Ein Abschied, der gar kein richtiger ist

Uhrmacherei Lauper Zuerst neun Jahre in Olten, zuletzt drei Jahre in Hägendorf – und nun ist (fast) Schluss. Das Ehepaar Lauper schliesst seine Uhrmacherei im Spätherbst. Ab sofort werden bereits die Öffnungszeiten reduziert.

Simon und Barbara Lauper planen ihre Zukunft ohne die eigene Uhrmacherei. (Bild: Achim Günter)
Simon und Barbara Lauper planen ihre Zukunft ohne die eigene Uhrmacherei. (Bild: Achim Günter)

Der Entscheid ist alles andere als ein Schnellschuss. Schon beim Umzug der Uhrmacherei vom alten Standort an der Ziegelfeldstrasse in Olten ins Zentrum von Hägendorf hätten sie sich entsprechende Gedanken gemacht, verrät Barbara Lauper. Über den vergangenen Jahreswechsel fällten sie und ihr Mann Simon schliesslich den Entscheid, ihre Uhrmacherei aufzugeben. Spätestens Ende November wird der Laden geräumt sein, dann endet der Mietvertrag der Räumlichkeiten. Simon Lauper aber sagt: «Ich rechne damit, dass wir schon Ende Oktober schliessen werden.»

Der Ausverkauf dürfte schon weit eher einsetzen. Ab dem heutigen 15. Juni gelten zudem stark reduzierte Öffnungszeiten. In den letzten Monaten bleiben die Türen des Geschäfts am Donnerstag und Freitag geschlossen. Offen ist der Laden noch am Dienstag und Mittwoch sowie am Samstag. «Für die Kunden wäre es am besten», erklärt der 44-jährige Uhrmacher, «wenn sie jeweils kurz auf der Website nachschauen würden, wie in dieser Woche die Öffnungszeiten sind.»

Und wieso erfolgt die Schliessung? Barbara Lauper sagt: «Uns fehlt die Zeit. Wir planen unsere Zukunft ein wenig anders.» Die gebürtige Tessinerin aus Biasca nimmt per Mitte Juni eine neue Tätigkeit auf, etwas, was ihr schon längere Zeit vorschwebte. Anders als ihr Mann hat die 46-Jährige das Uhrmacherhandwerk nicht gelernt, sie kommt aus der Administration. Simon Lauper hätte also entweder sein Pensum im Laden auf 100 Prozent erhöhen oder aber jemanden anstellen müssen. Beides wollte er nicht. Die Arbeit als Ausbildner junger Uhrmacherinnen und Uhrmacher in Biel – ausschliesslich französischsprachig – liegt ihm zu sehr am Herzen. So stockt er nun stattdessen sein dortiges Pensum auf.

Arbeit gäbe es genug

Nur die Arbeit im eigenen Laden, ist er sich sicher, das wäre ihm «zu einseitig». Wegen fehlender Aufträge jedenfalls schliesst das Geschäft nicht. «Arbeit hätte ich genug», sagt Simon Lauper. Ein anderes Thema ist die Wirtschaftlichkeit der Arbeit. Als gelernter Uhrmacher könne er fast alles reparieren. «Der Berufsstolz lässt es dann manchmal nicht zu, bei einem Auftrag auch mal Nein zu sagen.» Aber genau das müsste er, weil sich Aufwand und Ertrag oftmals in einem Missverhältnis gegenüberstehen.

Da die beiden Kinder Jarno und Kyra – beide im Teenageralter – kein Interesse an einem späteren Einstieg ins elterliche Geschäft bekundet haben, fiel auch die Option «familieninterne Lösung» weg. Und ein externer Interessent an der Uhrmacherei liess sich bisher ebenfalls nicht finden. So wird der Laden nun eben schrittweise geschlossen. Wobei: Für die treue Stammkundschaft wird künftig ein Hintertürchen offenbleiben. «Der Optiker im Dorf, Küpper Optik, hat sich bereit erklärt, den Batteriewechsel anzunehmen», sagt Simon Lauper. Konkret wird das Optikergeschäft reparaturbedürftige Uhren entgegennehmen, und das Ehepaar Lauper wird diese dann zuhause zu neuem Leben erwecken. Barbara Lauper bringt es auf folgende Kurzformel: «Der Laden existiert nicht mehr, die Uhrmacherei Lauper geht weiter.»

Überhaupt ist den Beiden wichtig, dass ihre Kundschaft auch künftig bestens versorgt ist. Bereits jetzt verteilen sie teilweise sogar Flyer von anderen Anbietern. «Wir lassen die Leute nicht einfach im Regen stehen», meint Barbara Lauper. «Wir versuchen für jeden Fall eine gute Lösung zu finden.» Denkbar ist auch, dass es kurz vor Schluss, etwa im Oktober, noch einen Flohmarkt im Geschäft geben wird.

Wehmut schwingt mit

Barbara und Simon Lauper haben sich nach der Jahrtausendwende bei der Arbeit in einer renommierten Uhrenmanufaktur im Vallée de Joux kennengelernt. 2010 zogen sie – inzwischen verheiratet und Eltern zweier Kinder – nach Hägendorf um, wo er aufgewachsen war. Im Sommer 2011 übernahmen sie in Olten das Uhrenatelier Menzi, das dann 2013 in Uhrmacherei Lauper umbenannt wurde.

Nach einem Dutzend Jahren im selben Betrieb stellt sich mit Blick aufs näher rückende Ende bestimmt auch Wehmut ein. «Inzwischen geht es besser», macht Simon Lauper aus seinem Herzen keine Mördergrube. «Die Entscheidung war nicht einfach.» Aber eben: Der Schliessungsentscheid ist kein Schnellschuss, sondern wohlüberlegt. Und noch bleiben ja ein paar wenige Monate mit den liebgewonnenen Kundinnen und Kunden.

www.uhrmacherei-lauper.ch

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