Der dritte Mann im Ring

Box-ringrichter In seiner 47-jährigen Ringrichter-Karriere gab Franz Marti den berühmtesten Boxern Kampfanweisungen. Für den Ex-Oftringer ist klar, der Box-WM-Fight vom 7. Juli wird sein Freund Wladimir Klitschko gewinnen.

Franz Marti ist seit 47 Jahren Ring- und Punkterichter aus Leidenschaft. ZVG)

Franz Marti ist seit 47 Jahren Ring- und Punkterichter aus Leidenschaft. ZVG)

Box-Weltmeister «Dr. Steelhammer» Wladimir Klitschko (UKR) wird seinen Titel im Schwergewicht am 7. Juli in Bern gegen «The Tiger» Tony Thompson (USA) verteidigen. Der Kampf wird im Stade de Suisse unter freiem Himmel vor über 25’000 Zuschauern stattfinden. Bereits vor vier Jahren kämpfte Wladimir Klitschko im Boxring gegen Tony Thompson. Der international bekannteste Schweizer Profiringrichter Franz Marti räumt dem Herausforderer geringe Chancen ein: «Klitschko ist technisch stark überlegen und der KO in der 11. Runde vom 12. Juli 2008 wird moralisch nachwirken.» Doch Klitschko sollte auf Distanz bleiben, denn in der Halb-Distanz und im Infight sei der starke Puncher Thompson sehr gefährlich, weiss Marti. Der ehemalige Oftringer tippt deshalb auf einen Sieg nach Punkten von Wladimir Klitschko. Dies bedeutet, Marti rechnet nicht mit einem frühzeitigen Ende, einem KO. Auf diese Einschätzung kann gewettet werden: Marti hat bedeutende Profi-Kämpfe als dritter Mann im Ring geleitet. In 47 Jahren war er bei mehr als 3’500 Kämpfen als Ring- oder Punkterichter hautnah dabei. Er bereiste die ganze Welt: «Ausser in Australien und Skandinavien, dort war ich nie.» Der 83-jährige Ringrichter ist stolz, dass der aktuelle Kampf der Box-Weltmeisterschaft im Schwergewicht in seinem Heimatland stattfindet. Dies gebe den Schweizer Boxvereinen Auftrieb. Im nächsten Jahr feiert der Landesverband sein 100. Jubiläum. Die WM ist für den Boxsport die beste Werbung, auch zur Nachwuchsförderung.

Eine Leidenschaft fürs Leben

Franz Marti kam eher zufällig zum Boxsport. Er spielte beim SC Bern Eishockey. Als sein Trainer das Sommertraining absagte, wollte er sich trotzdem in Form bringen. Marti fragte einen Kollegen, ob er ihn mit ins Boxtraining von David Avrutschenko nehme. Dies sollte der Anfang für seine 47-jährige Boxsportkarriere sein als Trainer, Super-Visor, Match-Maker, Ringrichter (SBV, EBU und WBC). Unter anderem trainierte Marti beim bekanntesten Schweizer Boxtrainer Charly Bühler. Das harte Training hat sich gelohnt: Marti wurde Meister der Zentralschweiz. Am 24. April 1965 fungierte Marti erstmals als Ringrichter.

Der dritte Mann im Ring

Franz Marti widmete seine ganze Freizeit dem Boxsport. Ende dieses Jahres beendet er seine Karriere als Ringrichter. In Europa hätte der 83-Jährige bereits mit 65 Jahren aufhören müssen. Die Ring- und Punkterichter-Lizenz wird vergeben, wenn die Leistungen, der Jahrgang und der Arzt-Attest in Ordnung sind. Im Jahr 2000 zog Marti mit Samang, seiner Frau, nach Thailand. Dort werde die Lizenz nur nach Arzt-Attest vergeben, unabhängig vom Jahrgang.

Sein letzter Kampf als Ringrichter leitete er am 6. Juli in China. Er wohnt mit fünf Pflegekindern und seiner Frau in der Provinz Phonthong. Die leibliche Mutter könne sich aus verschiedenen Gründen nicht, um ihre Kinder kümmern. «Ich bin zudem Urgrossvater», sagt Marti stolz.

Einzigartige Höhenflüge

Sein eindrücklichster Kampf, den der international bekannte Ringrichter je leitete war in Sun City/Süd-Afrika. Die Südafrikaner waren damals in der Zeit der Apartheid dem WBC-Boykott unterworfen. Sie bekamen erst wieder die Erlaubnis Boxveranstaltungen durchzuführen, als Nelson Mandela die Regierung übernahm. Franz Marti war als Ringrichter beim ersten Kampf nach dem Boykott mit in der Ringarena: «Dies hat mich sehr bewegt».

Franz Marti blickt auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Am aktuellen Box-WM-Fight werde er nicht im Boxring stehen, sondern den Kampf über einen Satelliten-Sender mitverfolgen.

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