Eine Oltner Geschichte in schönster Lenz-Manier

Pedro Lenz macht auf seiner grossen «Fanny»-Tour nicht nur in seinem Wohnort Olten Halt, sondern beleuchtet in seinem neuen Roman «Di schöni Fanny» auch die Eigenheiten der hiesigen Kunst- und Kulturszene.

Der Oltner Pedro Lenz tourt momentan mit seinem neuen Buch «Die schöni Fanny» durch die Schweiz. (Bild: Daniel Rihs)
Der Oltner Pedro Lenz tourt momentan mit seinem neuen Buch «Die schöni Fanny» durch die Schweiz. (Bild: Daniel Rihs)

Bereits auf den ersten Seiten seines neuen Romanes «Die schöni Fanny» kommt die altbekannte Lenz-Manier zum Vorschein. Wie bereits beim «Goalie» nimmt uns ein Ich-Erzähler namens Frank Gobeur, von allen nur «Jackpot» genannt, mit auf die Reise. Dieser träumt von seinem ersten Roman und bewegt sich als Möchtegernschriftsteller durch die Oltner Kultur- und Beizenszene. «Ich muss mich jeweils ganz in die Haut meiner Protagonisten hineinversetzen können. Daher liegt mir die Ich-Erzählform am nächsten», erklärt der Oltner Autor Pedro Lenz.

Olten als Schauplatz

Anders als bei seinem Erstlingsroman «Dr Goalie bin ig» spielt die neue Geschichte jedoch nicht an teilweise erfundenen Orten, sondern trägt sich in realen Lokalitäten des Städtchen Olten zu. So fachsimpelt die Hauptfigur Jackpot mit seinen Kollegen in der Galicia Bar, besucht ein Jazzkonzert in der Vario Bar oder trifft sich auf einen Kaffee im Ring. «Bei den Schauplätzen habe ich dieses Mal bewusst auf ein Abändern der Namen verzichtet, einzig bei den Figuren wollte ich mir diese Freiheit lassen», so Lenz. Nichtsdestotrotz ist es auch bei den Romanfiguren - zumindest für Oltner - augenscheinlich, an welcher Persönlichkeit sie sich orientieren. Da wären zum Beispiel die beiden Malerfreunde von Jackpot namens Louis Brunner und Gregor Grunder. Beide im Pensionsalter und seit Jahrzehnten der Kunst verschrieben. Louis mit Atelier an der Von-Roll-Strasse und original -krummer Zigarre im Mund, Gregor, kurz «Grunz» genannt, als Kunstlehrer und Kettenraucher. «Ich habe gemeinsam mit meinen befreundeten Künstlerkollegen Urs Borner und Jörg Binz entschieden, dass sie als Inspirationsquellen für die beiden Maler im Buch dienen werden. Allerdings darf dabei nicht vergessen werden: Louis und Grunz sind nicht 1:1 von den Originalen kopiert und bleiben Romanfiguren.» Eine Lokalität sucht man im neuen Buch jedoch vergeblich: das Flügelrad, an welchem Lenz Teilhaber ist. «Erstens, um mir noch ein wenig Privatsphäre zu bewahren und zweitens, damit das Flügelrad als Beiz und nicht Kulturort wahrgenommen wird», so der Schriftsteller erklärend.

Das Schicksal einer Muse

Auch die Dialoge in «Di schöni Fanny» seien zum Teil aus realen Gesprächen abgekupfert. «Obwohl wir oftmals über «Seich liire», sind die Romanthemen wie die Definition von Kunst auch zwischen mir und meinen Freunden ab und an ein Gesprächspunkt», erklärt Pedro Lenz. Nebst der Frage nach dem Wesen der Kunst spielt auch die Liebe beziehungsweise die freie Liebe à la 1968 eine prägende Rolle in Lenz neuem literarischen Werk. Der zirka 35-jährige Jackpot verliebt sich unsterblich in die junge Fanny und möchte diese ganz für sich haben. Die Kunstgewerbschülerin aus Zofingen hingegen denkt nicht daran, sich zu binden und verbringt ihre Zeit selbstbestimmt - gerne auch als Aktmodell der beiden Maler Louis und Grunz. «Für mich ist Fanny wie eine Katze - lieb, aber sie macht, was sie will», beschreibt Lenz. So kann die weibliche Hauptfigur tagelang von der Bildfläche verschwinden und unverhofft wieder beispielsweise an der Buchvernissage von Jackpot auftauchen. Fanny als Objekt der Begierde kommt dabei in der gesamten Geschichte nur wenig zu Wort und nimmt vor allem durch die Erzählungen ihrer Bewunderer Konturen an. «Ich habe bewusst darauf verzichtet, den Charakter oder das Aussehen von ihr genauer zu beschreiben», zeigt Lenz auf und fügt erklärend an: «Denn das Schicksal einer Muse wie Fanny ist es meiner Meinung nach oftmals, von aussen angehimmelt und beschrieben zu werden, ohne selbst die Chance zu erhalten, sich auszudrücken.»

Passagen mit Musik unterstreichen

Wie bereits bei früheren Projekten bringt Pedro Lenz sein neustes Werk nicht nur als schriftliche Fassung an die Leute, sondern inszeniert die Geschichte gemeinsam mit dem «Patent Ochsner»-Pianist Christian Brantschen als Spoken Word-Programm. «Durch die Musik können bestimmte Passagen des Romanes live noch gezielter zur Geltung gebracht werden», so der Autor. Er lerne durch die Zusammenarbeit mit Brantschen viel über Musik und probiere mit ihm gerne Neues aus. «Teilweise bis zur Grenze der Blamage», lacht der Schrift-steller selbstironisch. Vom 10. bis 12. November gastieren die beiden im Theaterstudio Olten. «Ein Auftritt in meinem Wohnort ist immer speziell. Die Oltner sind sehr direkt und so erhalte ich die Rückmeldungen unmittelbar», erklärt Lenz. Allerdings sei es genau das, was er an der Provinzstadt schätze. «Ich möchte bei den Leuten und keinesfalls anonym leben.» Wer für die ausverkauften Oltner Vorstellungen kein Ticket ergattern konnte, hat vom 10. bis 11. Dezember in Langenthal noch die Chance, den Autor in der Region zu erleben.

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