Ein anderes Weihnachten

Weihnachten in einem anderen Kulturkreis Dinesh Jayasuriya erzählt von den Weihnachtsbräuchen in ihrem Heimatland Sri Lanka: Irgendwie gleich und trotzdem anders.

Dinesh Jayasuriya fühlt sich sowohl mit der heimatlichen, als auch mit der Schweizer Weihnacht verbunden. (Bild: mim)
Dinesh Jayasuriya fühlt sich sowohl mit der heimatlichen, als auch mit der Schweizer Weihnacht verbunden. (Bild: mim)

Am 30. November um Mitternacht läuten die Menschen in Sri Lanka die Adventszeit ein und dies, wie Dinesh Jayasuriya betont, mit Knallkörpern, welche einzelne Familienmitglieder zünden. In der Vorweihnachtszeit stellen die Frauen ebenfalls viele Süssigkeiten her und basteln mit den Kindern Geschenke. Das sri-lankische Gebäck unterscheide sich jedoch sehr von den Schweizer «Guetzlis». «Die Süssigkeiten sind noch süsser, meist mit Sirup und/oder Kokosnuss hergestellt und zudem oftmals frittiert», erklärt Jayasuriya und fügt schmunzelnd an: «Eine unserer Weihnachtssüssigkeit schmeckt ähnlich wie ein Fasnachtschüechli.»


Weisse Weihnachten
Dinesh Jayasuriya lebt seit 2001 mit ihrem Mann Sarath in Olten. Sie stammt aus Colombo, der im Südwesten liegenden Hauptstadt des Inselstaates Sri Lanka. Sie ist Katholikin, deshalb sind die Unterschiede zwischen der Weihnachtszeit in der Schweiz und Sri Lanka nicht sehr gross. Trotzdem feine Unterschiede sind sichtbar, wenn auch teilweise nur aufgrund der unterschiedlichen klimatischen Verhältnisse. «Am 25. Dezember herrscht viel Leben auf den Strassen von Sri Lanka», erzählt die zweifache Mutter. «Es spielen Kinder draussen und es herrscht eine fröhliche Stimmung. Aber es liegt auf der Hand, wieso dies in der Schweiz nicht so ist», lacht Jayasuriya herzhaft, «hier ist es viel zu kalt.» Als sie vor zwölf Jahren in die Schweiz kam, wartete sie sehnsüchtig auf den ersten Schnee, welchen sie nur von Bildern aus ihrer Kindheit kannte. 2002 folgte die lang ersehnte, weisse Weihnacht.


Keine Glaubensfrage
Der Heiligabend werde in Sri Lanka kaum gefeiert, da alle mit den Vorbereitungen für das grosse Weihnachtsfest am 25. Dezember beschäftigt sind. Selbstverständlich gehöre aber die Mitternachtsmesse dazu, betont Jayasuriya und erinnert sich an ein rührendes Erlebnis: «Unsere kirchliche Jugendgruppe startete einst eine Aktion für die ärmeren Personen der Stadt und besuchte die Mitternachtsmesse normal gekleidet, damit sich alle in die Kirche trauen.» Am
25. Dezember treffen sich Freunde und die Familie zum Weihnachtsfest. In den nachfolgenden Tagen sei es üblich, dass sich die Familie und Verwandten gegenseitig besuchen. «Das ist ein wichtiges Ritual», erklärt Jayasuriya. Dabei sei der Glaube zweitrangig, denn sie habe, sowohl in Sri Lanka, wie auch in der Schweiz, buddhistische, hinduistische oder muslimische Freunde. «Der Konflikt in meinem Heimatland betrifft eine Bevölkerungsgruppe und ist meist politisch motiviert. Es leben dort viele verschiedene Personen mit unterschiedlichem Glauben Tür an Tür», betont Jayasuriya. Gerade deshalb seien auch die Nachbarn nicht zu vergessen. «Wenn man in Sri Lanka Buddhisten, Hinduisten oder Moslems als Nachbarn hat, die Weihnachten nicht feiern, bringt man ihnen einen Teller Milchreis mit verschiedenen Süssigkeiten, dieser soll Glück bringen und die Freundschaft stärken. Umgekehrt bringen uns die Nachbarn an ihren Festtagen dasselbe.» Apropos Schenken: «In erster Linie werden die Kinder beschenkt, aber sobald die ihre erste Arbeit verrichten und Geld verdienen, ist es üblich, auch die Eltern zu beschenken. «Es geht hauptsächlich darum ein Paket öffnen zu dürfen», lacht Jayasuriya.


Vorweihnachtszeit ohne Samichlaus
In der Vorweihnachtszeit fände auf den Strassen in den grösseren Städten von Sri Lanka ebenfalls eine Art Sternsingen statt, dies zum Teil verbunden mit kleinen Theateraufführungen. Den Samichlaus hingegen kennen die Kinder kaum, aber für die Familie Jayasuriya hat sich die St. Nikolaus-Aussendung seit vier Jahren zum Traditionsanlass entwickelt. «Meine beiden Mädchen sind hier geboren, lieben den «Samichlaus» und singen im Kinder- und Jugendchor mit.» Auch der Weihnachtsbaum und die Krippe sind in Sri Lanka üblich. «Früher hat man jedoch keine Tannen verwendet, sondern Bäume aus der Region. Inzwischen werden die Tannen, welche im etwas höher liegenden Landesinneren wachsen, im ganzen Land verkauft», berichtet Jayasuriya von den Veränderungen im Heimatland. Das Basteln mit den Kindern hat Jayasuriya auch in der Schweiz beibehalten. «Mir ist es wichtig, dass meine Kinder die Geschenke selbst basteln.» Und der diesjährige Weihnachtsabend? «Gemäss dem sri-lankischen Brauch feiern wir den 25. Dezember mit Freunden. Dieses Jahr haben wir buddhistische Kollegen zu uns eingeladen. Die Kochvorbereitungen für das Weihnachtsessen sind stressig, insbesondere weil ich nicht auf die Hilfe von meiner Mutter oder Schwester zählen kann», erzählt Jayasuriya. An Weihnachten skype sie jeweils mit ihrer Familie in Sri Lanka. Trotzdem, der Wunsch bleibe, eines Tages gemeinsam mit der gesamten Familie Weihnachten feiern zu können.

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