Die Fesseln der Zeit und die Vergänglichkeit

Vreny Brand-Peier Im November wird der Künstlerin der Preis für Malerei des Kanton Solothurn überreicht. Zudem werden in den kommenden Wochen einige ihrer Bilder in Ausstellungen zu sehen sein. Ein Gespräch über ihre künstlerische Tätigkeit, die Zeit und die Vergänglichkeit.

«Ich habe mich gefragt, wieso die Zeit keine Pause macht, denn der Mensch benötigt sie», so Vreny Brand-Peier. (Bild: mim)
«Ich habe mich gefragt, wieso die Zeit keine Pause macht, denn der Mensch benötigt sie», so Vreny Brand-Peier. (Bild: mim)

Im Atelier im Odo-Gebäude an der Solothurnerstrasse 140 hängen verschiedene Uhren, doch keine zeigt die korrekte Zeit. Seit jungen Jahren beschäftigt sich Vreny Brand-Peier mit der Zeit und der Vergänglichkeit. «Oft ist es schwierig, Momente bewusst wahrzunehmen, das bedauere ich», so die Künstlerin. Deshalb sind auch in vielen ihrer Werke Uhren und Bücher zu sehen. Symbole, die die Zeit überdauern.

Studienjahre

Die Künstlerin, die in Olten aufgewachsen ist, hat sich bereits in Kindertagen dem Zeichnen und Malen gewidmet. «Ich hatte einen Onkel in Basel, bei dem ich manchmal die Ferien verbrachte. Er hat selbst gut gezeichnet, mich auch mal ins Museum mitgenommen und mich gefördert», erinnert sich Brand. Bereits mit 20 Jahren widmete sie sich in ihren Werken den Themen Zeit, Leben und Vergänglichkeit. «Durch verschiedene und schwierige Erlebnisse geprägt, begann sie mehr und mehr in ihre eigene Welt einzutauchen. 1962 erwarb sie das Lehrerpatent, arbeitete dann für kurze Zeit als Primarlehrerin und absolvierte darauf eine Weiterbildung im Bereich «Zeichnen und Kunstgeschichte» in Basel, Florenz und Padua. «Während meiner Ausbildungszeit hatte ich die Möglichkeit, mich in vielen Bereichen des Zeichnens zu üben, doch trotzdem zog es mich immer wieder in meine Welt zurück.» Fünf Jahre arbeitete sie als Zeichnungslehrerin an der Kantonsschule Olten. «Meine Lehrtätigkeit war mir Freude und Brotberuf zugleich, doch es war anstrengend daneben noch künstlerisch zu wirken. Als ich 1975 mein zweites Kind bekommen habe, wollte ich meine Zeit vermehrt dem Muttersein widmen und entschied mich deshalb für die freischaffende Tätigkeit», erzählt Brand. Seither hat die Künstlerin an vielen Einzel-, Doppel- und Gruppenausstellungen mitgewirkt. Ausserdem arbeitete sie bei den unterschiedlichsten Publikationen mit. Und obwohl Vreny Brand 1987 unter anderen den Werkpreis des Kantons Solothurn und 1995 den Kunstpreis der Stadt Olten erhielt, ist die Künstlerin bescheiden und zurückhaltend geblieben: «Es hat mich sehr überrascht und ausserordentlich gefreut, als ich erfuhr, dass ich den diesjährigen Preis für Malerei des Kantons erhalte», strahlt die feinfühlige Künstlerin.

Malen mit Pigmenten

Nicht nur thematisch ist ein roter Faden in Brands Werken sichtbar, auch die warmen Pastellfarben zeichnen ihren Stil aus. «In den ersten Jahren habe ich vor allem gezeichnet und mich danach in der Acrylmalerei versucht. Mit diesem mastigen Farbenbrei kam ich jedoch schlecht zurecht. Als ich einen Auftrag für ein Transparent in der Altstadt von Winterthur erhielt, musste ich eine Farbe finden, die lichtecht und wasserfest ist», erzählt Brand. Ein Freskenmaler erlaubte ihr, in seinem Atelier mit seinen Pigmentfarben zu arbeiten. Ich werde diesen Tag nie vergessen, die Farben waren mir so vertraut, als wäre ich mit ihnen aufgewachsen», erzählt Brand noch heute begeistert.

Der Totentanz

1995 nachdem Brands Vater gestorben ist, malte sie ihren ersten Totentanz. «Als ich den Kasten meines Vaters ausräumte mit all seinen Kleidern, hat mich dies so berührt, dass ich versuchte, die Situation in einem Werk zu verarbeiten. Im Bild «Totentanz» schwingen Kleider um eine Sense und am Schluss bleiben nur noch die leeren Kleiderbügel», erklärt Brand. Schicksalsschläge gab es während ihres Lebens einige. Mit nicht ganz 24 Jahren überlebte ihre jüngste Tochter einen schlimmen Autounfall. «Das war keine einfache Zeit. Zudem starben mir lieb gewonnene Menschen, was mich sehr beschäftigte. Selbstverständlich weiss ich, dass man sagt, man solle den Moment geniessen, doch wann ist der?», fragt Brand. Beim Malen erscheine ihr die Vergänglichkeit jedoch nicht so gegenwärtig und man müsse auch zufrieden sein mit den vielen Möglichkeiten, die einem hierzulande gegeben seien. Es ist zu hoffen, dass Vreny Brand noch lange gegen die Vergänglichkeit anmalt und noch mehr dieser bewegenden Kunstwerke fertigt.

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