«Mut haben, in den Ring zu steigen»

Internationaler Frauentag Am 8. März wird der Internationale Frauentag begangen. Aus diesem Anlass haben wir uns mit der Geschäftsführerin der Stiftung Arkadis, Dr. Dagmar Domenig, über ihre Sicht der Rolle der Frau unterhalten.

Arkadis-Geschäftsführerin Dr. Dagmar Domenig setzt sich für heterogene Teams ein. mim)
Arkadis-Geschäftsführerin Dr. Dagmar Domenig setzt sich für heterogene Teams ein. mim)

Aufgewachsen in den 60er und 70er Jahren lässt sich eine eher konventionelleFamilienstruktur erahnen. Nicht bei Dagmar Domenig: «Meine Mutter ist trotz vier Kindern eine emanzipierte Frau. So besuchte sie nach der Geburt des vierten Kindes Abendkurse und liess sich zur Sozialarbeiterin und später zur Paar- und Familientherapeutin ausbilden.» Auch Domenigs Grossmutter übernahm eine Vorreiterrolle und absolvierte mit fünf Kindern ihr Diplom als eine der ersten Architektinnen in der Schweiz. «In meiner Familie wurden die Mädchen stets ermutigt, für das Gymnasium motiviert und gefördert. Als Tochter einer starken Bündner Frauenlinie und eines norddeutschen Vaters habe ich gelernt hinzustehen und meine Meinung zu äussern.»

Zurück zu den Wurzeln

 

Obwohl sich Domenig für Medizin interessierte, studierte sie einst Rechtswissenschaften. «Der Entscheid gegen Kinder war nicht selbst gewählt, aber auch der Grund, mich ganz meiner Karriere zu widmen.» So absolvierte Domenig die zweite Ausbildung zur Pflegefachfrau HF und studierte danach an der Universität in Bern Sozialanthropologie. Im Schweizerischen Roten Kreuz konnte Domenig ihre beiden Ausbildungen im Pflegebereich und in der Sozialanthropologie als Expertin für Medizinanthropologin, Migration und Gesundheit sinnvoll verbinden. Später stieg sie bis zur Departementsleiterin und Vizedirektorin auf.

Die eigene Meinung kundtun

 

Führungsfragen interessierten Domenig immer mehr und so bildete sie sich zur dipl. Non-Profit-Managerin VMI weiter. «Ich hatte nie Probleme meine Meinung kundzutun, bemerkte aber, als ich mich in Richtung Management und somit in einer Männerdomaine bewegte, dass hier eine etwas «dickere Haut» nötig ist, um sich zu behaupten», erzählt Domenig und fügt an: «Dabei wurde ich von einigen Männern stark gefördert, aber es gab auch stets «Verhinderer», ebenso vonseiten der Frauen.»

«Heterogene Teams machen Unternehmen erfolgreich»

 

«Ich verstehe zwar, dass die seit langem geführte Diskussion um die Frauenquote, nach einem starken Rückgang, wieder aktuell ist, aber ich denke, eine Frauenquote ist lediglich ein Aspekt vom Ganzen», betont Domenig. Norwegen zeige die Problematik auf, denn das Land habe die Frauenquote in den Verwaltungsräten eingeführt. Es war jedoch schwierig, nicht nur gut ausgebildete, sondern auch im Top-Management erfahrene Frauen zu finden. «Die Frauen müssen sehr früh, auch für Führungspositionen, gefördert werden, um später die Top-Positionen erfolgreich besetzen zu können», ist Domenig überzeugt. Aber die Arkadis-Geschäftsführerin widmet sich mit Herzblut einem anderen Ansatz: «Ich setze mich für Teams ein, die sich in den unterschiedlichsten Bereichen, sei es in der Herkunft oder auch in der Lebensform, unterscheiden.» Diese Heterogenität, der sich Domenig in ihrem bekannten Lehrbuch «Transkulturelle Kompetenz für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe» widmet, versucht sie auch in der Stiftung Arkadis nachzuleben. Diese Vielfalt umfasst für die Geschäftsführerin jedoch nicht nur die Diversität in den Teams, sondern generell den Umgang mit Chancengleichheit. «Wir befinden uns in einer Übergangszeit, deshalb kann eine Frauenquote eine temporäre Massnahme sein, es ist aber ein generelles Umdenken in nächster Zeit erforderlich», so Domenig, die zwar an der «langen Leine» führt, aber klar kommuniziert, was sie erwartet. Anerkennung und das Vertrauen in ihre Mitarbeiter sind wichtige Punkte in ihrer Art zu führen. «Ich erachte es als wichtig, die Führung wahrzunehmen und mir auch Freiräume zu schaffen, um stets für meine Mitarbeiter da zu sein.» Ist sie zufrieden mit der Stellung der Frau? «Wir sind nicht am Punkt, an welchem wir sein könnten. Noch immer gibt es zu wenig Teilzeitstellen, zu viele Frauen stecken durch die Kinderbetreuung zurück und arbeiten in Bereichen, welche nicht lukrativ sind.» Was wünscht sich Domenig für die Zukunft der Frau? «Frauen sollten vermehrt den Mut haben in den Ring zu steigen, dies aber spielerisch, sportlich und mit Humor. Frauen neigen dazu, Angriffe zu persönlich aufzufassen. Ausserdem sollten Frauen mehr Mut haben, das Leben zu leben, welches für sie stimmt.»

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