«Keine selbstbewusste Frau mag einen Ja-Sager»

Am kommenden Dienstag liest der Zürcher Sven Broder in der Buchhandlung Schreiber in Olten aus seinem im letzten Jahr erschienenen Buch «Papa steht seinen Mann». Sven Broder über den Spagat Vater, Ehemann und Mann zu sein.

Sven Broder, 37 Jahre, liest am Dienstag in der Buchhandlung Schreiber. ZVG)

Sven Broder, 37 Jahre, liest am Dienstag in der Buchhandlung Schreiber. ZVG)

Zusammen mit der Kommission für die Gleichstellung von Frau und Mann veranstaltet die Buchhandlung Schreiber die Lesung mit Sven Broder am kommenden Dienstag. Der Annabelle-Redaktor und frühere Beobachter-Redaktor und Kolumnist setzt sich in seinem Buch mit der Kunst auseinander, Vater zu sein und Mannesbild zu bleiben.

Alleingelassen

Als Sven Broder als 27-Jähriger Vater wurde, fühlte er sich als moderner Jungvater alleingelassen. «Über Kinder und Familie redeten damals nur Frauen und Weicheier. Ich war weder das eine, noch fühlte ich mich wie das andere. Ich musste meinen Gefühlen Ausdruck verleihen, sei es nur, um zu sehen, ob ich überhaupt normalticke», so Broder über die Entstehung der Kolumne «Vaterfreuden» im Beobachter. Aufgrund dieser Kolumne erhielt Broder das Angebot, für den Beobachter-Buchverlag einen Ratgeber zu schreiben. Er sagte zu, aber unter der Bedingung keinen klassischen Elternratgeber, wie es unzählige gebe, zu schreiben, da er der Meinung war, dass die meisten offensichtlich mehr schaden als nützen würden. «In diesen Büchern werden Ideale von Kindern, von der Liebe, von der Erziehung vorgegaukelt, die für die absolute Mehrheit schlicht unerreichbar sind». Sven Broder’s Ratgeber ist anders, witzig und mit viel Selbstironie erzählt der 37-Jährige vom «Mann an ihrer Seite», vom «Mann im Bett», vom «Mann im Stress» und vom «Kind im Mann». Von der richtigen Reaktion auf die Aussage «Ich bin schwanger», über die Rolle des Superhelden in der Familie bis zum korrekten Fluchen vor Kindern, Sven Broder deckt mit seinem Ratgeber die ganze Spannweite ab und zeigt einen schonungslosen Blick auf Beziehungen und Familien. Auf die Frage, wie ernst ihm das Thema Mann und Vater sei, meint Broder: «Sehr ernst. Aber nicht so ernst, dass sich deswegen meine Miene verdunkelt. Es ist schwer geworden, Mann und Vater zu sein. Er soll Teilzeit arbeiten, aber trotzdem so viel verdienen, um ihr den gewünschten Luxus zu bieten. Er soll sensibel sein, aber immer noch so hart, um mit blossen Händen Kakerlaken zu fangen. Kurz: Die klassische Eier legende Wollmilchsau. Und in Zeiten wie diesen sind eben zwei Dinge besonders wichtig: Humor und Selbstironie». Der zweifache Familienvater nimmt seine Ideen aus seinem eigenen Leben und ist dabei ziemlich schonungslos. Ob es nicht problematisch sei, ein solch persönliches Buch mit vielen Details aus dem eigenen Leben zu schreiben? «Ich wollte ein ehrliches Buch schreiben, auch die dunklen und geheimnisvollen Winkel des Familienlebens aus Sicht des Mannes ausleuchten, da war eine gewisse Tabulosigkeit unabdingbar. Meine Frau hatte zum Glück Verständnis dafür... und das Buch erst gelesen, als es bereits gedruckt war. Und wir sind nach wie vor verheiratet». Und die Ideen? «Das Familienleben strotzt doch nur so von Geschichten. Man muss einfach die Augen aufmachen - und das Herz. Klingt kitschig, ist aber so. Gerade Männer haben oft das Gefühl, sie würden was verpassen, wenn sie Ja sagen zur Familie. Ich sage mit Überzeugung: Ich habe in den vergangenen acht Familienjahren so viel erlebt, da kann ich gar nichts verpasst haben. Meine alte Suzuki habe ich nebenbei jedenfalls auch wieder zum Laufen gebracht.»

Der Mann

Ob es früher für den Mann einfacher gewesen sei, Mann und Vater zu sein? «Da erinnere ich mich gerne an meine Grosseltern. Opa kam jeden Abend um Fünf von der Arbeit und machte sich für den Rest des Abends auf dem Sofa breit. Liefen wir Kinder Gefahr, ihn in seiner Ruhe zu stören, meinte Oma: Lasst Opa in Ruhe. Er hat den ganzen Tag gearbeitet — und ging zurück in die Küche. Ihr Arbeitstag dauerte 16 Stunden, aber dies schien niemanden zu scheren, nicht mal sie selber», so Broder rückblickend. Auf die Frage ob der Mann in der heutigen Gesellschaft seinen Platz noch nicht gefunden habe, meint Broder: «Es gibt nicht DEN Mann. Und finden tut man das Nasenloch, aber nicht den Platz in der heutigen Gesellschaft. Man muss sich glücklich schätzen, wenn man in seiner eigenen kleinen Welt, zusammen mit Menschen, die einem wichtig sind, sein Plätzchen gefunden hat — und dann auch mal zufrieden sein.»

Wer mehr von Sven Broder lesen/hören möchte: Lesung am Dienstag, 6. März,20 Uhr, Buchhandlung Schreiber in Olten

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