Durch Schicksalsschlag auf die Katze gekommen

Katzen Katzenbetreuungsdienste liefen über die Feiertage auf Hochtouren. Katzenbetreuerin Tamara Jeker aus Lostorf erzählt, wie sie zu ihrer Berufung gefunden hat und worauf beim Umgang mit Stubentigern zu achten ist.

Tamara Jeker versteht es, ihren Kater Luke für ein Fotoshooting zu gewinnen. (Bild: Caspar Reimer)

Katzen sind die beliebtesten Haustiere der Schweiz. 1,8 Millionen Büsis leben nach einer Zählung aus dem Jahr 2022 im Land. Der britische Philosoph und Katzenliebhaber John Gray erklärte in einem Interview mit der NZZ aus dem Jahr 2022, was die Faszination für Katzen seinen Einsichten nach ausmacht: «Ich liebe Katzen, wie viele Menschen. Und ich glaube, dass diese Liebe damit zu tun hat, dass Katzen vollkommen anders sind als wir. Die Katzen sind uns so fremd geblieben, dass wir sie als komplettes Gegenstück zu uns wahrnehmen – und genau das macht sie so anziehend. Als Wesen leben sie in einem völlig anderen Grundzustand als wir.»

Die Liebe der Menschen für ihre Stubentiger kennt keine Grenzen: Ist eine Katze entlaufen, finden sich auf Facebook und anderen Socialmedia-Kanälen aufwendig inszenierte Suchmeldungen und in den Kommentarspalten herzzerreissende Beileidsbekundungen. Dabei ist es Ehrensache, dass man seinen Liebsten nicht einfach sich selbst überlässt. «Über Weihnachten und Neujahr hatte ich alle Hände voll zu tun. Ich war komplett ausgebucht», erzählt die Lostorferin Tamara Jeker, die in der Region Olten einen Katzenbetreuungsdienst anbietet. Wer einige Tage oder auch längere Zeit verreist, kann ihren «Büsi Blitz» in Anspruch nehmen. Dabei geht es nicht nur um Fütterung, Reinigung des Katzenklos, Fellpflege oder medizinische Versorgung: «Meine Kundinnen und Kunden schätzen es, dass ich Zeit mit ihren Katzen verbringe, mit ihnen spiele oder sie streichle. Immer vorausgesetzt, dass die Katze das auch will», sagt Jeker lächelnd, die um den Eigensinn der Katzen weiss.

Eine Herzenssache

Tamara Jeker war im Jahr 2014 an einer schweren Lungenentzündung erkrankt. Diese kam plötzlich und bedrohlich: «Ich wäre fast gestorben», sagt die 47-Jährige. Dieser Schicksalsschlag hat bei ihr die Gewissheit ans Licht gebracht, dass das Leben zu kurz ist, um nicht dahin zu gehen, wohin das Herz einen trägt: «Ich habe mich entschieden, meine Zeit den Tieren zu schenken.» Tiere sind für Tamara Jeker seit Kindesbeinen ein steter Begleiter: «Mir fehlt etwas, wenn kein Tier in der Nähe ist.»

Für sie, die eine kaufmännische Ausbildung absolviert und auch in diesem Bereich gearbeitet hat, ist es nicht möglich, in einem Tierheim oder in einem Tierhotel eine Anstellung zu finden: «Dort wird eine Ausbildung als Tierpflegerin verlangt.» So ist sie auf die Idee gekommen, sich als Katzenbetreuuerin selbstständig zu machen. «Der Bedarf ist gross. Auch ausserhalb der Ferienzeit habe ich jede Woche Katzen zu betreuen.» Noch arbeitet sie in ihrem ursprünglichen Beruf, einem Bürojob im Bereich Einkauf, im Teilzeitpensum. «Mein Ziel ist es aber, die Katzenbetreuung so weit auszubauen, dass ich davon leben kann. Dafür schlägt mein Herz.»

Die Katze entscheidet

Katzen gelten als eigenwillig – sie biedern sich nicht an, ja entziehen sich dem Menschen auch. Wie es ihr gelänge, das Vertrauen der Katzen zu gewinnen? «Ich habe von Natur aus einen guten Draht zu Tieren und insbesondere zu Katzen», erzählt sie. Bisher sei es ihr bei jeder Betreuung gelungen, körperlichen Kontakt herzustellen, das Büsi zu streicheln: «Das funktionierte auch bei Katzen, die vom Besitzer als sehr scheu beschrieben wurden. Natürlich ist bei mir die Freude in so einem Fall umso grösser.» Es gäbe Katzen, die sie gleich bei der ersten Begegnung spüre. Dort sei die Kontaktaufnahme relativ einfach. Vor der Betreuung hält Jeker mit ihren Kundinnen und Kunden ein Erstgespräch. Dabei sehe sie auch gleich, wie die Katze auf sie reagiere. «Wichtig ist mir, dass eine Katze so sein darf, wie sie ist. Sie entscheidet.» Dabei sei Geduld ein wichtiges Gebot, jedoch: «Zeit in eine Katze zu investieren, ist nie verschwendete Zeit.»

Für John Gray können Menschen so einiges von Katzen lernen: «Das reine Gefühl, am Leben zu sein, das Leben zu erfahren, es zu spüren, sorgt bei ihnen für Behagen. Für uns kann Glück zwar nicht allein in diesem Gefühl bestehen. Aber mehr katzenartiges Glück könnte uns insgesamt nur guttun.»

Die schwarze Katze

Nicht immer war das Verhältnis zwischen Katzen und Menschen so harmonisch wie heutzutage. Während den Hexenverfolgungen in der frühen Neuzeit wurden Katzen als Begleiter der Hexen und Hilfsgeister des Teufels gesehen. Man glaubte, dass der Hausgeist einer Hexe mit Vorliebe im Leib einer Katze wohne – diese schlüpfe dann in die Ställe, um das Vieh zu verderben. Warum es ausgerechnet die Katze so hart getroffen hat, kann man nur vermuten. Vielleicht, weil die christlichen Patriarchen die seit Urzeiten bestehende innige Beziehung zwischen Frauen und Katzen fürchteten. Zwar sind diese Zeiten vorbei, doch der Aberglaube, es bringe Unglück, wenn eine schwarze Katze die Strasse von links überquert, geht auf diese Epoche zurück.

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