«Kranke» Weihnachten

Seelsorge Olten Ein Besuch bei der Seelsorge des Kantonsspitals Olten

Irene Muster-Knuchel hat zwar kein Geschenk dabei, dafür stets ein offenes Ohr für die Patienten des Kantonsspitals Olten.
Irene Muster-Knuchel hat zwar kein Geschenk dabei, dafür stets ein offenes Ohr für die Patienten des Kantonsspitals Olten.

Im modernen, hellen und grosszügigen Eingangsbereich des Kantonsspitals Olten steht eine grosse Krippe und ein festlich geschmückter Weihnachtsbaum. Auch im Spital hat die Vorweihnachtszeit Einzug gehalten, doch das grösste Geschenk, die Gesundheit, ist leider mit Geld nicht zu kaufen. «Die Feiertage sind für die Patienten nicht das Hauptthema, sondern der Umgang mit der eigenen Krankheit. Trotzdem sind einige traurig, diese Zeit im Krankenhaus zu verbringen. Andere Patienten verspüren Erleichterung, die Festtage nicht alleine zu Hause sein zu müssen», erklärt Irene Muster-Knuchel, kath. Theologin und Seelsorgerin im Kantonsspital Olten. «Die Patienten werden in dieserZeit vermehrt auf ihre eigene Familiengeschichte zurückgeworfen. So schwärmen manche Patienten von wunderschönen Weihnachtsfesten mit der Familie und andere erinnern sich an belastende Umstände.»

Das persönliche Gespräch im Zentrum

Die Seelsorge Olten umfasst200 Stellenprozente, die auf drei Personen aufgeteilt sind. Gepflegt wird eine ökumenische Ausrichtung. Das Dreierteam hat eine reformierte, und zwei katholische Theologinnen im Team. Um die Seelsorge in Anspruch nehmen zu dürfen, müssen diePatienten nicht zwingend einerbestimmten Religion oder Konfession angehören. Wenn eine Person eines anderen Glaubens einen Besuch möchte, erfüllt die Seelsorge diesen Wunsch gerne. «Manchmal entsteht aus einer solchen Begegnung einGespräch, in welchem die Sinn- und Lebensfragen im Zentrum stehen», erklärt die Theologin. «Oftmals sind die Personen anderen Glaubensjedoch gut vernetzt und werden bei religiösen bzw. spirituellen Anliegen durch ihre Religionsgemeinschaft unterstützt.»

Patientenorientierte Beratung

«Wir haben nicht genügend Kapazitäten alle Patienten zu besuchen, was auch nicht sinnvoll wäre, da nicht jeder Patient unsere Unterstützung benötigt», erklärt Muster-Knuchel, welche einst als dipl. Pflegefachfrau sowohl in Krankenhäusern als auch bei der Spitex tätig war. Die Seelsorge hat sich Schwerpunkte für ihre Patientenbesuche gesetzt: die Palliativabteilung und die Psychoonkologische Beratung/Begleitung. Für Letzteres hat Muster-Knuchel eine zusätzliche Weiterbildung absolviert. «Wir pflegen einerseits den Kontakt zu den Pflegefachpersonen auf allen Abteilungen, zudem erhalten wir Hinweise von der Ärzteschaft, den Therapeuten oder auch von der Reinigungsmitarbeiterin, die sich um einen Patienten sorgt», erklärt Muster-Knuchel, die seit vier Jahren als Seelsorgerin in Olten tätig ist. «Bei den Besuchen arbeiten wir patientenorientiert, dabei gilt es die persönlichen Anliegen wahrzunehmen, um darauf eingehen zu können.» Die Seelsorgerinnen treffen bei jedem Patienten auf unterschiedliche Situationen und verschiedene Bedürfnisse. «Wir besuchen Personen, die soeben eine schwerwiegende Diagnose erhalten haben, Menschen mit psychosozialen Schwierigkeiten, sterbende Personen, bei welchen die Angehörigen miteinbezogen werden etc.. In diesen Momenten können wir einen geschützten Raum bieten für Klage, Trauer, Dankbarkeit, Verzweiflung, Ohnmacht usw.», erklärt die 50-Jährige. Manche Patienten haben neben dem Gespräch den Wunsch nach der kath. Krankenkommunion oder dem ref. Abendmahl, einem Bibeltext oder einem Ritual.

Denken in verschiedenen Dimensionen

«Wenn Sie sich das Menschsein in ihren verschiedenen Dimensionen vorstellen, physische, psychische,soziale und religiös-spirituelle, sohabe ich in meinem einst erlernten Beruf als dipl. Pflegefachfrau, hauptsächlich die körperliche Dimension betreut, was mir im Verlaufe der Zeit nicht genügte. Deshalb entschiedich mich, Theologie zu studieren.» Parallel zum Studium absolvierte die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen die seelsorgerische Ausbildung (CPT) und die interdisziplinäre Weiterbildung in Psychoonkologie. «Das Spital stellt für mich das verdichtete Leben dar, weshalb es nicht nur ’zu Tode betrübt’, sondern auch ’himmelhochjauchzend’ gibt, dies, wenn sich eine befürchtete Diagnose nicht bestätigt oder eine Operation geglückt ist. Aber tatsächlich kann es aucheinmal länger dauern, bis ich Erlebtes verarbeitet habe», erzählt Muster-Knuchel, die sich zum Ausgleich gerne ihr City-Bike oder gar Rennvelo schnappt oder versucht ihren Kopf bei einer Wanderung freizubekommen. «Am 22. Dezember führenwir wie immer die Sonntagspredigt durch, am 24. Dezember besucht meine Kollegin Leni Hug die Patienten und am 25. Dezember findet der Weihnachtsgottesdienst statt. An den Feiertagen, 25. und 26. Dezemberist die Seelsorge über den Pikettdienst erreichbar», erklärt die Seelsorgerin. Sie selbst feiere Weihnachten imerweiterten Familienkreis, indem man sich die Höhepunkte undTiefschläge des vergangenen Jahres erzähle.

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