Nach Endspiel der Anfang

Kerstin Schult Die Regisseurin Kerstin Schult probt mit der DSG das Endspiel.

Hat ihr Herz schon in jungen Jahren an das Theater verloren - die Regisseurin Kerstin Schult. mim)
Hat ihr Herz schon in jungen Jahren an das Theater verloren - die Regisseurin Kerstin Schult. mim)

Nein, nein beim Endspiel handelt es sich nicht um das letzte Projekt der Dachschadengesellschaft, sondern um die, wie Regisseurin Kerstin Schult erzählt, eigenwillige Inszenierung von Samuel Becketts Theaterstück «Endspiel». «Nach dem letzten Dezember, wo mancherorts die Hysterie aufgrund des endenden Maya-Kalenders ausgebrochen ist, fand ich das «Endspiel» und dessen Thematik passend», erklärt Kerstin Schult und fügt an: «Die Menschheit ist festgefahren und die Welt wartet förmlich auf den Knall, der eine Veränderung auslöst und eine Weiterentwicklung ermöglicht.» Auch für die Dachschadengesellschaft ist Endspurt angesagt, denn die Premiere findet bereits am Freitag, 25. Oktober statt. Deshalb traf sich die, im diesjährigen Theaterstück, kleine Gruppe für ein intensives Probewochenende. Die Schauspielerin weiss um die Intensität, welche für die Vorbereitung für eine Rolle nötig ist und verlangt deshalb ihren meist jungen Amateur-Theaterschaffenden einiges ab. Die harte Arbeit zahlt sich jedoch aus, so erzählt Schult erfreut von einer DSG-Schauspielerin, die inzwischen an der Schauspielschule in Bern studiert.

Anspruchsvolles und komplexes Stück

Um ins grosszügige Probelokal der DSG zu gelangen, müssen zahlreiche Treppen bestiegen werden, denn der Raum befindet sich passend unter dem Dach in der Rötzmatt 8. «Beim Endspiel handelt es sich um ein anspruchsvolles und komplexes Stück, welches ich der Verständlichkeit zuliebe gekürzt habe. Zudem habe ich einen neuen dramaturgischen Faden gesponnen, der so nicht im Text zu finden ist. Dies hat der Qualität des Stücks jedoch keinen Abbruch getan, im Gegenteil», erklärt Schult. Die Herausforderung für die Amateur-Schauspieler besteht darin, einerseits ältere Personen und andererseits in einer Kleinstbesetzung und somit grosse Rollen zu spielen. «Vor zwei Jahren haben wir das bisher grösste Projekt der DSG, die Dreigroschenoper mit19 Laiendarstellern, aufgeführt, deshalb und aufgrund der finanziellen Mittel haben wir uns dieses Jahr für eine kleinere Produktion entschieden.»

Wirbelwind aus Magdeburg

Aufgewachsen in Magdeburg (D) hat Kerstin Schult bereits als Kind in ihrer eigenen Welt gelebt. «Ich habe Geschichten ausgeheckt und alle fünf Minuten eine andere Idee gehabt.» Ihre Eltern hatten beide Ökonomie und Philosophie studiert, waren überzeugte Kommunisten und für Schult reine Zahlenmenschen. «Erst in späteren Jahren entdeckte ich, dass auch meine Eltern sehr wohl eine künstlerische Seite an sich hatten», erinnert sich die auch russisch sprechende Schauspielerin. Um ihre überschäumende Energie auszuleben, betrieb die junge Kerstin, neben ihrem Engagement in einer Theatergruppe, auch diverse Sportarten. «Filme begeisterten mich schon mit neun Jahren, als ich mir Fred Astaire im Fernsehen angesehen habe.» Als die quirlige Schult neben dem Sport, dem Schauspielunterricht, dem Gesang und Tanz zudem noch das Spielen eines Instruments erlernen wollte, fanden ihre Eltern es sei nun genug. Obwohl sie heute in der Band VHS singe, bedauere sie kein Instrument zu spielen, erzählt Schult lächelnd. Bereits mit 16 Jahren bewarb sich die Schauspielerin heimlich an der Schauspielschule, fiel jedoch durch und erlernte auf Drängen ihrer Eltern den Beruf der technischen Zeichnerin. Danach war sie als Ankleiderin am Magdeburger Theater und ein Jahr als Schauspielelevin an den Städtischen Bühnen Quedlinburg tätig, bevor sie ihr Studium an der Hochschule für Schauspielkunst «Ernst Busch» in Berlin absolvierte.

Wechsel ins Kabarett

Der Abschluss ihres Studiums war aufgrund ihrer Schwangerschaft turbulent. Die 24-Jährige bewarb sich hochschwanger beim Kabarett «Die Kugelblitze» (heute: «Die Zwickmühle»). Auf einer Tournee in der Schweiz, organisiert vom damaligen Theaterstudio Olten-Team, lernte Schult Mike Müller kennen und lieben. Nach der Heirat 1992 zog das Paar zwei Jahre später in Olten zusammen. Auch nach der Trennung blieb Kerstin Schult mit ihrem Sohn Jakob in Olten. Sie war neben verschiedenen Theaterprojekten als Gassenarbeiterin in Olten tätig. Heute arbeitet sie als Streetworkerin in Muttenz und betreut den Mittagstisch für Schüler in Olten. 2004 entdeckte sie aufgrund eines Bänderriss-Ausfalls ihre Liebe zur Regie und hat seither die verschiedensten Stücke inszeniert. 2012 nahm sich Schult eine Auszeit bei der DSG, um sich einer «neuen Liebe» zu widmen: Am 25. Januar wird sie, gemeinsam mit Mitbegründer Willi Stadler, an der Hardfeldstrasse 7 die Oltner Schauspielschule eröffnen.

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