Einsatz für die Natur

Wir haben Glück und ich treffe Silvia Meister an einem in diesem Juli raren, sonnigen Nachmittag beim Bauerngarten am Fustligweg in Olten. Eine kleine Oase. Für einen sommerlichen Farbklecks sorgen die leuchtend orangen Ringelblumen, aber auch verschiedene Salatsorten, Bohnen und Beeren sind im, von der Gartenfachfrau gestalteten, Garten zu finden. Die Liebe zu Pflanzen sei bereits als Kind vorhanden gewesen. «Als ich realisiert habe, dass Bäume tatsächlich blühen, war dies für mich unglaublich faszinierend», erzählt Meister lächelnd.

Zusammen in der Natur

Trotz ihrer Liebe zur Natur wählte Meister den sprachlichen Weg und absolvierte die Ausbildung zur Logopädin, in deren Funktion sie fünf Jahre tätig war. Mit zwanzig Jahren lernte sie Franz Gratwohl kennen und lieben. Gemeinsam wollte das Paar die Welt sehen. Auf ihrer Reise entstand der Wunsch zusammenzuarbeiten und damit die Suche nach einem Tätigkeitsbereich, den beide gerne mögen. «So starteten wir nach unserer Rückkehr gemeinsam im Gartenbau. Sie mähten Wiesen, schnitten Hecken und erlernten das Handwerk von der Pike auf. «Damals», erinnert sich Meister lachend, «waren wir völlig grün - Selbstversorger! Wir zogen in unserem Garten Gemüse, welches wir auf dem Markt verkauften, und schlachteten eigens gezüchtete Kaninchen.» Doch mit zunehmender Arbeit wollte und konnte das Paar nicht auch noch den grossen Aufwand der Selbstversorgung bewältigen. Ihren Grundsätzen und der Liebe zum naturnahen Gartenbau blieb das Paar jedoch stets treu und achtete darauf, mit ihren mittlerweile drei Mitarbeitern, sowohl konventionelle als auch naturnahe Gärten zu betreuen.

Gartentipps am Radio

Trotz des grossen Wissens, welches sich das Paar durch ihr autodidaktisches Arbeiten aufgebaut hatte, wollte Silvia Meister es genauer wissen. «Ich absolvierte die Ausbildung zur Fachfrau für naturnahen Garten- und Landschaftsbau an der Hochschule Wädenswil und später weitere Kurse. Seit dem Jahr 2000 ist Silvia Meister zudem als Gartenfachfrau am Radio SRF 1 zu hören. Diesen Monat beispielsweise mit dem Thema «Kühlende Kräuter für heisse Tage» mit den dazu passenden Rezeptvorschlägen. Neben einem riesigen Wissen über Pflanzen also auch noch eine kreative Köchin? «Franz kocht. Er versorgt mich rundum», erklärt Silvia Meister liebevoll. «Gemeinsam probieren wir Verschiedenes aus und wandeln bestehende Rezepte um.»

Schwere Entscheidung

Als Franz Gratwohl 2008 pensioniert wurde, beschloss das Paar ihre Aufgaben zu reduzieren, um es Silvia Meister zu ermöglichen alleine weiterzuarbeiten. «Doch Franz sorgte sich und konnte nach all den Jahren Arbeit nicht still sitzen. So übergaben wir schweren Herzens unseren Betrieb, welchen wir während zwanzig Jahren aufgebaut hatten, an unseren langjährigen Mitarbeiter Daniel Appenzeller», erzählt Meister wehmütig. Den Umstand ihre geliebte Arbeit im Bereich der Gartengestaltung mit dem Verkauf ihres Geschäftes aufgeben zu müssen, veranlasste Meister sich neu zu orientieren und zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Sie liess sich zur Ausbildnerin schulen. «Ich habe es immer geliebt, mit Menschen zu arbeiten und meinem Gegenüber eine Türe zu öffnen und ihm zu ermöglichen eine andere Welt zu sehen», so Meister begeistert.

Bauerngarten

Beim Bepflanzen der Kisten beim Begegnungszentrum Cultibo entstand die Idee des Bauerngartens. Auch die Umweltfachstelle Olten zeigte sich begeistert. Durch eine Empfehlung wurde sie auf den Bauernhof am Fustligweg aufmerksam und der Eigentümer Reto Bernasconi willigte ein, das Land für einen Gemeinschaftsgarten zur Verfügung zu stellen. So kam es, dass sich Ende Mai 2013 die einstige Wiese nach Plänen von Silvia Meister in einen symmetrisch angeordneten Bauerngarten verwandelt hatte. Eine Gruppe Freiwilliger kümmert sich seither gemeinsam mit der Gartenfachfrau um die Bewässerung, die Bepflanzung, das Jäten und die Ernte. «Wer mithilft, darf auch ernten», erklärt Meister. Doch aufgrund der Sparmassnahmen der Stadt Olten wurde der Unterstützungsbeitrag für den Bauerngarten gestrichen, was Meister veranlasste Sponsoren für die Bauerngartenkurse zu suchen, damit im Garten Erfahrungen und Wissen ausgetauscht werden kann. Die Stadt Olten ist heute einer neben weiteren Sponsoren für den Kurs. Auch nächstes Jahr möchte Meister den Bauerngartenkurs wieder anbieten, doch durch die Aufhebung der Umweltfachstelle und die stetige Suche nach Sponsoren ist dies für die Gartenfachfrau kein leichtes Unterfangen. «Neben den Sponsoren bin ich stets auf der Suche nach Themen, welche interessieren, damit wir auch in Zukunft viel Wissen an Bauerngartenkursen austauschen können», sieht Meister positiv in die Zukunft.