«Ich lerne lieber im praktischen Bereich»

Anlässlich des internationalen Tages der Putzfrau am 8. November hat der Stadtanzeiger mit einer Auszubildenden und deren Arbeitgeber über die Entwicklung dieser Berufsbranche gesprochen.

Brankica Tadic absolviert ihre Ausbildung zur Gebäudereinigerin EFZ bei der Firma Sonderegger Facility Services. mim)
Brankica Tadic absolviert ihre Ausbildung zur Gebäudereinigerin EFZ bei der Firma Sonderegger Facility Services. mim)

Brankica Tadic hat die Hälfte ihrer Ausbildung als Gebäudereinigerin EFZ absolviert. Ihr gefällt die Arbeit, obwohl die Ausbildung für sie zweite Wahl war. Eigentlich hätte die 19-Jährige gerne eine Detailhandelausbildung begonnen, doch leider reichten ihre Französischkenntnisse für diese Lehre nicht aus. «Mir gefällt die abwechslungsreiche Arbeit im Team und ich liebe das befriedigende Gefühl, wenn ein Ort nach der Reinigung wieder sauber ist», erzählt Tadic. Ihr Arbeitstag beginnt um 7 Uhr und dauert in der Regel bis um 16.30 Uhr. Je nach Arbeitsort und Zeitdruck werden Teams von 2 Personen bis 13 Personen gebildet.

Bunt gemischte Klassen

Im ersten Lehrjahr habe sie an der BBZ in Olten die Fächer Reinigungstechnik, Chemie, Fasadenreinigung, Deutsch, Gesellschaft, Schädlingsbekämpfung und Sicherheit besucht. Das Fach Reinigungstechnik habe sie am meisten interessiert, da verschiedene Methoden gelernt werden, wie etwas gereinigt werden kann. «Ich lerne lieber im praktischen Bereich, als nur Theorie», erklärt Branka Tadic und lächelt schüchtern. Ihre Klasse zählt 25 Personen und daneben bestehe noch eine Parallelklasse. Wird die Ausbildung vor allem von Frauen, oder auch von Männern absolviert? «Meine Klasse zählt 20 Männer und
5 Frauen, darunter hat es Schweizer, Italiener, Türken und Serben», erzählt Brankica Tadic, welche selbst bosnische und kroatische Wurzeln hat, jedoch im Kanton Solothurn geboren und aufgewachsen ist. «Die Bau-
Grobreinigung macht nicht so viel Spass, denn diese Reinigung ist aufgrund des hartnäckigen Bau-Schmutzes mühsam», erklärt Tadic. Sie reinige lieber bewohnte Häuser und sei dabei auch nicht empfindlich. Und wie reagiert ihr Umfeld auf ihren Job? «Viele Menschen sind erstaunt und überrascht, dass man diesen Beruf
erlernen kann und über dessen Ausbildungsfächerbreite. Zu Beginn habe ich mich gefragt, was die Leute denken, heute ist es mir egal, denn jeder macht seinen eigenen Weg!», erzählt Brankica Tadic selbstbewusst.

Ausdruck «Putzfrau» ist veraltet

Die Firma P. Sonderegger AG Facility Services, bei welcher Brankica Tadic ihre Lehre absolviert, ist bereits seit 1965 auf dem Markt. Die Firma zählt rund 350 Mitarbeiter (Teil- und Vollzeit-Angestellte). P. Sonderegger AG Facility Services wird heute in zweiter Generation von Peter Sonderegger geführt und sein Sohn Deny Sonderegger ist Geschäftsführer der Tochterfirma Farebo und Präsident der Sektion Mittelland der Allpura, dem Verband Schweizer Reinigungs-Unternehmen. Wie hat sich die Reinigungsbranche in den letzten Jahren entwickelt? «Die Branche hat sich positiv und stark entwickelt, denn durch die Grundausbildung zum Gebäudereiniger EFZ und die Ausarbeitung eines Gesamtarbeitsvertrages hat die Branche sehr an Professionalität gewonnen», erklärt Deny Sonderegger und fügt an: «Lernende, die die Ausbildung zum Gebäudereinger EFZ besuchen, haben mit der Ausbildung zum Fachmann oder zum diplomierten Gebäudereiniger gute Weiterbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten.» Trotz dieser fundierten Ausbildung und Weiterbildungsmöglichkeiten kämpfe man noch immer gegen Vorurteile an, erklärt Deny Sonderegger. «Deshalb schätzen wir den Ausdruck Putzfrau nicht, denn die Auszubildenden absolvieren eine dreijährige Lehre und müssen fundierte Materialkenntnisse haben, um diesen Job ausüben zu können.» Somit unterscheide sich der Gebäudereinger EFZ von
einer Putzfrau, welche meist im privaten Bereich tätig ist. «Wir kämpfen dafür, dass dieser Berufsstand endlich die Anerkennung erhält, die er verdient», so Sonderegger.

Gute Altersdurchmischung

In der Firma habe eine gute Durchmischung von langjährigen Mitarbeitern, welche sich durch ihre Erfahrung auszeichnen und gut ausgebildeten jungen Fachkräften stattgefunden. «Von dieser Durchmischung profitieren alle», ist Deny Sonderegger begeistert. Und wie sieht das Gefälle zwischen Mann und Frau aus? «Im Bereich der Unterhaltsreinigung sind vor allem Frauen tätig und bei der Spezialreinigung eher Männer», bestätigt Sonderegger. «Normalerweise bilden wir pro Jahr einen Lehrling aus. Für uns ist es jedoch in erster
Linie wichtig, dass der Auszubildende ins Team passt und über eine hohe Motivation verfügt», erklärt Deny Sonderegger. Und welche sind Brankica Tadic’s Wünsche? «Ich möchte eine gute Abschlussprüfung ablegen und wünsche mir, dass ich immer mit beiden Beinen auf dem Boden stehe», so die 19-Jährige.

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