In Olten ist Wasser eine relativ klare Sache
Wasser Im Rahmen einer Untersuchung des Konsumentenmagazins «K-Tipp» gaben wieder einmal Verunreinigungen des Trinkwassers durch Industriestoffe zu reden. Der Stadtanzeiger hat bei den hiesigen Wasserverantwortlichen nachgefragt.
Roman von Allmen findet es wichtig, dass man über Wasser spricht. «Sauberes Trinkwasser wird bei uns als Selbstverständlichkeit angesehen. Es kommt einfach aus dem Hahn», sagt der Mann, der seit 25 Jahren bei Aare Energie AG arbeitet und dort für den Service von technischen Anlagen im Bereich Gas und Wasser zuständig ist. In weiten Teilen der Welt sei dies anders, berichtet er, denn dort könne in manchen Gegenden das Wasser gerade mal zum Zähneputzen verwendet werden. Neben der Wartung technischer Anlagen ist von Allmen zuständig, wenn es darum geht, die Qualität des Wassers in und um Olten zu prüfen. «Wöchentlich nehme ich bei uns eine Probe und prüfe, ob das Wasser von Keimen befallen ist.» Dabei ist Hygiene bei der Verwendung der Untersuchungsgeschirrs das oberste Gebot: «Einmal Husten kann schon reichen, um die Probe zu verunreinigen und das Ergebnis zu verfälschen.»
Die Wasserprobe stellt er 24 Stunden in einen «Brutofen», der sie bis auf 35 Grad erhitzt. Danach lassen sich eventuelle bakteriologische Rückstände im Wasser mühelos erkennen. Weiter wird das Oltner Trinkwasser im Auftrag der Aare Energie AG monatlich durch das Labor der Firma IMP Bautest AG in Oberbuchsiten geprüft – und zwar nicht nur auf Bakterien, sondern auch auf chemische Stoffe hin. Dabei geht von Allmen mit einem Mitarbeiter des Labors auf Tour: «An ausgewählten Stellen, etwa ausserhalb unserer Pumpwerke, aber auch mitten in der Stadt, entnehmen wir Wasser. Dabei wird jede Zone, die durch ein Wasserreservoir abgedeckt ist, einzeln geprüft. Teilweise werden auch Proben innerhalb von Gebäuden, zu welchen ich den Schlüssel habe, entnommen.» Die gesammelten Proben werden danach im Labor untersucht. Sporadisch gäbe es auch «vertiefte Touren», wo weitere Wasserentnahmestellen und andere Prüftechniken zum Einsatz kommen. Und mindestens einmal jährlich kommt der kantonale Inspektor vorbei, um zu sehen, ob in Olten alles sauber läuft.
Verunreinigungen durch Industrie
Die Qualität des Trinkwassers gibt oft zu reden. Bakteriologische Verunreinigungen können vorkommen, wie von Allmen weiss, doch hätten diese meist harmlose Ursachen: Immer wieder macht der Wasserspezialist Hausbesuche bei Kundinnen und Kunden, die etwa beanstanden, ihr Wasser «rieche komisch». Die Ursache dafür liege meist bei Verunreinigungen in der Infrastruktur der Immobilie selber und könne leicht behoben werden. «Wenn etwa eine Entkalkungsanlage in einer Liegenschaft nicht regelmässig gereinigt wird, kann es zu Keimbildung kommen.»
Höhere Wellen schlagen jeweils Verunreinigungen durch chemische Substanzen, wie neulich eine durch das Konsumentenmagazin «K-Tipp» angestossene Untersuchung ergeben hat: Rund 1500 Leserinnen und Leser füllten Trinkwasser aus dem Hahn in eine Flasche und schickten es dem «K-Tipp» zu. Ein deutsches Labor untersuchte das Wasser auf Industriechemikalien, konkret Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen (PFAS). Diese Stoffe kommen nicht natürlich vor und wurden seit den späten 1940er-Jahren hergestellt.
PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und werden in zahlreichen Verbrauchsprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr oder Textilien eingesetzt. Die Stoffe gelten als extrem langlebig und verteilen sich über Wasser in der Umwelt. Einzelne dieser Substanzen sind mittlerweile in Europa verboten, trotzdem sind sie weiterhin in Umwelt, in der Nahrungskette und im Menschen nachweisbar.
Im Rahmen der «K-Tipp»-Untersuchung waren von 872 Proben fast 400 mit PFAS verunreinigt. Zu den stark belasteten Gebieten gehören anderem einige Gebiete in der Nordschweiz, darunter Zürcher Gemeinden wie Bülach und Glattfelden. Im Aargau sind unter anderem Mellingen und Rekingen betroffen.
Einschätzung in Olten
Nachgefragt, wie die Situation in Olten bezüglich Verunreinigungen durch PFAS aussehe, schreibt Beat Erne, Vorsitzender der Geschäftsleitung bei Aare Energie AG: «Die letzten Resultate bestätigten die einwandfreie Qualität des Oltner Hahnenburgers. Dabei nicht standardmässig untersucht werden die PFAS-Stoffe. Das Amt für Umwelt hat diesbezüglich im Herbst 2022 eine Messkampagne durchgeführt, auch an vier Messstellen im Oltner Gheid. Es wurden 37 PFAS-Stoffe untersucht. 33 davon konnten nicht nachgewiesen werden, bei vieren wurden 1,7 bis 4,9 Nanogramm pro Liter nachgewiesen. Der in der Schweiz bisher festgelegte Höchstwert liegt bei 300 Nanogramm pro Liter.»
EU prüft Verbot
Wie das Bundesamt für Landwirtschaft schreibt, sollen die schweizerischen Grenzwerte für die PFAS-Belastung überarbeitet werden. Innerhalb der EU wird derweil ein Verbot aller PFAS geprüft. Kommt dieses durch, so dürften die giftigen Substanzen nur noch eingesetzt werden, wenn dies wirklich notwendig ist, etwa bei Feuerwehr-Schutzkleidung, da nur mit PFAS behandelte Textilien Schutz vor Säuren oder Ölen bieten.