«Ich trauere nicht der Vergangenheit nach»

Am vergangenen heiligen Abend feierte Paula Schilter-Moll ihren 100. Geburtstag. Die lebhafte Frauerzählt von ihrer Kindheitin Starrkirch, ihrer Zeit inOlten und verrät, wie man 100-jährig wird.

Zufriedenheit und Glücklichsein sei wichtig, um ein langes Leben zu führen, ist Paula Schilter-Moll überzeugt. mim)
Zufriedenheit und Glücklichsein sei wichtig, um ein langes Leben zu führen, ist Paula Schilter-Moll überzeugt. mim)

Bei meiner Interviewanfrage an Paula Schilter-Moll und der Anmerkung, dass sie sicher viel über Olten zu erzählen habe, meinte die Rentnerin bescheiden, dass sie jedoch erst mit 18 Jahren nach Olten gezogen sei. Diese Bescheidenheit zieht sich durch Paula Schilter-Moll’s Leben. Aufgewachsen auf dem Bauernhof des Onkels habe sie eine schöne Jugend erlebt. «Wir sind auf Bäume geklettert, haben geholfen das Land zu bewirtschaften und den Arbeitenden auf dem Feld das Znüni gebracht. Mein Vater arbeitete in der Werkstatt der SBB und musste täglich einen halbstündigen Fussmarsch auf sich nehmen», erzählt Paula Schilter-Moll und fügt an: «Meine Mutter packte jeweils einen Korb mit Essen, welchen sie dem Chachelimann mitgab, damit dieser die Körbe der Frauen in die Werkstatt der SBB bringen konnte. Das Essen konnte in der Kantine «Dampfhammer» eingenommen werden, da sich die meisten Arbeiter das Kantine-Essen nicht leisten konnten. Ebenso erinnert sich die römisch-katholische Rentnerin lebhaft an den Religionskampf, als sich die Christ-Katholiken und die Römisch-Katholiken bekämpften. «Römisch-Katholiken haben aufgrund ihres Glaubens zu dieser Zeit oftmals keine Stelle gefunden», erinnert sich Paula Schilter-Moll. Aufgrund des langen Arbeitsweges des Vaters zog die Familie mit der damals 18-jährigen Paula an die Kreuzstrasse in Olten. Die junge Frau lernte Weissnäherin (Näherin für Hemden etc.) und verbrachte danach eineinhalb Jahre in Lausanne ineinem Institut, in welchem sie in der Küche mithalf und den Französischunterricht besuchte. Nach ihrer Rückkehr bewarb sich Paula Schilter-Moll beim Konsumverein Olten (heute Coop) und erhielt die Stelle dank ihrer Ausbildung als Weissnäherin in der Manufaktur. «Meine Arbeit war vielseitig und erforderte gute Kenntnisse der Materialien - wir waren nicht nur zum Tippen da», betont Paula Schilter-Moll.

Familienleben 

1941 heiratete sie Hans Schilter und zog mit ihm an die Grundstrasse. Ihr Mann hatte von seinem Vater die Schreinerei an der Hammerallee übernommen. 1943 wurde die Tochter Elisabeth und drei Jahre später Margrit geboren. 1950 zog die Familie als eine der Ersten in einen Neubau an den Steinacker, wo Paula Schilter-Moll noch heute lebt. «Wir hatten ein bewegtes Familienleben, es gab Schönes, aber auch Krisen, wie beispielsweise als die Schreinerei bis auf die Grundmauern abbrannte und mein Mann bei einem Kollegen in der Schreinerei mitarbeiten musste.»

Die Frau und der Mann 

«Wir haben zwar Ausflüge als Familie unternommen, aber mein Mann wollte nie Ferien machen, da er die Schreinerei nicht ferienhalber schliessen wollte. So habe ich einmal in Saas Fee eine Wohnung gemietet. Er war skeptisch und danach so begeistert, dass wir jährlich eine Ferienwohnung aussuchten.» Wie die Stellung der Frau zu dieser Zeit gewesen sei? «Es ist schwierig gewesen sich als Frau durchzusetzen, denn die Männer hatten das Sagen, die Frau hatte sich um die Kinder und um den Haushalt zu kümmern. So war es beispielsweise selbstverständlich, dass ich denSt. Martins-Chor, welchen mein Mann und ich besuchten, aufgab, als die Kinder klein waren. Zudem sei ihr Mann lange dagegen gewesen, dass sie das Autofahren erlerne. Mit 40 Jahren aber durfte Paula Schilter-Moll die Fahrzeugprüfung absolvieren.

Wie wird man 100 Jahre alt? 

«Ich gehe noch täglich mit dem Rollator in die Stadt und jeweils am Dienstag treffe ich Freundinnen im Café Ring», erzählt Paula Schilter-Moll aufgeweckt. Nun sei zum fünften Mal die Spitex gekommen. Vorher habe sie noch alles alleine gemacht, erzählt die Rentnerin nicht ohne Stolz. «Ich weiss nicht, wie man 100 Jahre alt wird, aber sicher hilft es, eine positive Einstellung zu haben. Zwar habe ich auch meine gesundheitlichen Schwierigkeiten, aber ich hadere nicht», so die Rentnerin. Sie sei nun seit 31 Jahren alleine, aber dies störe sie nicht, denn sie habe ihre Töchter, wundervolle Enkel und Urenkel. Das wichtige im Leben sei, glücklich und zufrieden zu sein mit dem was man habe, so Paula Schilter-Moll bescheiden. «Ich wünsche mir, dass es so weitergeht und ich in meinen eigenen vier Wänden bleiben kann», so die jung gebliebene 100-Jährige.

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