Das Ziel fest im Blick

Nicolas Kobelt Seit Sommer 2019 ordnet er alles der angestrebten Tenniskarriere unter, lebt und trainiert in einer Akademie in Stockholm. Nun will der Oltner Nicolas Kobelt bald bei den Profis Fuss fassen.

Nicolas Kobelt sieht sich als «kompletter Spieler». Fortschritte müsse er vor allem im mentalen Bereich erzielen. (Bild: ZVG)
Nicolas Kobelt sieht sich als «kompletter Spieler». Fortschritte müsse er vor allem im mentalen Bereich erzielen. (Bild: ZVG)

Am Morgen hat er in der Tennishalle in Kappel noch trainiert. Jetzt sitzt er entspannt in einem Oltner Restaurant. Ein seltener Moment. Nicolas Kobelt ist schon seit Jahren kaum mehr in seiner Heimatstadt anzutreffen. 2019, als 15-jähriger Teenager, zog er nach Stockholm. Seit mehr als dreieinhalb Jahren lebt der angehende Tennisprofi fernab von Familie und Freunden.

Im Gespräch hinterlässt der bald 19-Jährige einen reflektierten und fokussierten Eindruck. Das frühe Getrenntsein von Eltern und seinen beiden jüngeren Geschwistern liess ihn früher reifen als manche seiner Altersgenossen. Kobelt zählt derzeit bereits zu den besten 15 Tennisspielern der Schweiz. Weltweit rangiert er momentan um Position 860 herum.

Bis Ende Jahr schon in den Top 400?

Aktuell nimmt der Oltner hauptsächlich an Future- und Challengerturnieren teil. Bis spätestens in vier Jahren will er mindestens den Top 100 angehören. Es wäre eine Klassierung, die ihm die Türen zu den Grand-Slam-Turnieren und den ganz grossen Geldtöpfen öffnen würde. Die nötige Zeit will er sich auf jeden Fall einräumen. «Mit 21, 22 den Durchbruch schaffen – das ist das Ziel.» Der Erfolg, ist er überzeugt, werde sich früher oder später einstellen. «Ich bin mir ziemlich sicher, dass er irgendwann kommen wird. Es braucht einfach Zeit.»

In Stockholm ordnet er sein Leben ganz seinem Traum unter: Tennisprofi werden, dereinst den Top 50 der Welt angehören, im Optimalfall vielleicht sogar mal am Masters am Jahresende auflaufen dürfen. Schritt für Schritt soll es nach oben gehen. Täglich schuftet er für sein Ziel. Das Tennistraining dauert rund drei Stunden, daneben feilt er an Ausdauer, Schnelligkeit, Beweglichkeit und Kraft, lernt mittels Youtube-Videos von den Besten. Und dann müssen ja auch noch Reisen und Unterkünfte gebucht werden. Bis Ende Jahr will er den besten 400 Tennisspielern der Welt angehören. Dass das auf seiner Website angegebene Ziel «Top 600 Ende 2023» bereits überholt ist, liegt an den guten Ergebnissen der letzten Monate. Kobelt kam schneller voran als erwartet.

Beim «Heimauftritt» letzte Woche in Trimbach scheiterte er zwar in der ersten Runde. Seine Leistung bei der Dreisatzniederlage gegen einen fast 500 Plätze besser klassierten französischen Spieler durfte sich aber mehr als sehen lassen. «Sicher hatte ich vor dem Turnier gehofft, ein oder zwei Matches zu gewinnen.» Aber allzu stark unter Druck gesetzt habe er sich nicht. Er weiss: Ein Sieg bei dieser Ausgangslage wäre einem Exploit gleichgekommen. Schon bei nächster Gelegenheit kann es die Auslosung wieder gut mit ihm meinen.

Zudem ist Kobelt derzeit handicapiert. Er leidet seit ein paar Wochen an einem Golfarm, einer schmerzhaften Reizung der Muskelsehnen im Ellenbogen. Die Verletzung, herrührend aus einer Überbelastung, kennt er bereits aus dem Vorjahr.

In der Akademie von Magnus Norman

Der frühere Junior des FC Dulliken, der nach der neunten Klasse im Frohheim-Schulhaus nach Schweden zog, trainiert in der Akademie von Magnus Norman. Der einstige Spitzenspieler ist als langjähriger Trainer Stan Wawrinkas bekannt. Die Tennis-Akademie, in der Kobelt momentan einziger Schweizer ist, beschäftigt weitere ehemalige Grössen des Weissen Sports: etwa Joakim Nyström, Mikael Tillström, Nicklas Kulti. «Es ist super, mit solchen Ex-Spielern zusammen arbeiten zu können», freut sich Kobelt.

Ursprünglich hätte Kobelt im Sommer 2019 in einige Akademien reinschnuppern wollen. «Doch ich ging als erstes nach Schweden. Und es gefiel mir in Stockholm derart gut, dass ich danach gar nichts anderes mehr anschauen wollte.» Das anfängliche Heimweh, das ihn in einsamen Stunden abseits des Tennisplatzes hin und wieder heimsuchte, plagt ihn nicht mehr.

In der raren Freizeit bildet sich Kobelt an einer Onlineschule weiter. Im Mai wird er diese mit der letzten Prüfung in Wirtschaft abschliessen. Wie es danach weitergeht, ist derzeit noch offen. Drei Optionen bieten sich an: die Trainingsbasis weiterhin in Stockholm behalten, auf ein US-College wechseln oder künftig bei Swiss Tennis in Biel trainieren. Ein Tennisspieler – zumal einer in diesen Weltranglistenpositionen – muss aber ohnehin äusserst flexibel sein. Die meisten Einsätze ergeben sich kurzfristig. Selbst das Programm der kommenden Wochen ist noch weitgehend unklar.

Mit 1.75 Meter vergleichsweise klein

Der Rechtshänder, der sich als «aggressiven Grundlinienspieler» charakterisiert, weist für einen Tennisspieler eine vergleichsweise geringe Körpergrösse auf. Er ist «nur» 1.75 Meter gross. Als Nachteil sieht er die fehlenden Zentimeter nicht. Er sei ein «sehr kompletter Spieler» ohne wirkliche Schwächen. Selbst den Service sieht er nicht als solche. «Mein Aufschlag ist präzis, ich kann schnell servieren, variiere auch oft. Es ist ein Schlag, mit dem ich viele Punkte erzielen kann.»

Am meisten Steigerungspotenzial sieht er beim Kopf, beim Mentalen. Ganz wichtig sei, auch an Tagen, an denen wenig zusammenpasse, ein gewisses Niveau nicht zu unterschreiten. Diesbezüglich habe er in den letzten anderthalb Jahren grosse Fortschritte erzielt.

Was war denn sein bisher grösster Sieg? «Einen der Besten habe ich noch nicht bezwungen. Das kommt noch.»

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