Endlich wieder Chilbi

Oltner Chilbi Die Sehnsucht nach der Chilbi ist Geschichte: Nach zwei Jahren coronabedingter Pause sorgten am Wochenende Fahrgeschäfte und Feierfreudige für ordentlichen Tumult in der Stadt. Ein Besuch zeigt, wie sehr sich Besucherinnen und Besucher nach Adrenalinkicks und dem Schlemmen sehnten.

Alisha Graf (links) und Luana Hofer sind vor allem hier, um zu essen und zu feiern.

Alisha Graf (links) und Luana Hofer sind vor allem hier, um zu essen und zu feiern.

Auch dieses Jahr war das Riesenrad an der Oltner Chilbi gut besucht. Die neue Überkopf-Attrakion «Burner» machte ihr aber Konkurrenz. Die Warteschlange war beim «Burner» definitiv grösser. (Bilder: Cyrill Pürro)

Auch dieses Jahr war das Riesenrad an der Oltner Chilbi gut besucht. Die neue Überkopf-Attrakion «Burner» machte ihr aber Konkurrenz. Die Warteschlange war beim «Burner» definitiv grösser. (Bilder: Cyrill Pürro)

Es wird äuä räble», so prognostizierten viele Passantinnen und Passanten den Ansturm auf die diesjährige Chilbi in Olten, wenn man sie nach ihren Erwartungen an den Megaevent fragte. Dass es einen grossen Andrang auf die drittgrösste Chilbi der Schweiz geben würde, konnte man ahnen. Denn auch in Olten mussten die Fahrgeschäfte pandemiebedingt zwei Jahre lang ruhen, das Chnoblibrot und die «brönnte Mandle» blieben in Bäckereien und Läden, statt dass sie auf den Gassen verdrückt wurden. Und natürlich blieb auch das fröhliche Beisammensein zu guter Musik und feinem Bier aus, in der Stadt war es stiller, als sich das Oltnerinnen und Oltner vom letzten Wochenende der Sommerferien sonst gewohnt sind.

Kein Wunder also, dass auch am Samstag die Oltner Gassen noch vor dem eigentlichen Beginn um 14 Uhr gut gefüllt sind. Mann und Frau scheinen auch nach dem ersten Chilbi-Tag kaum darauf warten zu können, durch die Gassen zu schlendern und sich hie und da eine Leckerei zu gönnen oder einen Schwatz mit lange vermissten Freunden abzuhalten.

«Endlich läuft wieder etwas»

So ist auch der traditionelle Chilbi-Apéro an diesem Samstagmittag gut besucht. Unter anderem sind es Stadtpräsident Thomas Marbet, Regierungsrätin Susanne Schaffner und Chilbichef Christoph Koch, die zusammen auf eine «möglichst unfallfreie», entspannte und erfolgreiche Chilbi anstossen. Koch kündigt gleich auf Marbets Eröffnungsrede an, dass die diesjährige Ausgabe seine letzte sein werde. Denn im Zuge seiner Frühpension zieht es ihn zusammen mit seiner Frau nach Ungarn.

Eine Stunde später auf dem Munzingerplatz, die Chilbi hat soeben begonnen: Das Poltern der Autoscooter ist bereits von weitem zuhören sowie die giggelnden Kinder, die zusammen mit ihren Müttern oder Vätern hinter dem Steuer sitzen. Und natürlich sind es auch Jugendliche, die in die Scooter sitzen, um einander zu rammen. Nicht weit weg stehen Alisha Graf und Luana Hofer. Ein Knoblibrot essend, beobachten sie das Treiben gespannt. Hofer schaut alle Jahre wieder an der Oltner Traditionschilbi vorbei, wenn sie denn stattfindet. Und das, obwohl sie eigentlich aus dem Aargau stammt. «Ich habe Verwandte in Gösgen und komme daher schon seit dem Kindesalter hierher», erklärt sie dazu. Graf hingegen ist zum ersten Mal hier, auch sie kommt aus dem Aargau. «Ich bin eben eher an Aarau orientiert», gibt sie lachend zu. Die beiden wollen an diesem Samstag hauptsächlich in den kulinarischen Genuss der Chilbi kommen. «Und ab und zu noch Bahnen fahren», wie Hofer ergänzt. Und natürlich wird heute Abend noch so richtig gefeiert. Froh, dass wieder einmal Chilbi ist, sind Graf und Hofer definitiv.

Ein paar Meter weiter, die Mühlegasse hinab auf der Schützenmatte: Hier ist das fröhliche Treiben schon so richtig angelaufen. Geschrei ertönt von der neuen Kopfüber-Attraktion «Burner». Beliebt ist sie allemal, wie die Warteschlange vor dem Fahrgeschäft beweist. Gleichzeitig werden Raclette, Burger oder Pommes geschlemmt. Eine Tüte der gesalzenen Fritten hat sich auch Mona Joss geholt. Wie sie sagt, besucht sie die Oltner Chilbi immer, ihre Freundin Lynn Kaufmann hingegen ist zum ersten Mal zu Besuch. Auch sie sind aus dem Aargau angereist. Sie sind sehr froh, dass dieses Jahr wieder eine Chilbi stattfindet, sie haben das ausgelassene Treiben vermisst. Oder wie Mona Joss sagt: «Endlich läuft wieder etwas.»

Dem stimmt auch Luca Tonet zu. Entspannt steht er vor dem Riesenrad und beobachtet, wie sich die Wagen langsam im Kreis auf und ab bewegen. Seine Frau ist mit den beiden Kindern gerade auf dem Riesenrad. Ihm selbst dreht das Fahrgeschäft gerade noch zu stark, wie er lachend zugibt. Denn er war gestern im Ausgang. Tonet lebt und liebt die Oltner Chilbi – und das schon seit klein auf. «Für mich stecken sehr viele Kindheitserinnerungen in diesem Event», sagt er dazu. Umso schöner, dass er die Tradition nun an seine eigenen Kinder weitergeben darf. Chnobli- und Magenbrot zählen zu seinen Highlights. Denn der Oltner findet: «Die Köstlichkeiten gehören halt einfach dazu.»

Das Geschäft an der Chilbi brummt

Eine Ecke weiter steht Mimoza Prendrekaj. Zusammen mit ihrer Kollegin verkauft sie am Stand einer Holzofenbäckerei Brot und andere Backwaren. «Aktuell läuft das Geschäft nicht so, es ist zu heiss für die meisten», erklärt Prendrekaj. «Unsere Kolleginnen haben aber gesagt, dass es am Freitag sehr gut gelaufen sei», ergänzt sie. Die beiden freuen sich, in den Gassen der Stadt nach zwei Jahren wieder ihre Ware verkaufen zu dürfen. Dazu Prendrekaj: «Wir spüren richtig, wie happy die Leute sind.» Am Stand der Sälizunft läuft es an der Chilbi ebenfalls rund, wenn auch etwas verhalten am Samstagnachmittag. «Am Abend wird es sicher mehr anziehen, wenn wir die Küche aufmachen», vermutet Laura Schöni, die hinter der Bar steht. Am Freitagabend sei es richtig gut gelaufen, wie sie sagt. Die Sälizunft ist froh, wieder einmal an einem Grossanlass einen Stand haben zu können. «Wie die meisten anderen Vereine, haben auch wir gespürt, dass uns die Einnahmen aus der Chilbi fehlen», ergänzt Schöni dazu.

Mittlerweile ist es Abend, die Oltner Gassen werden voller und das Treiben wird lauter, bunter und hektischer. Durch die lachende Besuchermenge laufend, wird jetzt so richtig spürbar: Die Chilbi hat vielen gefehlt.

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