«Die Geschichte in der Geschichte fasziniert mich»

Kürzlich ist das neue Buch «Besessen» von der Oltnerin Madeleine Schüpfer im AkademiaVerlag erschienen. Die Kulturjournalistin und Schriftstellerin erzählt über ihr neues Werk, ihr Leben und über ihre Liebe zur Kunst.

Madeleine Schüpfer in ihrem Haus vor einem Werk von Ruth Kissling, eine ihrer liebsten Künstlerinnen. mim)
Madeleine Schüpfer in ihrem Haus vor einem Werk von Ruth Kissling, eine ihrer liebsten Künstlerinnen. mim)

Madeleine Schüpfer hat ein Buch über Kunst geschrieben. «Ich verbringe viel Zeit mit Menschen, welche künstlerisch tätig sind und habe durch die vielen Gespräche gelernt, ein Bild aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten», erzählt die 73-jährige Kulturjournalistin, welche seit 30 Jahren die bildende Kunst begleitet. Die Schriftstellerin legt ausserdem Wert darauf, die Werke zu sehen, bevor sie einen Text darüber verfasst und sucht das Gespräch mit den Künstlern. «Auch ein Künstler entwickelt und verändert sich, weshalb es wichtig ist, dass ich ihn über längere Zeit erlebe», betont Madeleine Schüpfer, welche in ihrem Haus eine beeindruckende Sammlung an Bildern von den verschiedensten Künstlern hängen hat. Madeleine Schüpfer’s Buch handelt aber nicht nur von der Kunst, sondern auch wie der Titel sagt, von der Besessenheit. «Mich regte das den Buchdeckel verzierende Bild an, die Besessenheit zu thematisieren. Ausserdem wollte ich eine Frauenfigur darstellen, die von ihrer Kunst und Arbeit ebenso eingenommen ist, wie dies meist nur bei Männern der Fall ist», erzählt die Schriftstellerin.

Die Welt zwischen Realität und Irrationalität

Die in Olten geborene Madeleine Schüpfer studierte Kulturjournalismus, Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte in Zürich und heiratete bald nach Beendigung des Studiums. Mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern wohnte sie einige Jahre in der Innerschweiz, bis ihr Mann bei einem Arbeitsunfall tödlich verunglückte. Die erst 31-jährige Witwe kehrte mit ihren Kindern zurück nach Olten und wohnte im Haus gleich neben ihren Eltern. «Für meine Kinder und mich war die Hilfe meiner Eltern eine Bereicherung und half über eine schwere Zeit hinweg», erzählt Madeleine Schüpfer und fügt an: «Früher hatte die Familie eine andere Bedeutung und in manchen Ländern wird der Familienzusammenhalt noch heute stärker gepflegt als bei uns in der Schweiz.» Durch die Emanzipierung habe sich die Familienstruktur verändert. Zwar begrüsse Sie das erreichte in der Emanzipierung, speziell im Bildungsbereich, aber die neue Rollenverteilung sei noch nicht gelöst, so die Schriftstellerin. «Heute sollte die Erledigung des Haushalts und die Versorgung der Kinder als Beruf betrachtet werden. Aber noch immer fühlen sich manche Frauen minderwertig, da sie «nur» zu Hause tätig sind. Dieses schlechte Gefühl wird oftmals vom gleichen Geschlecht suggeriert. Zudem nimmt die Wirtschaft zu wenig Rücksicht in der Thematik Arbeit und Familie», ist Madeleine Schüpfer überzeugt.

 

«Solange du die Neugierde behältst, wirst du nicht alt»

Neugierig ist die 73-Jährige allemal, so ist sie auch stets fasziniert von den jungen Künstlern: «Junge Menschen, die bereit sind, so viel in die Kunst zu investieren und noch Fantasien haben, faszinieren mich.» Madeleine Schüpfer unterrichtete während26 Jahren Deutsch an der Kaufmännischen Berufsschule. «Die Arbeit mit den jungen Menschen habe ich stets sehr geschätzt und zudem war nur dieser geregelte Arbeitseinsatz neben meinen Kindern möglich», erzählt die Kulturjournalistin.

 

Früher individueller und persönlicher

Olten sei früher individueller und persönlicher gewesen. «Ich denke damals haben die mittelständischen Gewerbetreibenden die Altstadt belebt. Heute hat sich durch die Entwicklung vieles verändert, weshalb auch der persönliche Kontakt etwas verloren ging», bedauert die Schriftstellerin und fügt an: «Olten ist eine liebenswerte Stadt mit guter Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel und wunderschöne Naherholungsgebiete.» Madeleine Schüpfer war während acht Jahren als Stadträtin der Stadt Olten tätig. «Durch das Kleinstädtische ist in Olten besonders im Kunstbereich Vieles möglich, so konnten wir erfolgreich «Tanz in Olten» oder die «Kabarett-Tage» lancieren», erzählt Madeleine Schüpfer, die auch das Theater liebt. «Ich hätte wahrscheinlich eine tolle Begabung als Schauspielerin gehabt, aber zu meiner Zeit war dies ein brotloser Beruf», so Schüpfer. Und welche Projekte verfolgt die Schriftstellerin, welche als Laster ihre Ungeduld nennt, im Moment? «Ich arbeite an einem neuen Roman mit politischem Touch.» Und wohin zieht es sie privat? «Ich habe eine grosse Sehnsucht nach dem Osten, nach Russland. Die Weite fasziniert mich an diesem Land», erzählt Madeleine Schüpfer und schwelgt in Erinnerungen an ihre letzte St. Petersburg-Reise.

 

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