Eine Frau unter Männern

Fabienne Hoerni beehrt mit ihrem Trio «Miss Jones» am 4. Mai für ihre zweite und letzte Frühlingssession in diesem Jahr die Vario Bar. Mit dem Stadtanzeiger sprach die Saxofonistin vorab über ihre diversen Projekte, die Rolle als Frau in der Schweizer Jazzszene und ihre musikalischen Wurzeln.

In ihrem hauseigenen Musikraum in Starrkirch-Wil probt Fabienne Hoerni für ihre zahlreichen Projekte. ZVG)
In ihrem hauseigenen Musikraum in Starrkirch-Wil probt Fabienne Hoerni für ihre zahlreichen Projekte. ZVG)

Die Formation Miss Jones sei für sie etwas ganz eigenes und sozusagen ein richtiges Herzensprojekt. «Seit unserer Gründung vor gut zehn Jahren haben wir noch nie gemeinsam geprobt und spielen unsere Stücke meist aus dem Stegreif vor dem Publikum. Wir wissen somit nie, was alles mit den Liedern passieren kann und welche zu unserem Repertoire an diesem Abend gehören», erklärt die Saxofonistin und Gründerin des Trios. Zu Miss Jones gehören nebst der Saxofonistin auch Rahel Thierstein am Klavier und Emanuel Schnyder am Kontrabass.

Aus Frauentrio wird Miss Jones

«Die Chemie zwischen uns hat von Anfang an gestimmt und wenn eine Person abspringen würde, wäre für mich auch das ganze Projekt Miss Jones gestorben», erklärt Hoerni nachdenklich. Wie immer werden die drei auch am kommenden Sonntag ihre Lieblingsstücke aus dem grossen Fundus des «Great American Songbook» zum Besten geben. «Experimentier- und Spielfreude ist zentral bei uns. Es ist somit immer offen, wohin uns unsere Musik führt.» Auch bei der Band-Gründung hätte es ursprünglich in eine andere Richtung gehen sollen. Eigentlich wollte Hoerni nämlich ein Frauentrio ins Leben rufen. «Gute Bassistinnen sind jedoch rar in der Szene und Emanuel stellte sich letztendlich trotz seines «falschen» Geschlechts als beste Wahl dar», erklärt sie lachend den Strategiewechsel.

Frauen eine Minderheit in der Szene

Nicht nur weibliche Bassistinnen sind rar in der Schweizer Jazzszene, sondern allgemein trifft man nur wenige Jazzmusikerinnen an. «Erstens liegt dies sicher daran, dass Frauen weniger gleichgeschlechtliche Musikervorbilder in diesem Genre besitzen und somit gar nicht erst vom Jazzfieber angesteckt werden» mutmasst Hoerni, die mit 12 Jahren begann das Blasinstrument zu erlernen. Weiter sei der Beruf der Jazzmusikerin finanziell sehr unsicher und schwierig mit z.B. Kindern und Familie vereinbar. «Es ist eine Tatsache, dass Frauen seltener für Projekte angefragt werden, ausser es wird explizit danach gesucht.» Dieser Frauenbonus sei jedoch ein zweischneidiges Schwert. «Als Instrumentalistin wird man in der Szene viel kritischer beurteilt und hat das Gefühl, sich beweisen zu müssen», so Hoerni.

Von Funk bis zum modernen Jazz

Trotz dieser nicht einfachen Situation kann sich die Starrkircher Saxofonistin nicht Mangels Projekten beschweren. «Mir ist die Abwechslung wichtig. So wirke ich seit 2009 in der Formation «James Brown Tribute Show» neben J.J. Flueck und diversen weiteren tollen Musikern mit. Spiele jedoch auch im Trio «Ivy Trio», gemeinsam mit dem jungen Schlagzeuger Felix Bergeron, Jazzstücke mit Popeinfluss von und mit meinem langjährigen Kollegen Jean-Pierre Schaller», zählt Hoerni die zwei Aktuellsten auf. Auch als Specialguest in Formationen vom Voice of Switzerland-Musiker Peter Wagner oder in der Avantgarde Big Band von Roberto Domeniconi namens «Der grosse Bär» trifft man die Saxofonistin an. Ihre grössten Erfolge habe sie jedoch Anfang 2000 mit dem Frauenquartett «Lily Horn is born» gefeiert. «Mit dem unkonventionellen Vierergespann durfte ich sogar in Japan und in den arabischen Emiraten am FAI World Grand Prix, den Weltmeisterschaften des akrobatischen Flugsportes, auftreten.» Auch bei den 1. August-Feierlichkeiten 2004 in der Schweizer Botschaft in Berlin stellte die Saxofonistin mit dem damaligen Quartett ihr Können unter Beweis. Mittlerweile besteht das Quartett nicht mehr. «Aber ich werde die damalige Zeit und die Erlebnisse in guter Erinnerung behalten.»

Die Leidenschaft weitergeben

Nebst ihrer Musikkarriere unterrichtet die 39-Jährige an der Musikschule Olten. «Seit meiner Ausbildung an der Jazzschule Basel unterrichte ich Schüler im Saxofonspielen und freue mich, wenn ich einige davon mit meiner Leidenschaft anstecken kann.» Sie selber sei leider nie eine fleissige Schülerin gewesen und hätte wohl damals ohne ihren geduldigen Instrumentallehrer das Saxofon früh in die Ecke gestellt. «Das Erlernen eines Instrumentes braucht viel Zeit, Geduld und Durchhaltevermögen.» So haben es die Zuschauer am 4. Mai wohl auch Hoerni’s erstem Lehrer zu verdanken, dass sie das Trio Miss Jones mit der Tenorsaxofonistin in der Vario Bar geniessen dürfen.

Weitere Artikel zu «Front», die sie interessieren könnten

Front28.02.2024

Der Börsenmann

Roland Arnet Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Aarburger Roland Arnet im Stadttheater Olten Sammlerbörsen. Mitte März findet die nächste…
Front21.02.2024

«Wir haben bis zu acht Anfragen pro Woche»

Kinderbetreuung In Wangen bei Olten hat eine neue Kindertagesstätte ihre Tore eröffnet. Geschäftsführerin Nicole Eggenschwiler erzählt, welche…
Front14.02.2024

Ein Umzug wie ein bunter Blumenstrauss

Fasnacht Mit einem lauten Knall setzte sich der Oltner Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag um 14 Uhr in Bewegung. Auch Fasnächtler aus anderen Regionen waren…