Der Bannwald ist ein Paradies für Winterpilze

Pilze Der «Verein für Pilzkunde Olten und Umgebung» hat am Sonntag zu einer Exkursion zum Thema Winterpilze eingeladen. Der Bannwald gilt als Schlaraffenland für Pilzfreunde – besonders in der kalten Jahreszeit.

Die Pilzfreunde liessen sich von der Kälte nicht abschrecken und hingen Patrick Fuchs (Mitte) an den Lippen. (Bild: Caspar Reimer)

Für viele Pilzsammlerinnen und Pilzsammler endet die Saison im späten Herbst, denn die bekanntesten Speisepilze bilden ihre Fruchtkörper von Juli bis Oktober. Doch wer von Pilzen ganz angefressen ist, muss auch im Winter nicht auf das Sammeln verzichten. Unter dem Titel «Faszination Winterpilze» haben sich am Sonntagnachmittag trotz eisiger Temperaturen 20 Pilzfreunde beim Start des Vitaparcours Bannwald versammelt, um gemeinsam auf Exkursion zu gehen.

Dabei gab es viel Fachkundiges zu erfahren: «Der Austernseitling braucht einen Temperatursturz, um Fruchtkörper zu bilden. Auch die Pilze Judasohr und Samtfussrübling haben eine Art Frostschutzmittel, können also mehrmals gefrieren und wieder auftauen, ohne zu verderben», erklärte Patrick Fuchs, Leiter der Exkursion und Bibliothekar beim «Verein für Pilzkunde Olten und Umgebung», der zum Anlass eingeladen hatte. Der Spaziergang führte über ordentliche Wanderwege, aber auch schmalere, etwas unwegsamere Trails in einem Bogen Richtung Wangen bei Olten und in rund zweieinhalb Stunden wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Totholz als Nahrung

Der Samtfussrübling ist von November bis März an Baumstümpfen, Stämmen und Ästen von Laubholz zu finden. Mit seinem honiggelben und klebrigen Hut ist dieser Lamellenpilz während der Wintermonate fast unverwechselbar. Als ausgezeichneter Speisepilz wird er bei Kennern geschätzt. Um seine Fruchtkörper ausbilden zu können, benötigt er Temperaturen um den Gefrierpunkt. Bis 15 Grad wächst er, unter null Grad stellt dieser Winterpilz sein Wachstum ein. Angewiesen auf Frost ist der Austernseitling, erst bei Temperaturen unter elf Grad bildet er einen Fruchtkörper. Unter minus 2,8 Grad stellt er das Wachstum ein, wird es aber gegen Mittag etwas wärmer, so spriesst der Pilz munter weiter.

Der Bannwald eigne sich für das Gedeihen von Winterpilzen bestens, da es sich um ein Laubwald mit viel Totholz handle, erklärte Fuchs. «Dieses dient den Winterpilzen als Lebensgrundlage, da sie das Holz zersetzen, sich davon ernähren.» Die drei von der «Vereinigung amtlicher Pilzkontrollorgane der Schweiz» (VAPKO) freigegebenen Speisepilze im Winter – Austernseitling, Judasohr und Samtfussrübling – wachsen oft gemeinsam an der Rotbuche. «Aber auch viele interessante Porlinge kann man im Winter an totem Laubholz entdecken», so Fuchs.

Laien und Pilzprofis

Patrick Fuchs, der nur wenige Minuten vom Wald entfernt wohnt, kennt das Gebiet wie seine Westentasche. So zeigte er den Teilnehmenden Stellen, wo besonders viele Pilze zu finden sind. Dabei tauschten sich die Pilzfreunde rege untereinander aus. Gespräche und Fragen der Exkursionsteilnehmenden machten klar, dass viele von ihnen die Absicht hatten, Pilze kulinarisch zu verwerten – die Sorge, einen giftigen Pilz auf den Teller zu bekommen, war dabei zentral: «Dafür gibt es die Pilzkontrollstellen, wo man sich überhaupt nicht schämen muss, wenn man einen nicht geniessbaren oder giftigen Pilz mitbringt», so Fuchs.

Auch wurde darüber diskutiert, welche Pilze für welche Gerichte geeignet sind und wie sich diese zubereiten liessen. Auf dem Spaziergang waren aber auch Menschen anzutreffen, die sich offensichtlich vertieft mit der Materie von Pilzen beschäftigen – regelrechte Pilzprofis also: Sie tauschten sich etwa darüber aus, auf welcher Holzart ein Fruchtkörper gewachsen sei oder welche Farbe das Sporenpulver habe.

Gute Sicht

Grundsätzlich geht es Patrick Fuchs bei der Pilzsuche – ob im Herbst oder im Winter – darum, Zeit in der Natur zu verbringen. Die Pilzsuche im Winter habe aber auch einen entscheidenden Vorteil: «Man sieht etwas besser durch den Wald und kann sich so auch einen schnelleren Überblick verschaffen. Der Samtfussrübling leuchtet schon von weitem, wenn Schnee liegt. An alten Stämmen sieht man die grossen Porlinge schon von weit weg durch den Wald hindurch», sagt der 31-jährige Oltner, den die Begeisterung für Pilze schon sein Leben lang begleitet: «Ich wurde als Kind bei einer Pilzexkursion von dieser magischen Welt infiziert.»

Pilzsammeln erfreut sich in der Schweiz grosser Beliebtheit. Doch das Wissen um die Pilze ist nicht immer umfassend: Tatsächlich wüssten viele Leute nicht, dass auch im Winter Pilze wachsen, seien überrascht, Menschen mit einem Korb auf Pilzsuche anzutreffen, erzählt Fuchs. Das Sammeln von Pilzen ist ausserdem kantonalen Bestimmungen unterworfen. Im Allgemeinen gilt, dass in Natur- und Pflanzenschutzgebieten keine Pilze gesammelt werden dürfen. Am Ende des Spaziergangs vom Sonntag unterliess es Patrick Fuchs nicht, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die nächste Exkursion schmackhaft zu machen: Am Ostermontag lädt der Verein zu einem Spaziergang zum Thema Morcheln ein.

www.pilzverein-olten.ch

Weitere Artikel zu «Front», die sie interessieren könnten

Front28.02.2024

Der Börsenmann

Roland Arnet Seit mehr als 20 Jahren organisiert der Aarburger Roland Arnet im Stadttheater Olten Sammlerbörsen. Mitte März findet die nächste…
Front21.02.2024

«Wir haben bis zu acht Anfragen pro Woche»

Kinderbetreuung In Wangen bei Olten hat eine neue Kindertagesstätte ihre Tore eröffnet. Geschäftsführerin Nicole Eggenschwiler erzählt, welche…
Front14.02.2024

Ein Umzug wie ein bunter Blumenstrauss

Fasnacht Mit einem lauten Knall setzte sich der Oltner Fasnachtsumzug am vergangenen Sonntag um 14 Uhr in Bewegung. Auch Fasnächtler aus anderen Regionen waren…