Eine etwas andere Blaue Stunde

Ausstellung In der Oltner Galerie 23 ging am frühen Freitagabend die Vernissage einer nicht alltäglichen Kunstausstellung über die Bühne. Der angekündigte Stargast, SBB-CEO Vincent Ducrot, sagte seine Teilnahme kurzfristig ab.

Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr und Mitglied der Geschäftsleitung bei der SBB, beehrte den Anlass. (Bilder: Achim Günter)

Alexander Muhm, Leiter Güterverkehr und Mitglied der Geschäftsleitung bei der SBB, beehrte den Anlass. (Bilder: Achim Günter)

Vereinspräsident Rudolf Paul Renfer vor zwei eigenen Werken.

Vereinspräsident Rudolf Paul Renfer vor zwei eigenen Werken.

Fotografinnen und Fotografen kennen sie bestens: die Blaue Stunde. Wikipedia erklärt den Begriff so: «Der Begriff Blaue Stunde bezieht sich auf die Zeitspanne innerhalb der abendlichen oder morgendlichen Dämmerung, während der sich die Sonne so weit unterhalb des Horizonts befindet, dass das blaue Lichtspektrum am Himmel noch beziehungsweise schon dominiert und die Dunkelheit der Nacht noch nicht eingetroffen beziehungsweise schon vorbei ist.» Eine Blaue Stunde gab es am vergangenen Freitagabend auch in der Galerie 23 in Olten – allerdings eine der anderen Art. Um 17 Uhr wurde dort die nationale Ausstellung des Vereins Rail-Art eröffnet. Die vielfältige Werkschau, die bis 21. Oktober dauert, steht heuer unter dem Motto «Blau».

Die eingereichten Kunstwerke – vor allem Bilder, aber auch Skulpturen oder Webereien – sollen allesamt in irgendeiner Weise Bezug nehmen zur Farbe Blau. Der Verein Rail-Art existiert bereits seit 1952. Ihm gehören kunstaffine SBB-Angestellte oder deren Angehörige an; derzeit weist der Verein 48 Mitglieder aus der ganzen Schweiz auf. Meist jährlich fanden oder finden Ausstellungen statt, in denen Werke von Vereinsmitgliedern präsentiert werden. 18 von ihnen beteiligen sich 2023 mit einem oder maximal zwei ihrer Kunstwerke an der Ausstellung.

Premiere fällt ins Wasser

Als Präsident fungiert seit rund einem Jahrzehnt der in Olten wohnhafte Rudolf Paul Renfer, der bei der SBB als Baustellenplaner in Bern arbeitet. Renfer – wie könnte es anders sein? – trat im blauen Hemd und mit blauer Krawatte vor die rund 50-köpfige Festgemeinde. Zu Beginn musste er gleich einen Wermutstropfen verkünden: Der angekündigte Stargast, der SBB-CEO Vincent Ducrot, musste sich kurzfristig wegen einer Terminkollision entschuldigen. Er wurde jedoch würdig vertreten von Alexander Muhm, seines Zeichens Leiter Güterverkehr und Mitglied der SBB-Geschäftsleitung. Renfer bedauerte die Absage Ducrots selbstredend – zumal es sich um eine Premiere gehandelt hätte. Nie zuvor war ein SBB-Chef zu einer Rail-Art-Vernissage erschienen. «Aber er hat sich persönlich bei mir entschuldigt», meinte Renfer. «Und Alexander Muhm ist ja auch nicht nur ein Trostpreis.»

Muhm betonte in seiner kurzen Ansprache, dass «Kunst ein sehr relevantes Thema ist bei der SBB». Er wies insbesondere auf die vielen Kunstwerke in Bahnhöfen hin. «Diese tragen zur Einmaligkeit dieser Orte bei. So ein Kunstwerk verleiht einem Bahnhof eine gewisse Identität, eine gewisse Einmaligkeit.» Und bezugnehmend aufs Thema der Ausstellung meinte er, dass die Farbe Blau zur DNA der SBB gehöre.

Als Laudatorin trat Isabelle Bitterli, Leiterin Haus der Fotografie Olten und Autorin, auf. In ihrer Rede ging sie auf zahlreiche «Blau»-Formulierungen in unserer Sprache ein, etwa «das blaue Wunder», «blaumachen», «mit einem blauen Auge davonkommen», «den blauen Brief erhalten». Und sie versuchte eine Brücke zwischen Bahn und Kunst zu schlagen. «Das hat ziemlich viel miteinander zu tun. Die Bahn befördert Personen oder Güter von A nach B, man kann mit ihr eine Reise machen. Mit der Kunst kann man auch eine Reise machen – einfach mit dem Geist. Jeder, der malt, weiss, wie man mit seiner Fantasie irgendwo in eine völlig andere Welt abtauchen kann.»

Auszeichnung für die besten Werke

Eine kleine Jury, bestehend aus Peter Niklaus und Galeristin Katharina Menin, gab danach die heurigen Preisträger bekannt. Wobei «Preis» womöglich etwas irreführend ist: Ausser Ruhm und Ehre gibt es für die Schöpfer der besten Werke nämlich jeweils nichts zu gewinnen. Anschliessend neigte sich die besondere Blaue Stunde auch schon ihrem Ende entgegen – bei einem Apéro. Und auch damit lässt sich «Blau» durchaus in Verbindung bringen. Wie hatte doch Isabelle Bitterli zum Schluss ihrer Ansprache gesagt: «Ich wünsche allen viel Vergnügen bei dieser schönen Ausstellung. Geniesst auch den Apéro – und achtet darauf, dass ihr danach nicht blau seid!»

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