Kunst am Bahnhof

Cecile Weibel wird heute in der Bahnhofsunterführung ihre Ausstellung eröffnen

Cecile Weibel in ihrem Atelier im ehemaligen Berna-Gebäude in der Industrie in Olten. mim)
Cecile Weibel in ihrem Atelier im ehemaligen Berna-Gebäude in der Industrie in Olten. mim)

Während des Sommers stellt art i.g., der Verein zur Förderung von Kunst und Kultur in der Region Olten, drei Künstlern das von ihnen gemietete Schaufenster in der Bahnhofsunterführung für deren Kunst zur Verfügung. Heute Abend um 18 Uhr wird die Oltner Künstlerin Cecile Weibel ihre Ausstellung im «Kleinsten Kunstraum Olten KKO» eröffnen. «Ich versuche, in der Ausstellung meine Interessenfelder der letzten Jahre anzuordnen. Wie ein Garten wird sich diese in den vier Wochen ständig verändern», erklärt die30-Jährige. «Da in meiner Kunst die performativen Elemente eine grosse Rolle spielen, wird das Fenster auch als Ankündigung von Events, die anderswo stattfinden, dienen», so Weibel, die ihre Kunst hauptsächlich mit der Videokamera inszeniert.

Nachbarschaft und Identitätsfindung

Sie habe Kolleginnen angefragt, ob sie zum Thema «Global Neighborhood» für den kleinsten Kunstraum etwas beisteuern würden. Das Thema der Nachbarschaft, des Zusammenlebens innerhalb einer Familie, aber auch fern der Blutsbande sowie die Identitätsfindung, zu welcher auch der weibliche Körper gehört, sind Themen, welche die junge Künstlerin nicht erst seit ihren Auslandaufenthalten in den vergangenen zwei Jahren beschäftigen. Cecile Weibel, in Trimbach aufgewachsen, absolvierte die Kantonsschule in Olten und studierte später an der Hochschule Luzern Design & Kunst, absolvierte 2009 ein Praktikum in der Kunstvermittlung des Aargauer Kunsthauses, übernahm eine Projektassistenz an der ETH Zürich und begann 2011 ihr zweites Studium in Gender und Ethnologie an der Universität Basel. Anfangs letztes Jahr absolvierte sie zudem ein Austauschsemester in Berlin. Das letzte halbe Jahr verbrachte sie aufgrund des Preises des Kuratoriums für Kulturförderung Solothurn im Künstleratelier in Paris.

Zusammen als Einheit

Der zurückhaltenden Künstlerin fiel die erste Zeit in Paris nicht leicht. «Mit der Performancegruppe «it sounds like Rita», welcher sie seit 2007 angehört, setzte sie viele Projekte in Gemeinschaftsarbeit um und plötzlich fand sie sich in Paris ohne jegliche Sozialkontakte wieder. «Ich verspürte am Anfang, viel selbst auferlegten Druck, in dem halben Jahr etwas Grandioses schaffen zu müssen. In der ersten Zeit bin ich oft zwischen Paris und Olten gependelt, bis ich beschloss, durch Picknicks im Haus meine Sozialkontakte zu fördern», erzählt Weibel schmunzelnd. So bildete sich die Gruppe, welcher drei Schweizerinnen, eine Künstlerin aus Sri Lanka und eine aus Guadeloupe angehören. «Wir erhielten die Möglichkeit in der Galerie der Cité internationale des Arts eine Ausstellung mitzugestalten und beschlossen das Projekt gemeinsam umzusetzen. So haben wir unsere jeweilige Kunst Zeichnungen, Bilder, Skulpturen etc. zusammengetragen und festgestellt, dass diese sich gegenseitig befruchten», zeigt sich die Künstlerin beeindruckt. Aus der Zeit in Paris habe sie mehr Vertrauen in ihr eigenes Schaffen mitgenommen.

«Big Five» im Kunstmuseum

Sie reibe sich seit langem an der gesellschaftlichen Forderung, dass Kunst personifiziert sein müsse. «Selbstverständlich treffe ich bei einem Einzelprojekt gewisse Entscheidungen, doch die Arbeit stammt trotzdem nicht von mir alleine, sondern stets aus einer Zusammenarbeit mit Menschen.» Die Arbeit, insbesondere mit kunstfernen Personen, interessiere sie, denn es gebe ihr die Möglichkeit aus dem Kunstraum herauszutreten. 2011 hat die Künstlerin unter dem Titel «Big Five» gemeinsam mit ihrer Familie eine Instellation initiiert. «Das war eine schöne Erfahrung für uns alle und ermöglichte mir, meine eher kunstferne Familie an meiner Arbeit teilhaben zu lassen.» Die Fotografiereihe kann in der aktuellen Ausstellung des Kunstmuseums Olten besichtigt werden.

Ausschlussverfahren

Auf die Frage, warum sie beschlossen habe, Kunst zu studieren, meint Weibel schmunzelnd, dass sie sich stets im Ausschlussverfahren entschieden habe. «Einerseits habe ich es bereits als Kind geliebt zu basteln und mich zu verkleiden, zum anderen war ich mir stets im Klaren bezüglich allem, was ich nicht machen wollte, aber bis heute hege ich manchmal Zweifel an dem, was ich tu», legt die Künstlerin offen, die es trotz verschiedener Ausstellungen noch immer als schwierig empfindet, sich als solche zu bezeichnen. Mit ihrer Freundin aus Kanti-Zeiten Martina Baldinger, ebenfalls Künstlerin, teilt sie sich ein Atelier in der Industrie in Olten. «Selbstzweifel sind nicht per se schlecht, denn sie erzeugen eine hinterfragende Selbstkritik, zudem hat mich bisher kein Weg so überzeugt wie der künstlerische», fügt Weibel an, die an den Wochenenden als Pflege-Assistentin in der Stiftung IWB für körperlich Behinderte in Zürich arbeitet, wo sie inzwischen auch wohnt. «Ich wohne seit längerem nicht mehr in Olten, doch mein Freundeskreis und mein Atelier sind hier», so Weibel, die seit letztem Herbst Mitglied der Oltner Gruppe «Wie wir leben wollen» ist und sich auch deshalb mit Themen der Stadt Olten beschäftigt.

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