Ein Leben im Gleichgewicht
Mirjam Lips Die ehrgeizige Einrad-Fahrerin aus Däniken wurde im letzten Jahr als erfolgreichste Sportlerin des Kantons Solothurn ausgezeichnet. An der Weltmeisterschaft 2014 in Kanada gewann Lips insgesamt 13 Medaillen und war somit die beste Schweizerin.
Seit ihrem vierten Lebensjahr übt Mirjam Lips den Einradsport aus. «Als ich klein war, fuhr der EC Gretzenbach bei seinen Trainings regelmässig an unserem Garten vorbei. Ich war begeistert und wollte das auch machen», erzählt Lips. Ihre Mutter wendete sich an den Trainer des Einrad-Clubs und der kleinen Mirjam wurde ein spezielles Einrad extra für ihre Grösse zur Verfügung gestellt. Doch mit ihren vier Jahren konnte sie noch nicht selber aufsteigen und die Eltern mussten ihren Trainings stets beiwohnen. «Meiner Mutter reichte es irgendwann, immer nur neben mir herzurennen und sie begann selber mit dem Einrad-Sport», erzählt Mirjam Lips. Noch heute trainieren Mutter und Tochter zusammen und unterstützen sich gegenseitig.Einen Abend in der Woche leitetMirjam Lips das Renntraining in Gretzenbach.
Mehrere Weltrekorde
Mirjam Lips ist die erfolgreichste Schweizer Einrad Fahrerin. Kaum eine weitere Fahrerin tritt in derart vielen Disziplinen an. Je nach Wettkampf finden etwa dreissig Diszipline statt. Lips startet bei deren 15. «Meine Lieblingsdisziplin ist definitiv der Slalom. Ich mag die Kombination aus Geschwindigkeit und Kurven, denn schnell geradeaus fahren ist meiner Meinung nach wesentlich einfacher», erläutert Lips. Zurzeit hält sie in drei Disziplinen den Weltrekord, im Slalom, im 10-Kilometer-Rennen sowie im Marathon. Ihre eigenen Rekorde möchte die ehrgeizige Athletin ständig verbessern. Bereits in diesem Jahr hat sie die Möglichkeit an der Europameisterschaft in Norditalien. 2016 findet die Weltmeisterschaft im spanischen San Sebastian satt.
Eine Randsportart
Beim Einrad Sport handelt es sich um eine Randsportart. Doch fürLips ist dies nicht nur von Nachteil: «Ich schätze es sehr, dass ich draussen trainieren kann, ohne ständig gestört oder angesprochen zu werden. Aber natürlich fände ich es toll, wenn Einrad eines Tages zu einer olympischen Disziplin würde und wir von derÖffentlichkeit mehr Beachtung bekämen», stellt Lips klar. Auch für die Teilnahme an den Wettkämpfen sind die Athleten selber verantwortlich, bezahlen müssen sie alles aus eigener Tasche. «Meine Familie und ich verbinden die Wettkämpfe jeweils mit Familienferien», erklärt die 22-Jährige. Für die Sportler werden zwarjeweils Räume für Training und Übernachtung zur Verfügung gestellt, doch laut Lips bleiben die Athleten, welche die Wettkämpfe ernst nehmen, eher für sich. Die hohen Kosten stellen für viele Einrad-Sportler ein Problem dar. Lips hat das grosse Glück, einen Sponsor gefunden zu haben. «Für die mehrjährige tolle Zusammenarbeit mit meinem Sponsor Meyer Burger bin ich sehr dankbar.»
Ein Leben für den Sport
Nebst dem Sport arbeitet Mirjam Lips seit Beginn des Jahres alsOberstufenlehrerin. An der Pädagogischen Hochschule in Bern hatsie noch ein Semester zu absolvieren und die Masterarbeit zu beenden. Lips trainiert mindestens eine Stunde pro Tag auf dem Einrad. «Nebst dem Studium, der Arbeit und natürlich dem Sport bleibt kaum noch Zeitfür etwas anderes», erzählt Lips. Der Sport ist ihre grosse Leidenschaft. Auch in der Freizeit ist sie oft auf dem Einrad unterwegs. «An der PH benutze ich ebenfalls häufig das Rad,um von einem Gebäude zum anderen zu gelangen. Zudem kann ich dasEinrad problemlos im Zug transportieren», berichtet sie strahlend. Dabei erregt sie zwar die Aufmerksamkeit der Leute, belästigt wird sie aber kaum. «Einzig die Frage, ob ich ein Rad verloren habe, höre ich manchmal», lacht die Lehrerin. Seit einem halben Jahr engagiert sich Mirjam Lips im Komitee der International Unicycling Federation, dem Dachverband des internationalen Einrad-Sports. Das Komitee bewertet die Athleten und prüft insbesondere die Weltrekorde. «Ich habe persönlich die Erfahrung gemacht, dass der Aufwand, um die Anerkennung eines Weltrekords zu erlangen, immens ist. Durch meine Mitarbeit im Komitee möchte ich anderen Sportlern diesen Weg erleichtern», erklärt Lips ihren Standpunkt.