Eine Hochburg der eleganten Segler
Mauersegler Seit 2005 fördert der Ornithologische Verein Olten die Mauersegler auf dem Stadtgebiet. Das Projekt stösst auf viel Akzeptanz und ist erfolgreich.
Wer dieser Tage in Olten an lauen Sommerabenden elegante Vögel Insekten jagen sieht und darob Schwalben am Himmel vermutet, dürfte sich mit grosser Wahrscheinlichkeit irren. Schwalben lassen sich vor allem im Frühling und im Herbst auf dem Durchzug beobachten. Der Vogel, der derzeit sehr aktiv ist und der Schwalbe stark ähnelt, ist mit dieser noch nicht mal näher verwandt: der Mauersegler.
In diesen Wochen werden auch seine Jungvögel flügge und verlassen erstmals das sichere Nest. Wer den eleganten Tieren zuschauen will, muss sich indes sputen. Bereits Ende Juli verlassen die Zugvögel ihr Sommerquartier wieder und machen sich auf den weiten Weg in Richtung südliches Afrika. Erst Ende April oder Anfang Mai des nächsten Jahres werden sie aus ihren Winterquartieren südlich des Äquators in hiesige Gefilde zurückkehren.
Dass die Mauersegler in Olten zahlreich beobachtet werden können, liegt nicht zuletzt am Ornithologischen Verein Olten (OVO). Dieser fördert die faszinierenden Vögel seit 2005 ganz gezielt. In jenem Jahr verstarb der in Olten wohnhafte Dr. Max Disteli. Er hinterliess dem OVO ein Legat mit einer namhaften Summe – verbunden mit dem ausdrücklichen Wunsch, sich in Olten für die Förderung des Mauerseglers einzusetzen. Der OVO nahm die Aufgabe von Anfang an sehr ernst. Er startete einen Aufruf an die Oltner Bevölkerung. Wer Interesse an einem Nistkasten hatte, sollte sich beim Verein melden. Federführend beim OVO sind seit dem Projektstart 2005 Markus von Däniken und Urs Esslinger. Die Kästen stellt der OVO den interessierten Personen jeweils kostenlos zur Verfügung.
Im ersten Jahr des Förderungsprojekts wurden im Stadtgebiet 270 Mauersegler-Nistkästen an 127 Liegenschaften angebracht. Nach Standortabklärungen montierte vor allem der Werkhof Olten bei vielen Privatpersonen die Nistkästen, auch die Feuerwehr legte teilweise Hand an. Der Grund: Nistkästen für Mauersegler sollten nach Möglichkeit mindestens sechs Meter über Boden angebracht sein und eine freie Anflugschneise bieten.
Das «Erfolgsmonitoring» nach einem Jahr ergab, dass rund 50 Kästen von den Vögeln angenommen worden waren. Was auf den ersten Blick bescheiden scheint, konnte durchaus als Erfolg gewertet werden. Markus von Däniken liefert die Erklärung: «Mauersegler sind extrem stur und extrem standortbezogen. Das ist genetisch programmiert.» Oft werden neue Kästen sogar erst nach sechs bis zehn Jahren von den Mauerseglern auch tatsächlich genutzt. Leer blieben die Kästen dennoch selten. Spatzen mögen sie ebenfalls gerne, ebenso Kohlmeisen oder andere Vogelarten, dazu auch Hornissen oder Wespen.
Nun, 17 Jahre nach Start des Projekts, werden gemäss von Däniken noch rund zehn Kästen pro Jahr montiert. Sinnvoll sei die Förderung nach wie vor, denn bei Renovationen oder Abrissen von Gebäuden gingen wiederholt sehr viele Nistplätze verloren. «Deshalb ist es uns wichtig, Ersatzplätze in Form von Nistkästen zu schaffen», erklärt der 55-jährige Oltner.
Das Projekt erfährt viel Zuspruch
Ob bei Institutionen oder bei Privatpersonen, das Projekt erfährt viel Sympathie. «Wir stossen überall auf offene Türen. Die Leute sind sehr interessiert. Ornithologie ist momentan enorm trendy», so von Däniken. Ein eigentliches Vorzeigeprojekt ist die Nistkastenanordnung an der Martinskirche. Markus von Däniken zeichnete im Rahmen der Zertifizierung «Grüner Güggel» bei der Martinskirche für den Bereich Biodiversität verantwortlich. Und so machte er sich auch für die Platzierung von Mauersegler-Nistkästen stark.
Laut von Däniken gibt es heute in Olten eine «ausserordentlich grosse Mauerseglerpopulation». Rückschläge allerdings sind nicht zu vermeiden. Von Däniken weiss, dass 2021 wegen des verregneten Frühlings und Sommers «gebietsweise ein grosser Teil der Brut» zugrunde ging. Die Mauersegler fanden ob des häufigen Niederschlags schlicht nicht genügend Nahrung.
Von Däniken selbst hatte vor 2005 mit den Mauerseglern nichts am Hut gehabt. In den letzten 17 Jahren hat er sich nun aber viel Fachwissen angeeignet und die Mauersegler in sein Herz geschlossen. «Es wurde eine Leidenschaft.» Wer sich ein wenig vertiefter mit ihnen auseinandersetzt, kann das gut verstehen. Mauersegler sind in vielerlei Hinsicht bemerkenswerte Tiere.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln hat der Mauersegler kaum je festen Boden unter den Füssen. «Er frisst in der Luft, er trinkt in der Luft, er schläft in der Luft, er pflanzt sich in der Luft fort», weiss von Däniken. Nur das Brüten findet stationär statt. In wenigen Wochen starten die hier brütenden Mauersegler wieder in eine Art Dauerflug – einen Dauerflug, der über viele Tausend Kilometer in andere Klimazonen führt und erst neun Monate später exakt am Ausgangspunkt wieder enden wird.