«Hallo, seit d’ Chatz»

Mitten im Gespräch mit dem Kappeler Kinderliedermacher Christian Schenker tritt eine Frau an den Tisch des Oltner Lokals. «Würden Sie mir für meinen Sohn ein Autogramm schreiben?», fragt die Dame und entschuldigt sich sogleich für die Störung. Christian Schenker mit seinen leuchtend rot gefärbten Haaren ist nach 25 Jahren auf den verschiedensten Bühnen der Schweiz sowohl der jüngeren als auch älteren Generation bekannt und gleichermassen beliebt. Sichtlich erfreut nimmt der 45-Jährige den Stift zur Hand.

Tradition und Moderne

«Ich wurde vergangenes Jahr vom Aracari Verlag in Zürich angefragt, ob ich für den schweizer- deutschen sowie den deutschen Sprachraum die Texte und Kompositionen für das in Holland unter dem Titel «Poesje Mauw» erschienene Bilderbuch übernehmen würde», erzählt Schenker. Die Idee und Illustrationen stammen von der bekannten Künstlerin Mies van Hout. Fünf tradi- tionelle Kinderlieder wurden von Christian Schenker und seinen Mitmusikern neu arrangiert und aufgenommen. Bei sieben zusätzlichen Liedern hat sich der Kinderliedermacher und einstige Kindergärtner von den farbigen und freundlichen Illustrationen von Mies van Hout inspirieren lassen und passend dazu die Texte geschrieben und komponiert. «Die Herausforderung lag beispielsweise darin, «Alli mini Äntli» so zu arrangieren, dass sich der Kinderliederklassiker wie ein Song von Christian Schenker anhört», erklärt der 45-Jährige, der für seine fetzigen und teilweise auch frechen Kinderlieder bekannt ist.

Von Bildern inspirieren lassen

Im vergangenen Frühling hat die Arbeit an «Hallo, seit d’Chatz» begonnen. «Mit meinen Texten und Liedern spreche ich erstmals eine jüngere Altersgruppe bis fünf Jahren an», erklärt Schenker, der aus Angst vor zu vielen Kompromissen zuvor die Zusammenarbeit mit einem Verlag abgelehnt hat. «Der Aracari Verlag hat mich jedoch sehr begeistert. Die Mitarbeiter verstehen es, mit Künstlern zusammenzuarbeiten und diesen ihren Freiraum zu lassen», zeigt sich Schenker voll des Lobes und fügt an: «Zudem hat es Spass gemacht, mich von den wunderbaren Bildern von Mies van Hout inspirieren zu lassen. So sind Lieder entstanden, welche ich ohne diese Zusam- menarbeit vielleicht nie geschrieben hätte.» Dass jedoch Texte aus dem Schweizerdeutschen nicht einfach ins Hochdeutsche übersetzt werden können, zeigt das Beispiel des Fischs. «Passend dazu wollte ich einen meiner grössten Hits, den Song «Fisch uf em Tisch» verwenden. Darin singe ich von Schweizer Flüssen. Nachdem ich jedoch die verschiedensten deutschen Flüsse aus- probiert habe, musste ich schweren Herzens akzeptieren, dass deutsche Flüsse als Reime nicht funktionieren», erzählt Schenker. So hat sich der Kinderliedermacher dazu entschieden den Text für die deutsche Version abzuändern und anstatt der Gewässer für jede Strophe eine Fischart zu verwenden. Aber auch umgekehrt klappte es nicht immer reibungslos. So wurde aus dem deutschen Kinderliederklassiker «Alle Vögel sind schon da» der Schweizer Kinderliederhit
«Oh, du goldigs Sünneli». «Es war spannend, mit der deutschen Sprache zu arbeiten. So habe ich beispielsweise gelernt, dass ein Zählrahmen in der hochdeutschen Sprache als Rechenschieber bezeichnet wird», erzählt Schenker schmunzelnd.

Arbeit an seiner neunten CD

Ende März sind nun eine deutsche und eine schweizerdeutsche Fassung des Buches «Hallo, seit d’Chatz» mit CD und Textheft erschienen. Arrangiert hat Schenker die Lieder mit den Musikern Rolf Mosele (Gitarre) und Markus Fischer (Kontrabass), mit denen er schon seit 14 Jahren zusammenarbeitet. Auf der CD ebenfalls vertreten ist ein Kinderchor. Am Sonntag, 29. Mai findet das erste Konzert der Kinderland-Openairs und gleichzeitig die Buch- und CD-Taufe in Zofingen statt. Bereits seit vier Jahren ist Christian Schenker mit den «Grüüveli Tüüfeli» ein regelmässiger Act an den Kinderland-Konzerten. Dieses Jahr wurde die Band nebst vielen anderen Engage- ments auch für alle deutschschweizer Standorte der Kinderland-Tour verpflichtet. Und wer weiss, was noch geschieht, wenn nun noch die Deutschen und Österreicher auf unseren Kappeler Kinderliedermacher aufmerksam werden. «Dass ich Jahr für Jahr durch die Schweiz touren kann, reicht eigentlich schon zum Glücklichsein. Aber sicher freue ich mich darauf, voraussichtlich im September mit der Illustratorin Mies van Hout das Buch und die CD in Berlin vorstellen zu dürfen», erzählt der zweifache Familienvater. Und als wäre es damit nicht bereits genug, begibt sich der Musiker mit seinen «Grüüveli Tüüfeli» im Sommer ins Studio um seine neunte CD aufzunehmen. Somit ist der musikalische Nachschub für die Kinderzimmer sichergestellt.