«Die Welt braucht wieder Happy Ends»

Autorin Die Starrkircher Autorin Murielle Kälin erzählt von ihrem neusten Buch, von ihrer untypischen Schreibkarriere und ihren Theaterplänen.

Hinter «Prinzessin» Murielle steht ein eingespieltes Team: ihre Mutter testete die Kuchenrezepte im Buch und ihr Bruder Alexis gestaltete den Umschlag der Bücher. Yves Manser)
Hinter «Prinzessin» Murielle steht ein eingespieltes Team: ihre Mutter testete die Kuchenrezepte im Buch und ihr Bruder Alexis gestaltete den Umschlag der Bücher. Yves Manser)

Sie hätte sich in hundert Jahren nie vorstellen können, einen Liebesroman zu schreiben, erzählt Murielle Kälin lachend. Aber genau das hat die 36-Jährige in ihrem neusten Roman «Einst waren wir Königskinder» getan. Der Roman wechselt zwischen der Gegenwart und einer märchenähnlichen Fantasiewelt. Diese Welten werden durch die lockere, jugendliche oder andererseits förmliche, altertümliche Sprache untermalt. «Ich liebe Märchen, denn ich habe durch diese meinen Zugang zur Sprache gefunden. Jedoch selbst ein Märchen zu schreiben, kam für mich lange Zeit nicht in Frage. Märchen, so dachte ich, sind ein abgedroschenes Thema», erzählt Kälin.

Märchen haben Türe geöffnet

 

Murielle Kälin hatte nicht immer einen guten Zugang zur Sprache. «Mein Bruder und ich hatten als Kleinkinder einen schweren Sprachfehler und haben gestottert», erzählt die Jungautorin. Deshalb besuchten die Kinder den Sprachlernkindergarten in Olten. «Ich wurde von einem Sprachtherapeuten aufgefordert, mein Lieblingsmärchen zu erzählen. Ohne ein einziges Mal zu stottern oder zu unterbrechen erzählte ich ihm die Geschichte von Hänsel und Gretel», diesen Moment beschreibt Kälin als Schlüsselerlebnis. Sie habe sich sehr auf die Schule gefreut, um das Lesen und Schreiben zu lernen. An Vorstellungskraft und Fantasie habe es bei den Aufsätzen auch nie gemangelt, aber der Kampf mit der Sprache blieb. «Ich war Legasthenikerin, nur wurde diesem Umstand während meiner Schulzeit kaum Beachtung geschenkt.» Nach der Schule absolvierte die junge Frau ein Austauschjahr in Amerika und entdeckte beim Sehen und Hören der Fremdsprache, den Zugang zur deutschen Sprache.

Höllentrip in Zürich

 

Murielle Kälin absolvierte die kaufmännische Ausbildung und besuchte später einen dreijährigen Lehrgang für literarisches Schreiben in Zürich. «Ich fühlte mich als Jüngste unter all den Städtern nicht wohl. Trotzdem hielt ich durch und schrieb meine Kindergeschichten und Märchen, für welche ich belächelt wurde», erinnert sich Kälin zurück und fügt an: «Nun weiss ich, auch wenn diese Zeit schwierig war, das experimentelle Schreiben hat mir geholfen und mich veranlasst mein erstes Kinderbuch, nur für mich, zu schreiben.» Geprägt durch eine schwierige Kindheit mit ständigen Rückschlägen, stapfte Murielle Kälin unbeirrt nach vorne und absolvierte danach beim Schwager Theater eine Theaterausbildung. Seither steht Kälin ein Mal pro Jahr als Laiendarstellerin auf der Bühne. Durch das Theaterspielen und das Erzählen einer Geschichte, verspürte Kälin wieder den Wunsch, ihre eigenen Geschichten aufzuschreiben. So schrieb sie innerhalb von zehn Tagen ihr erstes Buch «Schmetterlinge töten». «Ich trage eine Idee jeweils lange mit mir herum, deshalb verläuft der eigentliche Schreibprozess exzessiv und kurz. Dieser Prozess grenzt an körperlichem Schmerz.» Aus Publikationsschwierigkeiten gründete Murielle Kälin 2011 kurzerhand ihren eigenen «tausendStrassen Verlag».

Märchen für Erwachsene

 

Nach ihrem eher düsteren Erstling, publizierte Kälin im letzten Jahr ihren zweiten Roman, das Märchen «Wir waren Königskinder». «Meine Romane sind halb Fiktion und halb biografisch», nickt sie, die ihre Erlebnisse oftmals in ihren Büchern verarbeitet. «Der Märchenteil kommt schwer nach mir», lächelt die Autorin und angesprochen auf die Prinzessin, welche sie stilecht an der letzten Oltner Buchmesse verkörperte und damit viel Aufmerksamkeit erlangte: «Die Prinzessin in mir durfte sich lange Zeit nicht zeigen, deshalb pflege ich sie heute wieder mehr - ich denke, man sollte sich selbst nur das Beste vom Besten gönnen.» Eine Freundin hat somit treffend die mutige Jungautorin beschrieben: «Umfallen, aufstehen, Krone richten und weitergehen.» Und wie geht es weiter? «Theater zu spielen und Geschichten zu erzählen sind für mich einerlei. Wenn ich beim Schreiben feststecke, spiele ich die Szene und löse die Blockade.» Eventuell noch in diesem Jahr möchte Kälin ihr erstes Theaterstück präsentieren und nächstes Jahr das dritte Buch veröffentlichen. «Es wäre toll, mal von meiner kreativen Arbeit leben zu können.» Prinzessinnen können fast alles.

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