Indien entdeckt seine Räume in Olten

Seit 1988 organisiert das Migros-Kulturprozent alle zwei Jahre das Tanzfestival «Steps». Während drei Wochen werden, vom 24. April bis 17. Mai, in den unterschiedlichsten Städten Tanzcompagnien aus Israel, Kuba, Grossbritannien, Frankreich, Südafrika, Indien u.a.m. das Publikum begeistern. Seit zehn Jahren engagiert sich das Migros-Kulturprozent ausserdem für die Tanzvermittlung und bietet unterschiedlichste Workshops an. Neben Veranstaltungsstätten wie Zürich,Basel, Luzern, Genf, Lugano u.a. gastiert eine Tanzgruppe auch in Olten. «Wir arbeiten seit acht Jahren mit Steps zusammen und holen nun das Tanzfestival zum fünften Mal nach Olten», erzählt Ursula Berger, Präsidentin des Vereins TanzinOlten, Inhaberin Dance School Olten u. Tänzerin.

Zeitgenössischer Tanz für die Region

«Mit dem Tanzfestival «Steps» fördert das Migros-Kulturprozent den zeitgenössischen Tanz. Mit unserem Verein TanzinOlten verfolgen wir dieselbe Idee. Es ist unsere Motivation, grossen, zeitgenössischen Tanz auch in unserer Region präsentieren zu können», erklärt Ursula Berger, die sich seit rund 40 Jahren als Tänzerin, Tanzlehrerin und Choreografin für den Tanz einsetzt. «Wir sind ein kleines Rädchen im grossen Getriebe des Tanzfestivals «Steps», doch gerade diese internationale Bekanntheit macht unsere Teilnahme noch wertvoller.» Sie birgt aber auch ein finanzielles Risiko. Trotz des Unterstützungsbeitrages durch den Kanton Solothurn aus dem Lotteriefonds muss noch ein grosser Teil der Kosten durch die Eintritte finanziert werden. TanzinOlten und Steps tragen zu je50 Prozent die Kosten dieser Produktion. Trotz der finanziellen Belastung zeigt sich Berger positiv und strotzt vor Energie: «Letzten Herbst haben wir definitiv entschieden - wir wagen es», lacht sie.

Suche nach der Heimat

Dank dem Engagement des Vereins TanzinOlten wird der indische Tänzer und Choreograf Mandeep Raikhy mit seiner Compagnie nach Auftritten in Zürich, Moutier, Vernier und Bern auch Olten betanzen. Raikhy setzt sich in seiner Choreografie «Inhabited Geometry» mit der Thematik Raum auseinander. «Diese Auseinandersetzung entstand während der Zeit, als Mandeep Raikhy von 2005 bis 2009, Tänzer bei der Shabana Jeyasign Dance Company in London war. Der Unterschied zwischen dem Raum, ob räumlich, privat oder politisch, der in Indien möglich ist, im Vergleich mit demjenigen in Grossbritannien beschäftigte den Tänzer und veranlasste ihn zu seinem ersten abendfüllenden Stück «Inhabited Geometry». Raikhy, seit 2009 Managing Director des Gati Dance Forums in Delhi, setzt sich ausserdem mit der Verbindung von klassischen Tanzstilen Indiens und dem zeitgenössischen Tanz auseinander. «In jungen Jahren war ich als Tänzerin in Montreal und New York und kenne deshalb das Gefühl der Heimatlosigkeit. Ich denke jeder Mensch sucht seine innere und äussere Heimat», so Berger. Für einen Menschen aus einem anderen Kulturkreis, wie im Falle Raikhys, dürfte diese Reise in ein anderes Land schwierig gewesen sein. In Indien herrschen allein im Bezug auf die Bevölkerungsdichte andere räumliche Verhältnisse als beispielsweise in London. «Ich denke Raikhy hat in der Fremde den Unterschied wahrgenommen. Diese Auseinandersetzung zu wagen und den Dialog zwischen alt und neu zu suchen ist anspruchsvoll», weiss die Vereinspräsidentin. Berger besuchte selbst vor einigen Jahren Mumbai (Indien) und kennt seither einige indische Tänzerinnen.

Nachtschicht in der Schützi

Neben der tänzerischen Performance wird das Stück vom Deutschen Multimediadesigner Chris Ziegler begleitet, der bereits für William Forsythes Ballett in Frankfurt (einer der bedeutendsten, zeitgenössischen Choreografen) tätig war. Zudem sorgen der Komponist, Klangkünstler und Produzent Ish Shehrawat aus Dehli und Konrad Bayer aus München als Duo diFfuSed beats für die Klangkompositionen im Stück. Doch nicht nur die Compagnie, der Multimediadesigner und Klangkünstler stehen für einen Tanzabend der Extraklasse im Einsatz. «Am Samstag,3. Mai ist die Schützi mit einem Anlass belegt. Das Schützi-Team hat sich bereit erklärt, eine Nachtschicht einzulegen, um das Kulturzentrum «tanztauglich» zu machen. Für diesen Einsatz bin ich sehr dankbar», betont Ursula Berger und freut sich auf die indischen Tanzeinflüsse in Olten.