die Idee zu verbreiten. Auch in Aarau, Bern, Burgdorf und Wettingen fanden seither Waldexperimente statt.

«Wir wünschen uns eigentlich, dass sich das Projekt verselbstständigt», sagt Iseli. Waldexperimente sollen schweizweit angeboten werden. «Als kleiner Verein ist das organisatorisch aber nicht zu stemmen.» Deshalb ist der Verein auf der Suche nach Partnerschaften. Kinderhorte, Quartier- oder Elternvereine, «oder die offene Kinder- und Jugendarbeit», zählt Iseli auf.

Für das Oltner Waldexperiment ist der Verein momentan mit dem Fundraising beschäftigt. Noch fehlt die Unterstützung für ein neues Vierjahresprogramm.

www.waldexperiment.ch

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