Der Bestatter feiert

Mike Müller Der Ex-Oltner Mike Müller feiert in wenigen Tagen seinen Geburtstag.

Mike Müller im Restaurant Markthalle in Zürich: Er schätzt das Leben in Zürich und hat zur Zeit alle Hände voll zu tun. mim)
Mike Müller im Restaurant Markthalle in Zürich: Er schätzt das Leben in Zürich und hat zur Zeit alle Hände voll zu tun. mim)

Mike Müller sitzt bei einem Tee Crème im Restaurant Markthalle in Zürich. Der Schauspieler und Kabarettist ist in Zuchwil aufgewachsen, wohnte in Trimbach, Wisen und einige Jahre in Olten, wo er die Kantonsschule besuchte. «Ich habe gleich hinter dem Bahnhof Olten gewohnt und konnte die verschiedenen Lokomotivtypen am Geräusch erkennen», erzählt Müller, der nach der Kanti in Zürich Philosophie studierte. 1983 gründete er, gemeinsam mit Daniel Tröhler und Daniel Hoch die Jugendtheatergruppe Olten, woraus drei Jahre später der Verein Theatergruppe Olten entstand. Auf die Frage, wie er das Olten von damals in Erinnerung behielt, meint Müller: «Die Erinnerung täuscht, denn in Olten hat sich einiges verändert. Als Jugendlicher empfindet man vieles als verkrustet. Für uns war es schwierig, einen Proberaum zu finden.» Dies sei jedoch nicht per se schlecht gewesen, denn es habe zur Eigeninitiative gezwungen. «Olten hat mit dem Theaterstudio eine kostengünstige Lösung erhalten», betont Müller. Als Höhepunkte dieser Zeit nennt Müller die Monstertourneen, die jenseits der Verhältnisse der Theatergruppe gewesen seien. «Man musste alles selber in die Hand nehmen, organisieren und planen. Wir haben in dieser Zeit unheimlich viel erlebt und an verschiedensten guten und unmöglichen Orten gespielt.»

Verkrustung in Olten

«Mir hat die Verkrustung in Olten Mühe bereitet, diese ist ein Nachteil der Kleinheit», erzählt Müller, der einige Oltner Traditionen, zu welchen er auch die Bastiansfeier zählt, als lächerlich bezeichnet. «Die Vorteile vonOlten beschreibt Alex Capus wunderbar - die Oltner sind nicht stolz Oltner zu sein, aber in Olten lässte es sich praktisch leben. Wenn Leute erklären, wie schön etwas ist, werde ich skeptisch. Da sind die Oltner anders, die suhlen sich nicht im eigenen Stolz.» Seit rund 15 Jahren wohnt und arbeitet Müller in Zürich: «Mit Olten bin ich heute nur noch durch meine Freunde und meine Familie verbunden.» Er schätze das Leben in Zürich, denn hier treffe man unterschiedlichste Leute und er betont das gute Kino- und Theaterangebot. Trotzdem sei er in der Stadt nicht allzu verbandelt, dies wäre sicher anders, wenn er an einer Zürcher Institution beteiligt wäre, fügt Müller an, der regelmässig im Casinotheater Winterthur auftritt.

Prix Wartenfels für Mike

Im August wurde Müller für seine Tätigkeit als Theatermann, Kabarettist und Filmschauspieler mit dem Prix Wartenfels ausgezeichnet. «Ein solcher Preis ist etwas Retrospektives. Das Zurückschauen ist in meinem Beruf jedoch nicht so wichtig, es dient nur, um zu erkennen, was man besser machen könnte. Grundsätzlich sind mir anstehende Projekte wichtiger, denn ich bewege mich in einem schnelllebigen Geschäft. Trotzdem habe ich mich gefreut und die Preisverleihung, Laudatio und das breite Spektrum an Preisträgern als angenehm empfunden.»

Tanzen auf drei Hochzeiten

Müller hat viel zu tun. Einerseits drehte er im Sommer sechs weitere Folgen von «Der Bestatter» in Aarau, tourt mit «Truppenbesuch», einem Projekt, welches er mit seinem Bruder Tobi auf die Beine gestellt hat, durch die Lande und auch der satirische Wochenrückblick Giacobbo/Müller hat wieder begonnen. Bei den Aufnahmen für den Bestatter handle es sich um eine zeitlich enge Geschichte und daher werde oftmals «open end» gearbeitet. Müller wiegelt ab, Parallelitäten seien schwierig, die habe er im letzten Jahr gehabt und im 2013 zu vermeiden versucht. Im nächsten Jahr etwas weniger auf dem Plan zu haben sei auch gut, meint Müller achselzuckend. «Es ist eine Krankheit der Schauspieler, dass sie ihre eigenen Kräfte überschätzen, aber es ist schwierig im Vorfeld abzuwägen, wie viel Energie ein Projekt kostet.»

Der Bestatter und 50 Jahre Mike Müller

Ab 7. Januar 2014 wird die zweite Staffel des Bestatters gezeigt. «TV ist ein tolles Medium», so der bekennende Serienjunkie und fügt an: «Beim Bestatter haben mich zwei Seiten gereizt: Der ehemalige Ermittler und der Bestatter, der sein Amt missbraucht, um seine Ermittlerfunktion weiter ausleben zu können», erzählt Müller, der während seiner Kanti- und Studienzeit u.a. als Totengräber und Tellerwäscher jobbte. «Hätte die Bestatter-Serie gefloppt, wäre die Fernseh-Serie für mich erledigt gewesen.» Am25. Oktober wird Müller 50 Jahre alt - ein Anlass für eine grosse Party? «Ich habe keine Zeit, wir drehen an diesem Tag Sketche für die Sendung und zudem bin ich kein Geburtstagsfetischist.» Aber ein leicht erhöhter Cholesterin- und Alkoholspiegel räumt er dann trotzdem ein. «Ich denke dasÄlterwerden ist in dieser chauvinistischen Branche für einen Mann anders als für eine Frau. Es interessiertnicht wahnsinnig, solange man gute Projekte realisieren darf, aber selbstverständlich merke auch ich denUnterschied zu meinen Jahren als 30-Jähriger.»

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