Das Showgirl auf der Zermatter Bühne

Michaela Gurten Die in Olten wohnhafte Musicaldarstellerin und Chorleiterin spielt in den Freilichtspielen Zermatt «The Matterhorn Story» eine der zwei tragenden Frauenrollen. Ein Gespräch über Heimat, regnerische, aber mystische Vorstellungen und das authentische Spiel auf der Bühne.

Die Oltnerin Michaela Gurten in der Rolle der Maja Seiler im Stück «The Matterhorn Story» der Freilichtspiele Zermatt. (Bild: ZVG)
Die Oltnerin Michaela Gurten in der Rolle der Maja Seiler im Stück «The Matterhorn Story» der Freilichtspiele Zermatt. (Bild: ZVG)

Sie sei in Olten, fahre jedoch am Abend wieder zurück nach Zermatt, da am darauffolgenden Abend wieder eine Vorstellung stattfinde, antwortete Michaela Gurten auf die Interviewanfrage. Regelmässig weitere Distanzen mit dem Zug hin und her zu pendeln ist für die ehemalige Grundschullehrerin nichts Neues. Bereits mehrmals reiste sie für ein Engagement in der Dinner-Show von Alfons Schuhbeck zwischen ihrem Wohnort und München hin und her, da sie daneben mehrerer Chöre in Olten betreute. Die 35-Jährige wohnt seit 2010 in Olten, leitet den «Kinder- und Jugendchor Olten/Starrkirch-Wil» und den Erwachsenenchor «Projektchor Olten».

Zurück in die Heimat

Dieses Mal führte sie ihr beruflicher Weg jedoch nicht ins Ausland, sondern zurück in ihre Heimat. Michaela Gurten wuchs im Wallis auf. Dort war es dem zierlichen Energiebündel jedoch stets zu eng - sowohl landschaftlich als auch aufgrund der begrenzten Möglichkeiten. 2006 erfüllte sich Gurten einen lang gehegten Traum: Sie absolvierte die Ausbildung zur Musicaldarstellerin in München. Singen, Tanzen und auf der Bühne zu stehen gehören für sie, neben der Betreuung der Chöre, zu ihren Leidenschaften. Und nun folgt ein Engagement in einem rustikalen und authentischen Freilichttheater in Zermatt. Wie war es für Gurten wieder heimzukehren? «Es ist ja nicht für immer», schmunzelt die Schauspielerin und fügt an: «Aber es freut mich, dass nun auch die Familie und Freunde Gelegenheit haben, mich auf der Bühne zu sehen. Ausserdem ist es toll, dass mir mein «Walliserditsch» für einmal nicht im Weg stand, sondern förderlich ist für die Rolle der Maja Seiler.»

Vom Showgirl auf die Zermatter Bühne

«Die vergangenen Jahre bin ich als Showgirl auf der Bühne gestanden. In diesen Rollen geht es darum, auffällig, farbig und ans Publikum gerichtet zu sein. In der Rolle der zerbrechlichen Hotelierstochter Maja Seiler, die sich in Lord Douglas verliebt, der am Matterhorn stirbt, musste ich mich sehr zurücknehmen», gibt Gurten lachend zu. Doch inzwischen spiele sie keine Rolle mehr, sondern sei während dieser Zeit Maja Seiler. Die Berner Theater-Regisseurin und Autorin Livia Anne Richard, die als Initiantin und Gründerin des Berner Freilichttheaters Gurten bekannt geworden ist, spann um die auf wahren Ereignissen beruhende Erstbesteigung des Matterhorns zwei Liebesgeschichten. Zudem legte sie den Fokus auf die Zermatter Dorfbewohner und brachte mit deren Besetzung viel Autenthizität ins Stück. Ungewöhnlich ist auch der Wechsel zwischen den Sprachen, so wird auf der Bühne Englisch, ein schweizerisch angehauchtes Hochdeutsch und Walliserdeutsch gesprochen.

Eine einmalige Kulisse

«Vergangenen September habe ich die Zusage für die Rolle erhalten. Es hat mich gereizt, in einer Schweizer Produktion in der Heimat mitzuwirken», erinnert sich Gurten. Die minimalistische Theaterbühne und die Tribüne, eingebettet in die Natur, wurden während Wochen und bei Schnee auf dem Riffelberg errichtet. «Das majestätische Matterhorn im Hintergrund bietet eine einmalige Kulisse», schwärmt Gurten und fügt an: «Doch das Wetter ist tückisch, so haben wir seit der Premiere am 9. Juli bereits einige Male in nassen Kostümen gespielt.» Doch keine Angst, die Zuschauer werden jeweils mit Regen-Ponchos und Decken ausgestattet. «Da im Stück viele Laienschauspieler mitwirken, haben wir bereits im März mit den Proben begonnen. Bei Profi-Schauspielern dauern die Proben in der Regel vier bis sechs Wochen, doch die Zeit war nötig, um eine Einheit zu werden. Es ist schön, dass beide Seiten voneinander lernen können. Die Profis von der erfrischenden Spielfreude der Laien und die Laien vom Erfahrungsschatz der Profis», erzählt Gurten, die noch bis 29. August von Mittwoch bis Sonntag auf der Freilichtbühne in Zermatt steht und als einzige der Mitwirkenden für ihren Lord ein Lied singen darf.

 

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