«Der Slam war meine Einstiegsdroge»

Slam-Poet Kilian Ziegler hat sich für den zweiten Slam der Poetry Slam Trilogie am 18. Januar im Kulturzentrum Schützi Olten gut positioniert. Er erzählt, wieso sich neben dem Slam im Moment alles um Apéros dreht.

Slam-Poet Kilian Ziegler ist gespannt auf die Reaktionen des Publikums zu seinem neuen Programm. mim)
Slam-Poet Kilian Ziegler ist gespannt auf die Reaktionen des Publikums zu seinem neuen Programm. mim)

Im Dezember reihte sich für Kilian Ziegler Auftritt an Auftritt. Nun im Januar kann es der27-jährige Slam-Poet etwas ruhiger angehen, oder doch nicht? Am Freitag, 18. Januar findet bereits der zweite Slam der 7. Poetry-Slam-Trilogie im Kulturzentrum Schützi in Olten statt. Beim ersten Slam im November überzeugte «Kili», wie er von Freunden genannt wird, und bekam als Sieger vom Publikum vier Punkte. So verschaffte er sich eine gute Positionierung neben nationalen und internationalen Slam-Poeten und «alten Hasen» wie dem Zürcher Simon Chen.

Erstes abendfüllendes Programm

 

Seit einiger Zeit arbeitet Kilian Ziegler an seinem ersten abendfüllenden Programm mit dem Titel «The Phantom of the Apéro». In Zusammenarbeit mit dem Pianisten Samuel Blatter ist ein kabarettistisches, musikalisches Slam-Programm entstanden. Einen Vorgeschmack erhalten Interessierte am 25. Januar im OX. Kultur im Ochsen in Zofingen bei einer Try-Out-Show. «Ein Datum für die Premiere des Programms steht noch nicht fest. Die Try-Out-Show dient dazu, das Programm am Publikum zu testen. Ich bin gespannt, wie die Reaktionen ausfallen werden und auch etwas nervös», so Ziegler und scheint am liebsten sofort loslegen zu wollen. Er habe für das Programm seine Lieblingstexte ausgewählt und mit der Thematik «Apéro» einen roten Faden durch die 90 Minuten geschaffen. «In der Schweiz herrsche ein Apéro-Boom, erklärt er. In der Oberflächlichkeit von Apéros sieht Ziegler Vor- und Nachteile: «Niemand muss auffallen, wenn er es nicht möchte. Mir als Künstler bietet ein Apéro den Vorteil, dass ich mit vielen verschiedenen Menschen in Kontakt treten kann.»

Die Bühne als Ventil

 

2008 löste die deutschsprachige Meisterschaft in Zürich einen Popularitätsschub im Bereich Poetry-Slam aus. Ziegler meldete sich ohne jegliche Vorkenntnisse im Texten für einen Slam an. «Ich habe immer gerne gelesen und im stillen Kämmerlein als Jugendlicher Rap-Musik gespielt, aber hatte bis dahin keine Affinität zum Texte schreiben. Dieser Weg ist eher unüblich», grinst Ziegler, «normalerweise schreibt jemand gerne Texte oder Gedichte und will diese später einem Publikum präsentieren. Der Slam war meine Einstiegsdroge in die Literatur.» Seit Ziegler auf der Bühne steht, ist er privat ruhiger geworden: «Sehr zur Erleichterung meiner Kollegen, welche früher oft meine Sprüche anhören mussten», so der Slam-Poet augenzwinkernd. «Ich habe nicht das Gefühl jedem meine Meinung aufdrängen, und privat eine Vorstellung zum Besten geben zu müssen», so Ziegler, der sich privat eher als scheu und zurückhaltend beschreibt. Von der Zurückhaltung im privaten Bereich ist auf der Bühne keine Spur mehr zu erkennen. «Die Bühne ist für mich eine andere Welt und eine Art Ventil. Ich geniesse die Aufmerksamkeit», betont der Künstler, der in diesem Monat sein fünfjähriges Bühnenjubiläum feiert. Nach vier Jahren Bühne gehört Kilian Ziegler zu den bekanntesten Slam-Poeten der Schweiz.

«Slamily»

 

Die «Slam-Gemeinde» ist überschaubar und familiär, so bezeichnen sich die Slam-Poeten als «Slamily», was die tiefe Verbundenheit untereinander aufzeigt. «An einem Slam kann jeder teilnehmen und so treten «alte Hasen» gegen Neulinge an», erklärt Ziegler. «An meinem ersten Slam wurde ich von Vorbildern, wie beispielsweise Renato Kaiser ermutigt — dies ist toll und üblich in der Szene.» Inzwischen hat Ziegler weit über 500 Auftritte absolviert und ist noch immer mit ganzem Herzen dabei. Zwar nimmt er nicht mehr an jedem Slam teil und kann sich seine Auftritte aussuchen, doch trotzdem hat für ihn Slam-Poetry nichts an Faszination verloren. Neben den Slams tritt Ziegler an privaten und geschäftlichen Anlässen auf und versucht Jugendlichen an Schulen und in Workshops den Poetry-Slam und die Möglichkeiten der Sprache näher zu bringen. «Ich versuche mit den Workshops die Szene in der Entwicklung mitzuprägen.» Daneben veranstaltet Ziegler in Olten und Basel Lesebühnen für Slam-Poeten. Obwohl er von seinen Auftritten leben kann, hat er sich vorgenommen dieses Jahr sein Soziologie-Studium an der Universität Zürich abzuschliessen — und mehr Sport zu treiben. Wahrscheinlich wird es «lediglich» beim Wort-Sport bleiben, aber dafür wird ihm seine Fan-Gemeinde dankbar sein.

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