Ein Dank an den Himmel

Ecce-Homo-Kapelle: Die Oltner Kapelle öffnete erneut ihre Tore. Einst stand das alte Heiligtum inmitten der Aarauerstrasse, nun fällt es am Rande nur noch Wenigen auf.

Die Oltner Kapelle wurde nach diesem Schmerzensmann «ecco homo» (Mitte 17. Jh.) benannt. Die Restauratorin Claire Rast zeigt, welche Retuschen bereits vor ihrer Konservierungsarbeit im Jahr 1960 vorgenommen wurden.(Bild: jpi)

Die Oltner Kapelle wurde nach diesem Schmerzensmann «ecco homo» (Mitte 17. Jh.) benannt. Die Restauratorin Claire Rast zeigt, welche Retuschen bereits vor ihrer Konservierungsarbeit im Jahr 1960 vorgenommen wurden.(Bild: jpi)

Ecce-Homo-Kapelle an der Aarauerstrasse vis-à-vis des Rest. Felsenburg. (Bild: jpi)

Ecce-Homo-Kapelle an der Aarauerstrasse vis-à-vis des Rest. Felsenburg. (Bild: jpi)

Die alte Aarauerstrasse am Fusse des Hardwaldesgenügte dem Bericht von Eduard Fischer zufolge, welcher in den Oltner Neujahrsblätter 1961 erschienen ist, in den 50er-Jahren den Verkehrsanforderungen nicht mehr. Das alte Heiligtum, die Ecce-Homo-Kapelle, am Strassenrand bildete dabei die engste Stelle. Im Jahr 1957 begann der Kanton mit dem zwingenden Ausbau der Hauptstrasse. Eine Verschiebung der alten Kapelle oder im schlimmsten Fall den Abbruch und Wiederaufbau war somit unvermeidbar. Die Firma Constantin von Arx AG bekam die Aufgabe die Kapelle im bestehenden Zustand um 4.60 Laufmeter in südlicher Richtung zu verschieben und um einen Meter zu heben. Doch die Maueruntersuchungen ergaben, dass eine Verschiebung unmöglich sei.

Die Kapelle wurde abgerissen und im Jahr 1960 wieder aufgebaut. Obwohl in den alten Schriften nachzulesen ist, dass dies unter «peinlichster Beachtung und Benützung der alten Bauformen und Bauteile geschah», fallen dem Betrachter Bauelemente auf, welche eindeutig aus den 60er-Jahren stammen wie beispielsweise die Holzdecke. Letztes Jahr wurden die Aussenwände des Oltner Heiligtums frisch gestrichen. In einer zweiten Etappe wurde der Innenraumrenoviert sowie die verstaubten Figuren restauriert. Seit dem 20. September ist die Renovation nun fertig.

Neun Heiligtümer

Die eher unscheinbare, kleine Kapelle am Strassenrand verbirgt im Innern viele Heiligtümer, welche die Oltnerin Claire Rast sorgfältig restaurierte. Die Skulpturen sind aus den Barockzeiten. Es wird vermutet, dass alle Figuren aus verschiedenen Oltner Kapellen stammen und in der Ecce-Homo-Kapelle neu arrangiert wurden: Hl. Dominik und hl. Katharina sowie der Schmerzensmann könnten einst ihren Platz in der abgebrochenen Stadtkirche auf dem Ildefonsplatz gehabt haben. Die Kreuzigungsgruppe Maria, Johannes und die Engel haben vielleicht in der ehemaligen Heilig-Kreuz-Kapelle, welche der heutigen Stadtkirche weichen musste, gestanden. Der Korpus vonJesus stammt aus Österreich. Der Betrag von 4’000 Franken ist der Stifterliste zufolge 1960 durch Spenden von Pfarreiangehörigen von St. Marien zusammen gekommen. Der Brückenheilige Hl. Nepomuk soll gerettet worden sein, als die alte Holzbrücke brannte.

Restaurieren: Alt bleibt alt

Claire Rast freute sich sehr, über den Auftrag alle neun Figuren zu restaurieren. Von Mai bis September widmete sie sich den Heiligtümern. Die Skulpturen wurden bereits eingehend beim Wiederaufbau vom Luzerner Georges Eckert restauriert. Die Oltnerin sah bei genauerer Betrachtung genau, was in den verschiedenen Zeiten davor verändert wurde. Damals retuschierten die Restauratoren viel, ergänzten Verlorenes und übermalten Originales. Kurz: Es wurde erneuert. Heute sei das oberste Ziel, die Figuren zu konservieren. Der Betrachter soll nicht sehen, dass die alten Heiligtümer restauriert wurden. Fehlendes Gold wird beispielsweise nicht mit einem anderen Gold übermalt (denn es ist unmöglich, das Original-Gold herzustellen), sondern es wird versucht, die Stellen mithilfe eines unauffälligen Farbtons in den Hintergrund rücken zu lassen. Die Restauration der neun Heiligtümer war sehr aufwendig. Die verschiedenen Malschichten der Figuren lösten sich an unzähligen Stellen ab, bildeten Schollen und drohten verloren zu gehen.

Die Oltnerin konservierte nebst anderem auch nationale Objekte wie beispielsweise die Deckenfreschi und Fassaden der Klosterkirche in Rheinau sowie die Fassade der VillaPatumbah in Zürich. Die nächsten drei Jahre wird die Oltnerin die Fassadenmalereien des Landesmuseums in Zürich bearbeiten. Das genaue und äusserst vorsichtige Arbeiten liegt der ehemaligen Laborantin. «Als mein erlernter Beruf automatisiert wurde, wechselte ich das Berufsfeld», so Rast. Heute sei es für junge Restauratoren fast unmöglich in diesem Beruf Fuss zu fassen, denn es werden zu viele Fachkräfte ausgebildet. Die erfahrene Restauratorin kennt stets den historischen Kontext ihrer Objekte. So erzählt sie, dass einst ein Adeliger, ein Wallier, seinen Ring verlor und deshalb zu Gott ein Gelübde sprach. Als er sein Schmuckstück wieder fand, erbaute er als Dank die Ecce-Homo-Kapelle. «Doch solche oder ähnliche Sagen treffe ich bei vielen Kapellen und Kirchen an», schmunzelt sie.

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