Der Oltner Goldfisch

Wasserspringen Der zehnjährige Noah Ludin hat über 35 Medaillen gewonnen.

Vom Kinderzimmer aufs Podest: Noah Ludin gewann letzten Samstag zum zweiten Mal den Clubmeister-Pokal. jpi)
Vom Kinderzimmer aufs Podest: Noah Ludin gewann letzten Samstag zum zweiten Mal den Clubmeister-Pokal. jpi)

Stolz präsentiert Noah Ludin seine Medaillensammlung im Kinderzimmer. An der blau gestrichenen Wand glitzern über 35 Medaillen, die Hälfte davon glänzt goldig. Erst kürzlich hängte Noah drei weitere dazu: Der 10-jährige Oltner gewann am 20./21. Juli auf dem 1-Meter-Brett Gold, auf dem 3-Meter-Brett Silber und im Turmspringen (5-Meter) Bronze und dies, obwohl er in der Kategorie mit den nächst Älteren antrat. Zurzeit übt das junge Sporttalent ab dem 3-Meter-Brett den Sprung 2½ Salto vorwärts und vom Turm aus dem Handstand 1½ Salto vorwärts. Unschlagbar ist Noah auch in den Rückwärts-Sprüngen. Ob er nicht Angst habe, solch akrobatische Sprünge in dieser Höhe auszuführen? «Ja, bei neuen Sprüngen habe ich Angst», sagt Noah. Sein Rezept: «Einfach springen!»

Übung macht den Meister

 

Im Training werden die neuen Sprünge geübt. Noah springt für den Schwimmclub Aarefisch in Aarau, denn in Olten gibt es keinen Verein. Er trainiert zehn Stunden die Woche. Zum Trainingsplan gehören Trockenübungen auf dem Trampolin, Bodenturnen, Kraft- und Sprungtraining. Noah besucht auch gerne Trainingslager: In den Herbstferien wird er zum zweiten Mal für eine Woche alleine nach Halle (DE) ins Bundesleistungscenter reisen. Dort gibt es Sprunggruben mit Longen, die ein gezieltes Training ermöglichen. Mit acht Jahren war er in Ägypten, ebenfalls in einem Trainingslager. Damals begleitete ihn aber sein «Mami» noch. «Mit acht Jahren war er mir zu jung, um alleine unterwegs zu sein», erinnert sich Patrizia Ludin. Doch Noah sei für sein Alter erstaunlich selbstständig.

Jung, aber grosse Klasse

 

Auch Schwimmen lernte Noah ungewöhnlich früh. Er konnte vor seinem fünftem Lebensjahr schwimmen, sagt seine Mutter. Mit sechs Jahren hatte Noah bereits alle Schwimmabzeichen bestanden. Danach hatte er Lust auf etwas Neues und absolvierte den Kinder-Wasserpringkurs. Sein heutiger Trainer, Michael Bart, fragte ihn, ob er in die Leistungsgruppe wechseln möchte. Seither springt Noah an nationalen und internationalen Wettkämpfen.

Sein höchster Sprung war von einem 14 Meter hohen Felsen in Ponte Brolla bei Locarno. Die Mutter verdreht die Augen: «Zum Glück habe ich vorher nicht gewusst, dass er im Trainingslager Klippenspringen wird. Das hätte ich nicht erlaubt». Doch gefährlich sei der Sport nicht. Seine Trainer sind professionell und kennen mögliche Gefahren.

Noah ist auf steilem Erfolgskurs

 

Selten komme es vor, dass Noah auf dem Rücken im Wasser lande. «Das tut weh, dann beisse ich auf die Zähne und springe nach einer Pause noch einmal», sagt Noah. Bei den doppelten Saltos orientiere er sich nach Gefühl, wo oben und unten sei. Das Wasserspringen scheint dem Nachwuchstalent im Blut zu liegen.

Im Jahr 2011 bekam Noah die Swiss Olympic Talentkarte und ist somit im Regionalkader. Im September wird er den Sportpreis der Stadt Aarau erhalten. Diese Neuigkeit erzählt Noah mit leuchtenden Augen. Nächstes Jahr hätte er die Möglichkeit sich für das Nationalkader zu qualifizieren. Einmal mehr wird er im Team mit Abstand der Jüngste sein.

Noah gefällt es, Erfolg zu haben. Auch Interviews gibt er gerne, obwohl er sehr nervös sei. Seinen Pokal der Klubmeisterschaft legt er nach der Präsentation zur Seite, er möchte ihn nach dem Interview vom Staub befreien. «Die vielen Auszeichnungen sind eine schöne Belohnung für ihn», sagt die Mutter. Sie freut sich, dass Noah Freude am Wassersport hat. Das Talent erbte er von keinem Elternteil, schmunzelt Patrizia Ludin. Sie seien beide keine Leistungssportler. Sport sei für Noah der perfekte Ausgleich und eine gute Lebensschule zugleich. Noah gewinnt an Selbstvertrauen, Selbstständigkeit und Mut. Mit dem Leistungsdruck gehe er erstaunlich gut um, lobt die Mutter. «Ich sage mir, wenn ich diesen Sprung schaffe, dann Chapeau. Und nicht, Hilfe, ich muss einen schwierigen Sprung machen», ergänzt der ehrgeizige Junge. Auch Noahs jüngerer Bruder Julian ist eine Wasserratte. Ganz nach seinem Vorbild möchte er nächstes Jahr, wenn er sieben Jahre alt wird, ebenfalls Wasserspringen.

Wunsch: Olympiade

 

Noahs Vorbild ist Tom Daily. Der Brite ist der jüngste Weltmeister auf dem 10-Meter-Turm. Der grösste Traum des Zehnjährigen ist einmal selbst an der Olympiade teilnehmen zu können. Mit 14 Jahren darf er erstmals offiziell an der Europameisterschaft springen. «Ich kann es kaum erwarten», strahlt der Sonnenschein. Noah springt, mit Erlaubnis einiger Veranstalter, bereits jetzt an internationalen Wettkämpfen.

Als schulisches Ziel strebt Noah die Sportkantonsschule in Aarau an. «Ich möchte Ingenieur werden», sagt er. Doch dies ist noch weit entfernt. Zuerst wird er an den Winter Schweizer Meisterschaften als grösster Favorit, erneut um Gold springen. Dies wäre allein in diesem Jahr seine neunte Goldmedaille. Toi, toi, toi!

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