Kranke Nummer

Samuel Blatter Im Mai ist die seit längerem angekündigte EP «Take my Time» der Oltner Band «Roamer» erschienen. Die EP symbolisiert für Frontmann und Sänger Samuel Blatter den Abschluss einer schwierigen Zeit.

Samuel Blatter an der EP-Taufe vom 11. Mai in der Kulturfabrik Kofmehl in Solothurn. ZVG)
Samuel Blatter an der EP-Taufe vom 11. Mai in der Kulturfabrik Kofmehl in Solothurn. ZVG)

Auf der neuen EP «Take my Time» singt Samuel Blatter «I’m a number - You’re a doctor and you know it - I’m a number» und verleiht darin seiner Frustration in der Zeit seiner Erkrankung eine Stimme. «Alle vier Songs sind in dieser Zeit entstanden», erklärt Blatter. 2009, nach Abschluss seines Studiums an der Musikhochschule Luzern im Bereich Jazz, wurde, wenige Tage, bevor er seine erste Festanstellung als Klavierlehrer an einerMusikschule antreten konnte, beiSamuel Blatter Krebs festgestellt. «Ich habe die Krankheit gut überstanden, nicht aber das ganze Drumherum», betont der Musiker.

Wut und Machtlosigkeit

Mehrfach hatte sich der damals27-Jährige einer kombinierten Antikörper- und Chemo-Therapie zuunterziehen. «Meine Versicherung verweigerte jedoch die Bezahlung der abschliessenden Antikörperbehandlung, deren Wirkung für den Patienten erwiesen und gesünder ist, zudem für die Krankenkasse eine günstigere Variante dargestellt hätte», erzähltSamuel Blatter. Dem Musiker war es direkt nach dem Studium und ohne Einkommen nicht möglich, diese kostspielige Behandlung zu bezahlen. Der Versicherungsarzt riet ihm:«Lassen Sie nochmals die kombinierte, versicherungsgedeckte Behandlung machen!» Blatter verzichtete auf jegliche Folgebehandlung und gilt heute als geheilt. «Den Frust und die Wut über die Krankenkasse und Ärzte verarbeitete er im Song «Number». «Ich bin, mit Ausnahme des familiären, durch alle Netze gefallen. Zudem war es erschreckend, wie schnell jemand finanziell ruiniert sein kann», stellt Blatter fest.

Digital erhältlich

Die Band «Roamer», der nebenSamuel Blatter, Christian Weber,Simon Rupp und Martin Stebler angehören, wurde 2007 gegründet, ist jedoch in der heutigen Formation erst seit 2011 unterwegs. Das Quartett spielte im vergangenen Jahr in regelmässigen Abständen eine Konzertreihe im Coq d’Or. Nach Beendigung dieser Konzertserie war genug Material vorhanden, zumal sich Blatter die Mühe machte, für jedes Konzert ein neues Stück zu komponieren, um im vergangenen Sommer in den Soma-Studios in Zofingen die längst angekündigte EP «Take my Time» einzuspielen. Die EP ist ausschliesslichdigital erhältlich und kann unter www.roamer.bandcamp.com/take-my-time für einen Betrag seiner Wahl heruntergeladen werden. Blatter ist es wichtig, dass die vielschichtige und unkonventionelle Musik von «Roamer» namens «Noise Pop» heruntergeladen und gehört wird. «Für uns zählt nicht in erster Linie das Geld, wichtiger ist, dass uns die Leute hören und weiterempfehlen», betont der Musiker.

Aufbruch in eine neue Zukunft

Neben der Band «Roamer» engagieren sich alle Mitglieder auch in anderen Projekten. Samuel Blatter ist neben «Roamer» als Musiklehrer an der Musikschule Luzern tätig, kümmert sich um den musikalischen Teil von Kilian Zieglers abendfüllendem Programm «Phantom of the Apéro», komponiert die Musik der Tanzkompanie «Betweenlines» und ist seit geraumer Zeit Mitglied des rund 16-köpfigen «Fischermanns Orchestra», mit welchem er im vergangenen Jahr in Russland und Kolumbien unterwegs war. Viele Projekte - bleibt da noch Zeit für «Take my Time»? «Es ist tatsächlich pervers, ich musste zuerst krank werden, um mir Zeit zu nehmen. Heute habe ich einen anderen Blick auf die schönen Dinge im Leben», erklärt Blatter. Die Natur bedeutet ihm viel, zudem achtet er trotz der zahlreichen Tätigkeiten darauf, bewusst Zeit und Ferientage einzuplanen und Sport zu treiben. So schwinge er sich gerne auf sein Rennvelo, welches er von seinem Vater bekommen hat. Positiv in die Zukunft geht Blatter auch in seinem Song «Sunday Morning», welcher von der Umstellung von der Winter- auf die Sommerzeit und vom Aufbruch ineine neue, positive Zukunft handelt. In die nähere Zukunft jedenfalls blickt Blatter gerne und freut sich sehr auf das Konzert am Freitag, 23. Mai im Coq d’Or in Olten. Als Support steht zudem «Worldhood (CZ) auf der Bühne und nach den Konzerten steigteine Afterparty mit «Funkloch + Regulator».

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