Für mehr Leben beim Sex

Barbara Balldini Am kommenden Samstag, 13. Juni, beleuchtet die österreichische Sexpädagogin Barbara Balldini in ihrem Vortragskabarett die Themen Liebe, Sex und die Mythen darum.

Sexpädagogin Barbara Balldini möchte mit ihrem Vortragskabarett «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» erreichen, dass die Menschen Lust bekommen, Veränderungen im eigenen Liebesleben anzugehen. (Bild: ZVG)
Sexpädagogin Barbara Balldini möchte mit ihrem Vortragskabarett «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» erreichen, dass die Menschen Lust bekommen, Veränderungen im eigenen Liebesleben anzugehen. (Bild: ZVG)

Telefonanruf in Wien. Mit ihrer unverkennbaren tiefen Stimme meldet sich die österreichische Sextherapeutin Barbara Balldini am anderen Ende der Leitung. Was folgt, ist ein Gespräch über das Thema, «dass jeden Menschen beschäftigt und in dem sich kaum jemand auskennt», bringt es die 51-jährige Sexualpädagogin, Kabarettistin und Buchautorin auf den Punkt.

Kindheit im Kloster

Barbara Balldini, Tochter eines norddeutschen Vaters und einer italienischen Mutter, wuchs im Kloster auf. Sie sei ein «Unfall» einer kurzen Romanze gewesen, weshalb sie von ihrer Mutter vor dem Kloster abgelegt wurde. «Im Alter von 16 Jahren bin ich wie ein weisses Papier, mit einer Kindheit ohne sexuelles Anschauungsmaterial, in die weite Welt entlassen worden», erzählt Balldini schmunzelnd. «Ich fand Männer unheimlich spannend und war sehr neugierig, weshalb ich innert kurzer Zeit viele Erfahrungen gesammelt habe. Zudem bin ich ein Mensch, der nicht aus Büchern lernt, sondern spüren muss, wie sich etwas anfühlt. So erlebt man die Hölle und manchmal auch den Himmel», erklärt die Österreicherin und fügt an: «Im christlichen Sinn komme ich somit in die Hölle.» Während Balldini sympathisch, charmant und tabulos von der Lust erzählt, gewinnt der Zuhörer niemals das Gefühl von Vulgarität, sondern erlebt eine Frau mit grosser Lebenslust, die zur natürlichsten Sache der Welt eine völlig unverkrampfte Einstellung pflegt. «Meine Kinder sagen jeweils: Aus deinem Mund klingt alles entzückend. Wenn du von Sex sprichst, könnte man auch das Gefühl haben, du sprichst vom Kochen.»

Vom Schritt auf die Bühne

Bereits mit 20 Jahren kam Balldinis erstes Kind auf die Welt und zwei Jahre später das zweite. Darauf folgten Jahre in der Erwachsenenbildung bis Balldini das Studium zur diplomierten Sexualpädagogin sowie Lebens- und Sozialberaterin absolvierte und schon bald ihre eigene Praxis eröffnete. «Nach siebenjähriger Tätigkeit, vielen fremden sowie eigenen Erfahrungen und nachdem ich gesehen habe, wie die Frauen auf ihr Sexualleben verzichten und die Männer eine Ersatzsexualität leben, entschloss ich mich, einen Vortrag mit dem Namen «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» zu halten. Als die Besucher begeistert von meinem «Kabarett» sprachen, erschrak ich, da ich nicht beabsichtigt habe ein Kabarett aufzuführen, sondern einen Vortrag zu halten», erzählt Balldini lachend. «Mein Ziel ist es, ohne Mahnfinger und ohne Partei für das eine oder andere Geschlecht zu ergreifen, Wissen auf humorvolle und spannende Art zu vermitteln. Ich möchte die Menschen zum Nachdenken anregen, aber insbesondere erreichen, dass sie Lust bekommen, Veränderungen im eigenen Liebesleben anzugehen.» Zu diesem Zeitpunkt hätte sie niemals gedacht, einmal Säle mit bis zu 1’000 Besuchern zu füllen. «Meine Klienten kontaktierten mich zu Beginn, als erstmals Plakate mit meinem Gesicht aufgehängt wurden und erkundigten sich, was dieser Kabarett-Vortrag beinhalte. Ich bin an die Schweigepflicht gebunden und würde selbstverständlich niemals Namen nennen», erklärt die Autorin. In den vergangenen zwei Jahren hatte die Sexualpädagogin jedoch wenig Zeit für ihre Praxis. Doch tagsüber ist sie auch während ihrer Tour via Telefon beratend tätig.

Oversexed und underfucked

Ja, es sei ein schmaler Grad mit diesen Themen als Frau auf der Bühne zu stehen und humor- sowie lustvoll Wissen zu transportieren, ohne vulgär zu wirken», bestätigt Balldini. «Ich achte beim Schreiben der Stücke darauf, gewisse Wörter nicht in den Mund zu nehmen», so die praktizierende Buddhistin. Anders hält es Balldini mit ihren drei Büchern, in welchen sie kein Blatt vor den Mund nimmt. «Mein zweites Bühnen-Programm habe ich auf Wunsch meiner erwachsenen Kinder geschrieben. Sie haben mich ermutigt, über Themen wie Sexspielzeuge zu sprechen. Dies ist jedoch als Barbara Balldini schwierig, weshalb ich in verschiedene Rollen geschlüpft bin.» Angesprochen auf die «Sexualisierung» der heutigen Zeit meint die Autorin: «Wir sind oversexed und underfucked. Die Porno-Industrie vermittelt ein falsches Bild und zeigt keinesfalls die Realität. Die Menschen leben deshalb oftmals eine technische Sexualität und vergessen, dass uns nicht die Technik, sondern die Intimität glücklich macht. Menschen machen Sex, aber empfinden nichts mehr dabei.» Sie selbst habe stets ein Riesenglück mit ihren Partnern gehabt. Auf die Frage ob sie verheiratet sei, antwortet Balldini lachend, dass sie sich nicht heiraten lasse. «Ich möchte mich nicht verstellen, auch nicht vor meinem Lebenspartner, mit dem ich seit zwanzig Jahren überglücklich bin und eine offene Beziehung führe», erzählt Balldini. Zur Zeit schreibt sie an ihrem vierten Programm und ist, wie sie sagt, dauerverliebt.

Samstag, 13. Juni, 20 Uhr, Vortragskabarett «Von Liebe, Sex und anderen Irrtümern» im Stadttheater Olten

 

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